Von True Crime bis zur Pop-Analyse auf Mikroebene: 13 Musik-Podcasts, die sich lohnen
Kaum jemand kann sich dem Podcast-Hype entziehen. Gerade im Musik-Bereich gibt es sehr viel Hörenswertes. Um bei der enormen Auswahl nicht den Überblick zu verlieren, haben wir hier die Perlen rausgesucht.
Musikgeschichte meets Kriminalfall, Serien, die ganze Alben Song für Song analysieren oder äusserst humorvolle Erzählungen über die Eskapaden der Country-Szene: Wir haben uns durch den Podcast-Dschungel gewühlt und präsentieren die unterhaltsamsten, informativsten und ungewöhnlichsten Podcasts der Musik-Szene.
Song Exploder
Kein Geheimtipp, aber ein absolutes Must für alle Musikfans ist «Song Exploder» mit Hrishikesh Hirway. Das Konzept des wöchentlichen Podcast aus Los Angeles (inkl. eigener Netflix-Serie) ist relativ simpel: Die Macher:innen laden Künstler:innen aus ganz unterschiedlichen Genres in ihr Studio ein, um gemeinsam mit ihnen über einen bestimmten Song aus ihrem Schaffen zu sprechen und diesen ganz detailliert in seine Bestandteile zu zerlegen. Die Hörer:innen erhalten einen persönlichen und ungefilterten Einblick in die Gedankenwelt der Gäst:innen. Die Episoden-Liste liest sich wie das Who is Who der internationalen Musik-Elite: Dua Lipa, Hans Zimmer, Imagine Dragons, Metallica, Apparat, FKA Twigs, 100 gecs, Bon Iver, Fleetwood Mac, Action Bronson, Arcade Fire, The Roots, Gorillaz und Unzählige mehr.
Dissect
Analyse auf Mikroebene und ein Traum für jede:n Musikliebhaber:in: Der Podcast «Dissect» von Host Cole Cuchna widmet sich in jeder Staffel einem einzigen Album, beispielsweise Kanye Wests «Yeezus». Langweilig? Auf gar keinen Fall! Wer nimmt sich sonst die Zeit, ein acht Jahre altes Album Stück für Stück, Ton für Ton zu besprechen? In der heutigen Medienlandschaft praktisch undenkbar. Weitere Highlights: Kendrick Lamars «To Pimp a Butterfly», Lauryn Hills «The Miseducation of Lauryn oder Tyler, The Creator, der sich in «Flower Boy mit seiner Sexualität auseinandersetzt.
Der New York Times «Popcast»
Kann die Musik von Harry Styles mit seinem Ruhm mithalten? Inwiefern gestaltet Klatsch & Tratsch die digitalen Hip-Hop-Medien neu? Und haben Frauen überhaupt eine Chance in der Country Musik? Wer in Sachen Trends und News rund um Musik Up-to-date bleiben will, sollte sich unbedingt den «Popcast» von Musik-Experte und Kritiker Jon Caramanica merken. Jede Episode dreht sich zwar irgendwie um das Thema Musik, trotzdem kommt der Podcast jede Woche ein bisschen anders daher – Gossip wie z.B. der Streit zwischen Drake und Pusha-T inklusive.
Rolling Stone Music Now
Was ist die wahre Geschichte der Sex Pistols? Welches sind die besten Alben des Jahres, die bisher unentdeckt blieben? Und welche Geheimnisse wurden über das Woodstock-Festival noch nicht enthüllt? Die Redaktion des US-amerikanischen Rolling Stone bietet in ihrem wöchentlichen Podcast «Rolling Stone Music Now» einen spannenden Mix aus Künstler:innen-Interviews, News, Einblicken von Expert:innen und aktuellen Fragen und Antworten rund um die Musikwelt.
Switched On Pop
Der Musikwissenschaftler Nate Sloan und der Songwriter Charlie Harding nehmen sich in «Switched on Pop» seit 2014 einzelne Popsongs, Genres oder bestimmte pophistorische Momente vor und erklären, weshalb gerade dieses Lied ein Hit wurde oder welche Gemeinsamkeiten Pop und Klassik haben. Dabei ordnen sie ihre Argumentation immer in einen kulturellen Kontext ein. Sie waren nicht unbeteiligt daran, dass sich das Pop-Genre und der Begriff des «poptisms» auch in elitären Musikkritiker:innen-Kreisen etablieren konnte und nicht als ein reines Chart-Phänomen abgetan wurde. Besonders spannend wird es, wenn sie sich z.B. mit spezifischen Themen wie der Rivalität zwischen West-Coast- und East-Coast-Rap beschäftigen. Immer wieder kommen auch Interviewgäst:innen zu Wort, die mit ihrem Wissen noch viel mehr Wissenswertes beisteuern.
SWR2 Erklär mir Pop
In unter zehn Minuten einen ganzen Song erklären? Genau das macht Professor Udo Dahmen jeden Samstag in «Erklär mir Pop». Der künstlerische Direktor der Popakademie Mannheim blickt hinter die Fassaden der erfolgreichsten Popsongs, analysiert diese kurz und pointiert und versorgt seine Hörer:innen immer mit spannenden Hintergrundinformationen zu den Künstler:innen und zum Entstehungsprozess der Lieder. Ob Beatles, Fugees oder Rolling Stones, ob Tina Turner, Cindy Lauper oder Rio Reiser – hier sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Disgraceland
Für all jene, denen die bisherigen Tipps zu kopflastig und zu analytisch waren, für die haben wir genau das Richtige: «Disgraceland» beschäftigt sich mit den grössten Kriminalfällen innerhalb des Musikbusiness. Jake Brennan bespricht jeweils während einer halben Stunde so mysteriöse Fälle wie den Tod von Sid Vicious, die Liste und Liebesbriefe der Stalker von Taylor Swift oder die tragische Liebesbeziehung zwischen Kurt Cobain und Courtney Love. Der Podcast ist keine Geschichtsstunde, sondern pure Unterhaltung – fiktive Figuren nicht ausgeschlossen.
