Veröffentlicht am 07. August 2024

Die wahre Geschichte hinter «Smoke On The Water»

Kaum eine Entstehungsgeschichte ist so dramatisch wie jene von «Smoke On The Water» von Deep Purple. Inspiriert wurde der 1971 geschriebene Hit von einem Feuer am Genfer See in Montreux, das während einer Show von Frank Zappa ausbrach.

Journalist
1741

Am 4. Dezember 1971 wurde in der Schweiz gleich in doppelter Hinsicht Musikgeschichte geschrieben. Zum einen spielte dort Frank Zappa mit seiner Mothers of Invention im Casino von Montreux ein Konzert, zum anderen lieferte ebenjene Show die Inspiration für einen der bekanntesten Rocksongs aller Zeiten: «Smoke On The Water» von Deep Purple.

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Die Band – damals noch in der Besetzung Ian Gillan, Ritchie Blackmore, Roger Glover, Jon Lord und Ian Paice – arbeitete in Montreux in einem mobilen Studio, das sie von den Rolling Stones geborgt hatten, an jener Platte, die später «Machine Head» heissen sollte. Das lässt sich perfekt an der ersten Strophe ablesen: «We all came out to Montreux / On the Lake Geneva shoreline / To make records with a mobile, yeah / We didn't have much time now.»

An jenem Abend des 4. Dezembers 1971 spielten The Mothers Of Invention um Frank Zappa im Casino von Montreux, das in unmittelbarer Nachbarschaft des provisorischen Studios lag. Mitten in der Show brach ein Feuer aus. Auch das ist im Song verewigt: «Frank Zappa and the Mothers / Were at the best place around / But some stupid with a flare gun / Burned the place to the ground».

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Die Sache mit der Signalpistole stimmt allerdings nicht ganz. Peter Schneider, einer der Augenzeugen des Abends, schrieb 2009 einen ausführlichen Blogeintrag, in dem er seine eigenen Erfahrungen mit weiteren Recherchen weitergab. Darin schreibt er: «Das Feuer wurde von einem jungen Mann aus Osteuropa gelegt, der gleich am nächsten Tag in seine Heimat floh. Ich glaube nicht, dass es durch eine Leuchtpistole ausgelöst wurde, wie es in dem Lied heisst, sondern dadurch, dass der Junge brennende Streichhölzer in die Luft warf und eines davon an der sehr niedrigen Decke hängen blieb. ... Das Feuer brach also genau über der Stelle aus, an der der Junge auf den niedrig liegenden Deckenbalken sass.»

Claude Nobs und Jean-Paul Marquis ©1971 Alain Bettex (Quelle: Montreux Jazz Festival)
Claude Nobs und Jean-Paul Marquis ©1971 Alain Bettex (Quelle: Montreux Jazz Festival)

Frank Zappa selbst sagte in einem Interview in den Tagen darauf, er sei sehr glücklich darüber gewesen, wie organisiert Veranstalter und Fans im Chaos reagiert hätten. Daran war allerdings auch Zappa schuld: Er machte sehr ruhige Ansagen auf der Bühne und trug damit entscheidend dazu bei, dass keine Panik ausbrach. Deep Purple setzen mit der Zeile «Funky Claude was running in and out / He was pulling kids out the ground now» auch dem damaligen Direktor des Montreux Jazz Festivals, Claude Nob, ein Denkmal.

Funky Claude. (Quelle: Studio Edouard Curchod)
Funky Claude. (Quelle: Studio Edouard Curchod)

Wie durch ein Wunder kam an diesem Abend niemand ums Leben. Frank Zappa wurde jedoch verletzt, als er von einem panischen Fan in den Bühnengraben geschubst wurde. Er war daraufhin eine Weile auf einen Rollstuhl angewiesen. Und ein trauriger Not-So-Fun-Fact: Zappa starb ausgerechnet an einem, dem 22., Jahrestag des Feuers – am 4. Dezember 1993. Das Casino brannte danach fast vollständig ab. Ebenso sämtliches Equipment der Mothers Of Invention – ausser einer Kuhglocke, die das Feuer auf wundersame Weise überlebte.

Der Song war eigentlich nur Füllmaterial

Ian Gillan, Sänger und Texter von Deep Purple, erzählte im vergangenen Jahr in einem Radiointerview ein paar erstaunliche Details über die Entstehung. Obwohl heutzutage wohl alle Rockfans das Riff, den Text und den Refrain kennen und «Smoke On The Water» angeblich fast so bekannt wie die amerikanische Nationalhymne ist, war der Song eigentlich nur Füllmaterial.

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Man kann das aus diesen Zeilen herauslesen: «When it all was over / Find another place / Swiss time was running out / It seemed that we would lose the race.» Gillan sagt in dem Interview dazu: «Das Seltsame daran war, dass es nur ein Wegwerf-Track auf 'Machine Head' war. Wir waren knapp an Material, der Produzent sagte: 'Ihr habt sieben Minuten zu wenig, Leute...'. Also nahmen wir es, es war ein Aufwärmstück, um durch den Soundcheck zu kommen, und das war der 'Smoke on the Water' Backing Track.» Roger Glover und er haben dann den Tex geschrieben, «die Geschichte des niedergebrannten Casinos, des Feuers und was in diesen turbulenten Tagen geschah.»

Obwohl Deep Purple den Song unzählige Male gespielt haben und Gillans Tochter ihn angeblich nicht mehr hören kann, hat er selbst immer noch Freude daran. Das gab er 2018 in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» zu: «Das ist ein tolles Lied und ein Klassiker der Rockmusik.» Wie oft, er das Lied gespielt habe, wisse er jedoch auch nicht genau. «Das kann ich nur überschlagen. Wir machen mit Deep Purple im Schnitt 150 Shows pro Jahr und haben den Song seit 44 Jahren im Repertoire. Da kommen - ohne meine Soloauftritte - 6600 Male zusammen.»

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Auf jeden Fall dürfte der Song ihn und alle Beteiligten finanziell saniert haben: Da es erst ein Jahr nach dem Albumrelease als Single veröffentlicht wurde, landete es 1973 auf Platz 4 der US Billboard Charts und hielt sich eigentlich seit dem im Chanon der bekanntesten Rocksongs aller Zeiten.

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