Veröffentlicht am 16. März 2024

Chelan hat mit Robbie Williams abgerockt

In unserer Rubrik «Songs That Made Me» fragen wir Schweizer Musiker:innen, welche Acts sie beeinflusst und welche Songs ihren Stil geformt haben oder kurz: Welche Musik hat sie dahin gebracht, wo sie heute stehen. Heute mit Chelan.

Journalist
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Mit seinem charakteristischen Mix aus Pop-Soul, zeitgenössischem R&B und Neo-Soul hebt sich Chelan angenehm von der hiesigen Musikszene ab. 2018 erschien sein Debüt «Uncentered», das viel zu lange ein Geheimtipp blieb. Dies änderte sich aber spätestens mit seinem Auftritt am Montreux Jazz Festival im Jahr 2021 und kurz darauf wurden auch die Tastemaker von Apple Music auf den talentierten Musiker aufmerksam, was in einem Featuring auf der prestigeträchtigen «Up Next»-Liste resultierte.

Chelans dritte EP «Run To The Sun» wurde am 8. März veröffentlicht. Inspiriert von Künstler:innen wie Jordan Rakei, Dijon und Kyle Dion, besticht die Musik durch ihre Tanzbarkeit und Wärme. Ein zweiter Blick enthüllt, dass er in seinen Liedern persönliche Geschichten und Themen seiner psychischen Gesundheit erkundet. Im Interview verrät er uns, welche Songs seine Karriere am stärksten geprägt haben.

Robbie Williams - Handsome Man

Wir hatten zu Hause die DVD von «The RW Show», und «Handsome Man» war der Opener. Schwarz-weisses Video, Robbie allein mit seinem Mikroständer, und nach der Einleitung enthüllt sich eine riesige Wand voller Frauen hinter ihm. Wahrscheinlich wäre das im Jahr 2024 für mich nur noch grenzwertig, aber der 8-jährige Chelan hat einfach mit Robbie abgerockt und sich nicht wirklich dafür interessiert, was genau passiert. Ich hätte jedes andere Lied von dieser DVD auswählen können - «Nans Song», «Me and My Monkey», «Hot Fudge» oder «Rock DJ» - aber der Opener hat mich damals so sehr beeindruckt, dass ich ihn wählen musste.

Jamie Cullum - 7 Days To Change Your Life

Jamie Cullum und sein Album «Catching Tales» begleiten mich schon lange. Mein Seelenbruder und ich haben diesen Song beide geliebt und zusammen viele Momente durchlebt - gute wie schlechte. Dieses Lied ist bei weitem mein Lieblingssong von ihm. Ich mag die harmonischen Entscheidungen, die er im Lied getroffen hat, und wie er dabei eine Geschichte erzählt. Wenn es um Songwriting geht, ist weniger oft mehr. Dieses Lied beweist das in Form einer jazzigen Ballade perfekt. Sein ganzes «Song Society»-Projekt hat auch meine Musikalität stark beeinflusst und meinen Horizont für neue Ansätze in meinem Sound erweitert.

Jordan Rakei - Ottolenghi

Einen Lieblingssong auszuwählen, ist für mich unglaublich schwierig. Aber wenn ich müsste, stünde die Wahl zwischen «Ottolenghi» von Jordan Rakei und «See Me Now» von The Kooks. Dieses Lied inspirierte den allerersten Track, den ich als Teil dessen betrachte, wer ich heute als Musiker bin: «World of Sound». Die perfekte Mischung aus Neo-Soul, Jazz-Hop und berührenden, dennoch kraftvollen Texten schafft das perfekte Gleichgewicht für meine Ohren. Dazu hat Jordans Ansatz zur Musikproduktion und zum Mischen wirklich meine eigene Home-Studio-Einrichtung und Arbeitsweise inspiriert. Seine wertvollen Logic-Breakdown-Sitzungen waren eine nie endende Ressource für mich als Produzent.

The Kooks - See Me Now

Das berührendste Lied aller Zeiten. Ich hatte immer eine Schwäche für Vater-Sohn-Geschichten, und dieses Lied bricht mich jedes Mal aufs Neue. Es ist perfekt geschrieben, kein Wort ist fehl am Platz, und die Absicht in der Stimme passt so gut zu den Emotionen, dass das Lied in jedem Moment echt wirkt. Dieser Track zeigte mir, wie wichtig gutes Songwriting sein kann und dass die Lyrics manchmal wichtiger sein können als die Musik. Ich habe mich immer mehr auf die Instrumentierung und die Musikalität einer Stimme konzentriert als auf die erzählte Geschichte, aber durch dieses Lied ist meine Bewunderung und der Wille, mich um die Texte meiner Arbeit zu kümmern, gewachsen.

