Veröffentlicht am 04. Januar 2024

Spencer Elden vs. Nirvana: Nächste Runde vor Gericht?

Eigentlich galt der Gerichtsstreit zwischen dem «Nevermind»-Cover-Baby Spencer Elden gegen Nirvana seit 2022 als geklärt. Elden habe mit seiner Klage zu lange gewartet, hiess es. Nun entschied jedoch ein amerikanisches Berufungsgericht: Eine Klage Eldens ist rechtens – wenn es sich bei dem Bild um Kinderpornografie handele.

Journalist
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Noch zum 25. Jubiläum des Nirvana-Albums «Nevermind» im Jahr 2016 posierte Spencer Elden für die konservative Boulevard-Zeitung «New York Post» mit dem Cover, das Rockgeschichte schrieb, am Pool in Los Angeles, in dem es entstand. Man sieht auf «Nevermind» den vier Monate alten Spencer. Nackt. Wie er anscheinend einem Geldschein an einem Angelhaken hinterherschwimmt. Fotografiert wurde Elden 1992 von Kirk Weddle, einem Spezialisten für Unterwasser-Aufnahmen. Angeblich soll er damals gerufen haben: «OK, throw the baby in the pool now.» Was viele Fans als Statement der Band gegen die geldgierige Musikindustrie interpretierten, war laut des damaligen Art Directors Robert Fisher von Geffen Records allerdings eher von einer Dokumentation über Wassergeburten inspiriert, die Kurt Cobain gesehen hatte. «Er dachte, das Foto einer Wassergeburt sei ein gutes Cover. Da dieses Motiv aber zu explizit gewesen wäre, hat man sich für ein schwimmendes Baby entschieden.»

Der Preis des Fotos: 250 Dollar und eine Platin-Schallplatte

Spencer Elden war jedoch nicht das einzige Coverbaby. Nach einem Casting entschied sich Fotograf Kirk Weddle schliesslich für vier potentielle Kandidaten. Dem Magazin «Entertainment Weekly» sagt Weddle später: «Du brauchst für so was eine Menge Kids, weil du dich nie drauf verlassen kannst, dass sie tun, was du von ihnen willst.» Während die Fotos entstanden, warteten die Eltern am Rand des Pools. Spencer wurde von seinem Vater Rick Elden gebracht. Der Angelhaken mit dem Geldschein wurde später auf Wunsch von Cobain in das Motiv eingefügt. Für das Foto bekamen die Eldens 250 Dollar – und später eine Platin-Schallplatte, als «Nevermind»-Triple-Platin-Status erreicht hatte. Spencer Elden stellte auch beim 10. Jubiläum 2001, beim 17. in 2008 und beim 20. in 2011 ein ERinnerungs-Foto – mal sprang er, diesmal mit Badehose, in den Pool, mal posierte er mit Cover davor. 2003 sagte er dem amerikanischen Rolling Stone: «Alle fünf Jahre oder so ruft jemand an und fragt nach ‘Nevermind’ – und ich kann vielleicht ein bisschen Geld damit verdienen.» Auch in diversen Talkshows trat er auf und erzählte, lange Zeit nicht ohne Stolz, dass er das Nirvana-Baby sei.

Klage im Jahr des 30. Jubiläums

2021, im Jahr des 30. Jubiläums, sah die Sache dann ganz anders aus. In diesem Jahr reichte Spencer Elden Klage gegen Nirvana ein – bzw. gegen insgesamt zehn Personen aus der Band und dem Umfeld, darunter der Nirvana-Schlagzeuger Dave Grohl und Bassist Krist Novoselic, ausserdem die Witwe des Sängers Kurt Cobain, und auch der Fotograf, Kirk Weddle. Elden verlangte mindestens 150.000 Dollar Schadensersatz pro Beklagtem. Das Bild auf dem Cover sei Kinderpornografie. Es verstosse aufgrund sexueller Ausbeutung gegen US-Gesetze. Die millionenfache Vervielfältigung des Bildes, auf dem sein Penis zu erkennen sei, habe ihm «dauerhaften Schaden» zugefügt und jede weitere Wiederveröffentlichung – wie die 2021 veröffentlichte, üppige Jubiläums-Edition zum 30. – sei eine «neue persönliche Verletzung».

Das Bezirksgericht in Los Angeles schmetterte die Klage nach einigem Gezerre schliesslich ab. Die Erklärung lautete: Spencer Elden haben zu lange mit der Klage gewartet. Er habe schliesslich schon viele Jahre von diesem vermeintlichen Verstoss gewusst, ohne juristische Schritte einzuleiten. Ausserdem habe er immer wieder damit Geld verdient.

Eine Klage wäre rechtmäßig, wenn ...

