Bald keine Musik mehr von Universal auf TikTok?
Das grösste Label der Welt Universal Music und der Social-Media-Gigant TikTok sind in einem Streit – der auch die User:innen treffen wird. Ab Anfang Februar, wird man Musik von Universal bei TikTok nicht mehr finden – was nicht nur die Swifties hart treffen wird. Wir erklären die Hintergründe.
Es ist eine Eskalation, die das Musikbusiness nicht oft erlebt: In Zeiten, in denen Acts ihre Hörer:innen vor allem bei TikTok finden; in denen verwendbare Song-Snippets und TikTok-Challenges die beliebteste Marketingstrategie von Labels und Künstler:innen sind – in genau diesen Zeiten also, wird das grösste Label der Welt, Universal Music, seine Musik bei TikTok nicht mehr zur Verfügung stellen. Wer zum Beispiel gerne mal in der Swiftie-Bubble unterwegs ist, merkt schnell, welche Auswirkungen das hat, denn auch Taylor Swift veröffentlich über Universal Music.
Einstellung der Lizenzierung ab Ende Januar
Das erfuhr man am Mittwoch in einem Statement aus dem Hause Universal. Darin heisst es: «Die Unternehmen haben sich nicht auf die Bedingungen für eine neue Vereinbarung geeinigt. Nach Ablauf der aktuellen Vereinbarung wird die Universal Music Group, einschliesslich der Universal Music Publishing Group, die Lizenzierung von Inhalten für TikTok und die TikTok-Musikdienste einstellen.»
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Zeitgleich veröffentlichte Universal Music einen Offenen Brief an alle Künstler:innen und die Songwriter-Community, den man hier auf der Branchenwebsite MusikWoche im englischen Original lesen kann. Darin heisst es zum Beispiel: «Die leitenden Angestellten [von TikTok] verkünden in der Öffentlichkeit stolz, dass ‘Musik das Herzstück des TikTok-Erlebnisses’ ist und unsere Analyse bestätigt, dass die Mehrheit der Inhalte auf TikTok Musik enthält, mehr als bei jeder anderen grossen sozialen Plattform.»
Schlechter Deal und angebliche Einschüchterung
Weiter heisst es: «Die Beziehung zu TikTok ist vertraglich festgelegt und läuft am 31. Januar 2024 aus. In unseren Gesprächen über die Vertragsverlängerung haben wir drei kritische Punkte angesprochen – eine angemessene Vergütung für unsere Künstler:innen und Songwriter:innen, menschliche Künstler:innen vor den schädlichen Auswirkungen der KI zu schützen und die Online-Sicherheit der TikTok-Nutzer:innen». Universal schreibt ausserdem, TikTok habe wiederholt versucht, Universal im Verlauf der Verhandlungen «einzuschüchtern» und in einen Deal zu drängen, der sogar weniger wert sei als der bisherige Vertrag sei. So habe die Social-Media-Plattform angbelich Stücke von noch wenig bekannten Universal-Musikern entfernt. TikTok wies diese Darstellung der Nachrichtenagentur Reuters gegenüber als «falsch» zurück.
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Man darf nun gespannt sein, wie der Konflikt weitergeht – denn, auch das räumt Universal Music ein – diese harte Entscheidung wird Auswirkungen auf die Performance und Erträge der Künstler:innen haben, die bei Universal Music gesignt sind. Die Situation könnte also so etwas wie ein Warnstreik sein, um endlich Bewegung in die Verhandlung zu bringen.