In diesen Serien spielt die Musik
Wir schauen auf zehn TV-Serien, in denen Musik eine grössere Rolle spielt, als bloss der Soundtrack zur Handlung zu sein. Mit dabei sind z. B. «Atlanta», «Skins», «The Get Down», «Oshi No Ko», «Euphoria» und «Daisy Jones & The Six».
«So long, Marianne»
Beginnen wir mit einer recht aktuellen Serie aus diesem Jahr. «So long, Marianne» führt uns auf die malerische, abgelegene, griechische Insel Hydra. Schon damals war sie ein Hippie-Paradies und lockte unter anderem den jungen Musiker und Dichter Leonard Cohen an. Hier lernte Cohen auch die Frau kennen, die ihn zu einem seiner bekanntesten Songs inspirierte: «So long, Marianne» eben.
Die Liebe zwischen Leonard und Marianne hielt bis Anfang der 70er-Jahre, aber ihre Freundschaft hielt ein Leben lang. Das zärtliche, emphatische Drama ist mit Thea Sofie Loch Næss als Marianne und Alex Wolff als Leonard Cohen perfekt besetzt und arbeitet sehr schön mit den Cohen-Songs aus dieser Zeit.
«Atlanta»
Die TV-Serie von und mit Schauspieler und Musiker Donald Glover (auch bekannt als Childish Gambino) ging 2022 mit der vierten Staffel zu Ende und geniesst zu Recht Kultstatus. Glover spielt den College-Abbrecher Earnest, der den Atlanta-Rapper Paper Boi mehr schlecht als recht managet. Die Rap-Szene der Stadt ist ebenso Thema wie Rassismus und soziale Spannungen, die hier mal ernst, mal mit einem sehr trockenen Humor verhandelt werden.
«Skins»
Die im britischen Bristol spielende Serie «Skins» lief von 2007 bis 2013 über sieben Staffeln und widmete sich in jeder Staffel neuen jugendlichen Charakteren, die ähnlich wild drauf waren wie später der Cast von «Euphoria». Die Musik lieferte hier einerseits den perfekten Soundtrack zu vielen ikonischen Szenen, hatte aber zugleich auch einen festen Platz in der Handlung.
Mal gingen einige Teens auf eine wilde Drum’n’Bass-Party, mal wurde zu Indie-Musik geweint – und mal führte uns eine der romantischsten Storylines auf ein Konzert der Grindcore-Band Napalm Death. Hier sieht man wie der grumpy und schüchterne Metalhead Rich ausgerechnet die Schulprinzessin Grace mit hartem Metal vertraut macht – später verlieben sich die beiden auf dem Bristol-Konzert von Napalm Death.
«Euphoria»
Wer «Skins» nennt, muss natürlich auch «Euphoria» nennen. Die Serie von Sam Levinson hat sich den Vibe und den Freigeist bei «Skins» geborgt und den ikonischen Look bekanntlich 1:1 bei der Fotografin Petra Collins geklaut – trotzdem bleibt sie zumindest grösstenteils sehenswert. Was man von seiner Serie «The Idol» nicht behaupten kann …
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«Euphoria» gehört in diese Liste, weil der von Musiker und Produzent Labrinth stammende Soundtrack eine ganz besondere Rolle spielt. Labrinth komponiert ihn direkt am Set und in jeder Staffel gibt es mindestens eine Szene, in der die Musik die Handlung sprengt – wie in dieser wundervollen Rausch-Szene in Staffel 2.
«Skylines»
Die Netflix-Serie wurde leider nach einer Staffel eingestellt, hat aber ihre Qualitäten. «Skylines» spielt in einer fiktionalisierten Version der Rap-Szene Frankfurts und dreht sich um die Verstrickungen von Rap und organisierter Kriminalität bei einem Label names Skylines.
Die Hauptfigur Kalifa ist lose an Haftbefehl und Bushido angelegt, aber in den Nebenrollen findet man auch echte Rap-Prominenz. Olexesh spielt den Rapper Wowa, Celo und Abdi, aber auch Azad und Nura einfach sich selbst.
«Wu-Tang: An American Saga»
Über drei Staffeln erzählt diese ziemlich gute Serie die Geschichte des Wu-Tang Clans – auf einem Level, das in den besten Momenten der Serie durchaus mit Biopics wie «Straight Outta Compton» mithalten kann. Man lernt hier viel über die harte Lebensrealität im New York der frühen 90er, als die Crack-Kokain-Epidemie viele Menschen in die Sucht, den Drogenhandel, die Beschaffungskriminalität und in den Tod trieb.
«Daisy Jones & The Six»
Schöne, kreative Menschen, die Ästhetik und der Sound der 70er, Liebe, Verrat und ein Soundtrack, an dem gestandene Musiker:innen wie Marcus Mumford und Phoebe Bridgers beteiligt waren. Die Amazon-Prime-Produktion ist die Verfilmung des Bestsellers «Daisy Jones & The Six» von Taylor Jenkins Reid, der sich zu grossen Teilen bei der Biografie und den Liebesdramen von Fleetwood Mac bedient.
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Deren Sängerin Stevie Nicks adelte die Serie kürzlich in einem «Rolling Stone»-Interview mit ihrer Begeisterung: In Gedenken an ihre verstorbene Bandkollegin Christine McVie sagte Nicks: «Ich fand, Suki Waterhouse war eine grossartige Christine – mit ihrer britischen Art und ihrem Stil. Und wissen Sie, was mich wirklich traurig gemacht hat? Dass Christine die Serie nicht mehr sehen konnte. Sie wäre begeistert gewesen.»
«The Get Down»
Wenn Baz Luhrmann Regie führt, wird immer zu dick aufgetragen. Was einige hassen, aber mindestens ebenso viele lieben. Die sündhaft teure Netflix-Produktion aus dem Jahr 2017 wurde leider nach einer Staffel eingestellt und hat sicher ihre dramaturgischen Schwächen. Trotzdem schillert das New York der 70er hier in den schönsten Farben und die jugendlichen Darsteller:innen, die hier in die Anfänge von Disco und HipHop gezogen werden, füllen die üppigen Kulissen mit Leben.
«Oshi No Ko – Mein*Star»
Die japanische Anime-Serie basiert auf einer Manga-Reihe, ist im vergangenen Jahr gestartet und wurde schnell zum Hit – was auch an der Musik des Duos Yoasobi liegt, das den Titelsong «Idol» schrieb. Die Story beginnt recht mysteriös: Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge der ermordeten Popsängerin Ai Hoshino, die allerdings Wiedergeborene sind, die sich an ihr vorheriges Leben erinnern können – Aqua ist ein verstorbener Arzt und Ruby dessen ehemalige Patientin, die mit 12 an einem Hirntumor starb. Beide waren grosse Fans von Ai.
Ruby startet wie ihre Mutter eine Karriere als «Idolo», also als Popstar, während Aqua versucht, den Mörder der Mutter zu finden, den er in der japanischen Unterhaltungsindustrie vermutet.
«Flight Of The Conchords»
2005 erst als BBC-Radioserie gestartet, wurde die amüsante Geschichte um das erfolglose, neuseeländische Duo «Flight Of The Concords» ab 2007 bis 2009 für das Fernsehen adaptiert. Die Hauptdarsteller Jermaine Clement und Bret McKenzie gründeten die Band allerdings schon Ende der 90er und haben zurecht eine treuen Fangemeinschaft gesammelt. Highlight einer jeden Folge war die Performance eines neuen Songs, die sich mal mehr oder weniger gelungen in die Handlung einfügte.