Elden ging daraufhin in Berufung – und bekam kurz vor Weihnachten überraschend recht. Die Richter des zuständigen Berufungsgerichts befanden, die Klage sei rechtmässig und tatsächlich jede neue Veröffentlichung – also auch das Cover zum 30. Jubiläum – eine neue persönliche Verletzung. Damit geht die Klage wieder zurück zur vorherigen Instanz, wo sie neu verhandelt bzw. eingereicht werden kann. Allerdings stellte das Berufungsgericht klar: «Die Frage, ob das ‘Nevermind’-Album-Cover, die Definitionskriterien von Kinderpornografie erfüllt, war nicht Teil der eingereichten Berufung.» Was bedeutet: Um von den Nirvana-Mitgliedern Geld zu bekommen, müssen Elden und seine Anwälte belegen, dass das Cover Kinderpornografie sei.

Wie es nun weitergeht, steht bisher noch nicht fest. Spencer Elden und seine Anwälte haben sich noch nicht zu weiteren Schritten geäussert. Bert H. Deixler, einer der Nirvana-Anwälte, sprach von einem «verfahrungstechnischen Rückschritt» und sagte weiter: «Wir werden diesen völlig unbegründeten Fall mit Nachdruck verteidigen und gehen davon aus, dass wir ihn gewinnen werden.»

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CHRIS DE BURGH – «50LO»

Chris de Burgh feiert im Jahr 2024 einen bemerkenswerten Meilenstein in seiner Karriere: ein halbes Jahrhundert als «recording artist». Passend dazu wird er sein neues Album «50» veröffentlichen und damit auf Tournee gehen. Im November 2024 spielt Chris de Burgh in Bern und Zürich.


Als er 1974 seinen ersten Plattenvertrag unterzeichnete und im selben Jahr sein Debütalbum «Far beyond These Castle Walls» erschien, blickte Chris de Burgh nicht über die unmittelbare Zukunft hinaus. «Als ich ein Exemplar dieser Platte in den Händen hielt, hätte ich nicht gedacht, dass es nach dieser Erscheinung noch weitergehen würde», erinnert er sich. «Ich war unglaublich naiv, was das Musikgeschäft anging, aber ich war voller Hoffnung und Träume, und auf spektakuläre Weise wurden meine Träume nicht nur wahr, sie wurden wahrer als wahr. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich so lange durchhalten würde. Fünfzig Jahre? Wow!»

Ein Song aus dem ersten Album liess schon früh erahnen, was auf Chris zukommen würde; die Single «Flying» war in Brasilien 17 Wochen lang ununterbrochen auf Platz 1. «Ich dachte: 'Gut, ich bin dabei! Ein Weltstar über Nacht!», erinnert sich Chris. «Doch so einfach war es nicht. Von da an war es ein hartes Stück Arbeit und eine wirklich schwere Zeit, aber die Erfahrung, die ich im Hotel meiner Eltern, Bargy Castle, gemacht hatte, als ich für die Gäste dort auftrat, liess mich daran glauben, dass ich etwas hatte, das ich den Menschen geben konnte.»

Nach und nach wurde ein Markt nach dem anderen - Australien, Südafrika, Irland, Norwegen, Kanada, das Vereinigte Königreich, Deutschland, Österreich, die Schweiz und der Libanon, um nur einige zu nennen - auf seine Musik aufmerksam, und mit jeder Veröffentlichung eines neuen Albums wurde ein solides Fundament für eine dauerhafte und bedeutende internationale Karriere gelegt.

«Was ich zu erreichen versuchte, war, einen Globus zu betrachten und darin Lichter anzuzünden», sagt Chris. «Manche haben länger gebraucht, bis sie angegangen sind, manche sind nie angegangen, manche sind später wieder erloschen, was ganz natürlich ist. Ich bin viel gereist und habe viel gearbeitet, denn am Ende gibt es nur ein Ich. Ich bin der Motor. Ich schreibe alle Songs, alle Texte, mache alle Fernsehshows, alle Radiosendungen, alle Interviews.»

Im Laufe von fünf Jahrzehnten hat Chris weltweit mehr als 45 Millionen Alben verkauft, fast 4.000 Konzerte auf der ganzen Welt gegeben und, was vielleicht noch bemerkenswerter ist, weiterhin seine Musik auf seine Weise für seine treue Anhängerschaft gemacht. «Ohne die Liebe und Unterstützung meines Publikums hätte ich niemals eine so lange Karriere gehabt», räumt Chris ein.

Um diese Beziehung und seine musikalische Langlebigkeit zu feiern, wird Chris 2024 ein neues Album mit dem Titel «50» veröffentlichen und damit auf Tournee durch Europa und darüber hinaus gehen. «Ich werde für das neue Album meine Lieblingssongs von jedem meiner früheren Studioalben auswählen», sagt er, «und ich werde auch drei neue Songs schreiben und aufnehmen. Das wird eine grossartige Möglichkeit sein, in die Welt zu treten und zu sagen: 'Das ist es, was ich gemacht habe.' Es ist natürlich nur ein Vorgeschmack auf das, was ich gemacht habe, denn ich habe rund 330 Songs geschrieben, und es werden immer mehr.»

«Die Tour wird sich auf die Zeit beziehen, in der ich angefangen habe, als einzelner Mann mit einer Gitarre und einem Klavier. Es wird also darum gehen, dass ich auftrete und über die Musik spreche, über den Ursprung der Songs und ihren Hintergrund.»

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