Wind of Change
«I follow the Moskva / Down to Gorky Park / Listening to the wind of change / An August summer night / Soldiers passing by / Listening to the wind of change» – Stammt der grösste Hit der Scorpions tatsächlich von der CIA? Schliesslich nutzten die Amerikaner im Kampf gegen den Kommunismus jede erdenkliche Waffe, auch die Kultur wurde zur Propaganda. Aber ging das wirklich so weit, das selbst eine Pophit wie «Wind of Change» den Ostblock für die westliche Kultur begeistern sollte? Dem Gerücht geht Journalist Patrick Radden Keefe in diesem sehr empfehlenswerten Podcast nach. Denn er zweifelt an der ofiziellen Entstehungsgeschichte des Songs. Zurecht?
Cocaine & Rhinestones
Schadenfroh und humorvoll: «Cocaine & Rhinestones» widmet sich in ausführlichen und nicht selten 90- bis 120-minütigen Episoden den Exzentriker:innen der Country-Musik-Szene. Tyler Mahan Coe, der Sohn des Country-Musikers David Allen Coe, berichtet über Ausschweifungen und Eskapaden, räumt mit Missverständnissen auf erzählt die Geschichten derjenigen, die den Nashville-Sound zwar massgeblich geprägt, jedoch lange Zeit nicht entsprechend gewürdigt wurden. Es hilft wahrscheinlich, wenn man die Musik mag, ist aber auch sonst äusserst hörenswert.
That’s Not Metal
Die Liste der Podcasts, die sich um die sorgfältige Analyse von Pop oder Rap und deren Protagonist:innen drehen, ist unendlich lang. «That’s Not Metal» bietet eine sehr willkommene Abwechslung – und zwar nicht nur für Fans der härteren Klänge. Seit 2015 präsentieren die Hosts Perran Helyes, Alec Chillingworth und Sam Dignon jede Woche die beste neue Musik innerhalb der Rock-, Metal- und Alternativszene. Alle sammelten jahrelang professionelle Erfahrung bei Publikationen wie Metal Hammer, Knotfest oder Distorted Sound und vereinen hier ihr geballtes Musikwissen. Trotzdem spürt man als Zuhörer:in, dass echte Musikliebhaber:innen dahinter stehen, denen es um ihre Leidenschaft und nicht um elitären Musik-Journalismus geht.
RA Exchange
Es ist ziemlich erstaunlich, wie wenige wirklich gute Podcasts es für bzw. über elektronische Musik gibt. «RA Exchange» ist die grosse Ausnahme. Die Musik-Plattform Resident Advisor veröffentlicht jede Woche eine neue Episode über ein:e Künstler:in, ein Label, einen Club oder ein:e Promotor:in, welche die elektronische Musiklandschaft massgeblich prägen. Aber auch kulturelle, politische oder gesellschaftliche Themen, die mit der Szene zusammenhängen, werden besprochen. Zu Gast waren schon Grimes, Virgil Abloh oder Richie Hawtin, Themen wie das New Yorker Nightlife in den 90er-Jahren werden ebenso diskutiert wie der legendäre Techno-Club fabric im Londoner Osten.
Broken Record
Was passiert, wenn ein Moderator, ein Journalist, ein Produzent und ein Wissenschaftsautor aufeinandertreffen? Die Chancen stehen gut, dass dabei einer der herausragendsten Musik-Podcasts aller Zeiten entstehen kann. In «Broken Record» diskutieren Justin Richmond (Host), Malcolm Gladwell (The Tipping Point), Rick Rubin (Beastie Boys, Red Hot Chili Peppers), und Bruce Headlam (New York Times) einmal die Woche die neusten Platten direkt mit den Künstler:innen. Zu Gast im Studio in Los Angeles waren bereits Jack White, Taylor the Creator und Patti Smith. Selbstverständlich hält sich auch Über-Produzent Rick Rubin nicht mit persönlichen Erzählungen und Anekdoten aus dem Business zurück.
And The Writer Is…
Der Songwriter Ross Golan nutzt seinen Podcast «And the Writer Is...», um die Beziehung zwischen Songwriter:innen und Künstler:innen zu ergründen. Gleichzeitig zollt er den Menschen hinter den Kulissen Anerkennung. Denn diese kommt oft viel zu kurz. Golan war selber an Hits von Ariana Grande, Selena Gomez und Flo Rida beteiligt. In seinem Podcast widmet er sich jeweils während einer Stunde allen Aspekten rund um die Entstehung eines Songs. Er führt Interviews mit Songwriter:innen, lässt Künstler:innen zu Wort kommen und arbeitet sich so Stück für Stück an diesem kreativen Prozess ab.
Diese Liste hat selbstverständlich keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit. Viel mehr geht es darum, einen Überblick über die Musik-Podcast-Landschaft zu vermitteln und einige besonders hörenswerte Vertreter:innen hervorzuheben.