Veröffentlicht am 21. Dezember 2023

Bad Omens und Poppy zerlegen im Februar Zürich

Ein Band-Package der besonderen Sorte wird am 1. Februar in der Halle 622 in Zürich lärmen: Die amerikanische Metalcore-Instanz Bad Omens stellt endlich ihr aktuelles Album «The Death Of Peace Of Mind» live in der Schweiz vor und überlässt vorher dem Internet-Phänomen Poppy die Bühne, die inzwischen ebenfalls einen herrlich aggressiven Sound fährt.

Journalist
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Man weiss bei Bands wie Bad Omens ja manchmal, was kommt – und trotzdem geht einem immer wieder das Herz auf, wenn Sänger Noah Sebastian seine warme, weiche Gesangsstimme plötzlich herunterschluckt und irgendwo aus tiefster Kehle ein Brüllen hervorholt, bei dem sich die Nackenhaare aufstellen. Man höre dafür nur den Opener ihres 2022er-Albums «The Death Of Peace Mind». Der heisst «Concrete Jungle», beginnt als kraftvolle, sehr schön gesungene Alternative-Ballade – und kippt nach zweieinhalb Minuten plötzlich in einen wütenden Metalcore-Killer, befeuert von Sebastians Shouting, das standesgemäss von einer Zeile eingeläutet wird, in der das «F-Word» vorkommt. Dieses Heiss-Kalt-Singen-Schreien-Schwelgen-Lärmen-Wechselspiel steckt natürlich in der DNS des Metalcore-Genres, aber es gibt wenige Bands, die das immer wieder so perfekt exekutieren wie Bad Omens.

«Wir identifizieren uns nicht mehr als Rockband.»

Frontmann und Hauptsongwriter Noah Sebastian dürfte es allerdings gar nicht so sehr gefallen, wenn man Bad Omens als perfektes Beispiel einer Metalcore- oder überhaupt einer Rockband inszeniert. Schon «The Death Of Peace Of Mind» hat nämlich gezeigt, dass Bad Omens wenig Berührungsängste mit anderen Genres haben. Die elektronischen Momente sind präsenter, es gibt Ambient-artige Sounds ebenso wie Breakbeat-Attacken. Sebastian sagte Anfang des Jahres: «Wir identifizieren uns nicht mehr als Rockband». In einem aktuellen Interview mit dem britischen Musikmagazin «Kerrrang!» präzisierte er dieses Statement: «Ich möchte einfach Musik machen, die ich von anderen Bands noch nicht gehört habe. Es ist schwierig, das Rad neu zu erfinden, wenn man bloss ein Rockalbum macht. ‘The Death Of Peace Of Mind’ ist schon sehr experimentell und vielseitig geraten. Wenn man die Songs einzeln hören würde, käme man nie auf die Idee, dass wir eine Rockband sind.»

Poppy im Vorprogramm

Mit der Wahl ihres Opening Acts bei der aktuellen Tour zeigen sich Bad Omens ebenfalls experimentierfreudig: Internet-Mysterium und Genre-Wandlerin Poppy wird unter anderem ihr neues Album «Zig» live vorstellen, das wie auch die Bad-Omens-Platten bei Sumerian Records erschienen ist. Poppy galt jahrelang als ebenso faszinierendes wie mysteriöses Internetphänomen – eine Art Kreuzung aus Fritz Langs «Metropolis»-Maria, Lolita, Major Motoko Kusanagi und Heidi. Auf dem YouTube-Kanal «thatPoppy» gab sie die etwas neben der Spur funktionierende Roboter-Frau, manchmal an der Seite und immer präsent im Hintergrund lauerte ihr Kreativpartner Titanic Sinclair. Eine extrem toxische Verbindung, wie sich später herausstelle, als sie Geschichte war.

Neben den Videos und Songs erschien auch ein Graphic Novel, das uns erzählen wollte, Poppy sei eine Art Cyborg, der seine ersten Jahre eingesperrt in einer Militärstation verbrachte. Ihre Persönlichkeit entwickelte Poppy laut dieser Story, weil sie einen Weg fand, hinter dem Rücken ihrer Bewacher unbemerkt ins Internet zu gelangen, wo sie dann mit künstlerischen Videos aus ihrer «Zelle» ihre ersten Fans und Freunde sammelte. Nachdem ihre ersten Performances stets «in character» waren, ist Poppy seit einigen Jahren als «normale» Künstlerin unterwegs. Ihr Sound changiert dabei immer wieder zwischen J-Pop, Metalcore, Ambient, Industrial, Bubblegum-Pop und Metal. Ihr letztes Album «Zig» ist im Oktober erschienen – und ein sehr gelungener Balance-Akt zwischen all diesen Genres. Damit passt sie perfekt ins Vorprogramm einer Band wie Bad Omens, die neue Wege gehen will.

Bad Omens und Poppy spielen am 1. Februar 2024 in der Halle 622 in Zürich. Tickets und weitere Infos gibt’s hier.

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