Hamza ft. Christine and the Queens and Oxmo Puccino - Minuit 13

Ich könnte keine Playlist machen, ohne meine Liebe zum französischen Rap hervorzuheben. Als starker kultureller Treiber in der Romandie war französischer Rap während meiner Teenagerzeit und im Erwachsenenalter ständig präsent. Allerdings war mein Geschmack sehr spezifisch, und ich habe mich immer nur mit einer begrenzten Anzahl von Künstler:innen dieser Szene verbunden gefühlt. Hamza war einer dieser Künstler:innen neben anderen wie Laylow, Josman, Makala, Rouhnaa oder TIF, wobei Hamza dank seiner einzigartigen Stimme und Inspirationen für Melodien mein Favorit aus der Gruppe blieb. Minuit 13 zeigt diese Mischung aus Inspirationen, hauptsächlich R&B, Trap und Old-School-Hip-Hop und bringt alles durch sorgfältig ausgewählte Features zusammen. Dieser kollaborative Aspekt des Tracks liegt mir auch am Herzen, als jemand, der es mag, meine Musikalität durch Features herauszufordern, um andere musikalische Universen zu entdecken.

Hablot Brown - Reason

Wie könnte ich über meine Musik sprechen, ohne Hablot Brown zu erwähnen? Dieses Trio aus den USA ist seit 2019 meine Hauptinspiration in Bezug auf Klang und Mischung. «Reason» ist mein Standard-Referenztrack für Mixing und Mastering. Mittlerweile habe ich auch andere Lieder herangezogen, um meine Mixing-Referenzen zu erweitern, aber dieses war das Erste. Ihre gesamte Arbeit hat die Art und Weise geprägt, wie ich Musik höre und gestalte, und mir geholfen zu verstehen, in welchem klanglichen Raum ich mich bewegen möchte. Ihr Song hat mir die Tiefe, den Groove und die Texturen vermittelt, die in meiner Musik gefehlt haben.

Streame HIER Chelans neue EP «Run To The Sun».

Live

14.3.24 | Bleu Lezard, Lausanne
20.3.24 | Werkstatt, Chur
04.3.24 | Sudhaus, Basel
05.4.24 | Kreuzkultur, Solothurn
13.4.24 | Treppenhaus, Rorschach
26.4.24 | Le Groove, Geneve

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Pendragon
15/05/2024 - 15/05/2024
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Pendragon

NORDSTERN ÜBER PRATTELN

Nach drei äusserst schwierigen Jahren für Live-Musik gehen die ungekrönten Könige des melodischen Neo-Prog endlich wieder auf Tour. Beim Besuch im Z7 feiern sie nicht nur 45 Jahre Pendragon sondern auch ihren jüngsten musikalischen Output. Mit dem Mini-Album „North Star“ melden sich die Altrocker um Mastermind Nick Barrett eindrücklich zurück und beweisen, dass sie auch nach viereinhalb Jahrzehnten noch immer ein Garant für traumhaft schöne Prog-Perlen sind.


Pendragon wurden 1978 von Mastermind Nick Barrett in der englischen Grafschaft Gloucestershire gegründet. Erste Erfolge feierte die Band, als der damalige Manager im Jahr 1982 die aufstrebende Band Marillion für eine gemeinsame Tour buchte. Die beiden Bands verstanden sich ausgezeichnet und es folgten weitere Tourneen, bei denen Pendragon im Sog der Überflieger Marillion sukzessive ihre Fanbasis erweitern konnten. 1983 spielten sie schliesslich vor über 30’000 begeisterten Zuschauern auf dem legendären Reading Festival und nahmen eine Session für die populäre BBC-Radiosendung Tommy Vance’s Rock Show auf. Weitere Meilensteine in der Geschichte der Band waren die Gründung des eigenes Labels Toff Records im Jahr 1987 sowie der Release des Albums „The Masquerade Ouverture“ von 1996, von welchem über 60’000 Einheiten abgesetzt wurden. Im Lauf der Jahre festigten Pendragon mit qualitativ stets hochstehenden Veröffentlichungen ihre Position als eine der führenden Progressive-Rock-Bands Grossbritanniens. Sie tourten regelmässig um die Welt, reisten bis nach Südamerika, in die USA, nach Kanada und Japan und spielten ausverkaufte Shows. Nach der pandemiebedingten Zwangspause kehrten Pendragon 2023 für ein paar ausgesuchte Shows auf die Bühne zurück. Und nun geht’s endlich wieder richtig auf Tour. Mit dabei haben sie das Mini-Album „North Star“, auf dem 25 Minuten neu komponierte Musik zu hören ist. Wie üblich bei Pendragon liegt auch „North Star“ ein Konzept zu Grunde. „Der Nordstern hat die Menschheit seit Tausenden von Jahren aus misslichen Situationen geführt“, so Mastermind Nick Barrett „und unser Album ist eine positive Botschaft, die dies nach den letzten drei Jahren als Weg nach vorne für alle nutzt, ganz ohne das leidige C-Wort zu benützen.“ Der Nordstern erstrahlt im nächsten Frühjahr in voller Pracht und weist den Musikern den Weg nach Pratteln.

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