Drake geht vor die Hunde – sein neues Album «For The Dogs»
Den ein oder anderen Skandal hat sich Drake in den letzten Wochen redlich verdient. Nun gibt’s die Quelle des Trubels: Sein neues Album «For The Dogs», auf dem er namhafte Kolleg:innen wie SZA, Bad Bunny, J. Cole und 21 Savage versammelt hat. Es ist mal wieder zu lang – aber streckenweise richtig gut.
Man wundert alle Jahre wieder, wie viele Songs eigentlich auf so ein Drake-Album passen. Auf «Certified Lover Boy» aus dem Jahr 2021 waren es 21, bei «For All The Dogs» legt er noch zwei weitere drauf. Damit flutet Aubrey Graham alias Drake verlässlich die Charts – schon 2018 hatte er insgesamt 165 Songs, die es in die Top 100 der amerikanischen Singles-Charts schaffte. In der Woche vor diesem Release waren es 299. «Slime You Out», die Vorabsingle mit SZA hatte es da schon aus dem Stand auf Platz 1 geschafft. Und das obwohl, oder gerade, weil dieser Song für berechtige Diskussionen sorgte. Hally Berry beklagte, dass sie auf dem Single-Cover zu sehen war, obwohl das Foto ohne ihr Einverständnis benutzt wurde. Und dann gab es einen Backlash, weil Drake seiner Diskographie eine weitere geschmacklose Zeile hinzufügte, die noch vieles aus seiner Feder in Sachen Niveau unterbot. SZA und er singen in «Slime You Out» von toxischen Ex-Beziehungen und Drake sinniert folgende Zeilen: «Whipped and chained you like American slaves / Act like you not used to Sheraton stays.» Da fragten sich viele: War da keiner im Studio, der ihm sagen konnte, wie scheisse diese Line ist?
Gästeliste deluxe
Ansonsten muss man ihm aber zugutehalten, dass «For The Dogs» in Sachen Füllmaterial diesmal einigermassen klargeht. Was viel an den zahlreichen und gut gewählten Gästen liegt. Das Album beginnt zum Beispiel nicht mit Drakes Stimme, sondern mit einem Vocal Sample von Frank Ocean, auf «Draw A Picasso» ist der geniale Sänger Sampha zu hören, sein Buddy vom letzten Album 21 Savage ist wieder am Start, Snoop Dog taucht in der Rolle eines Radiomoderators auf, Chief Keef feiert «All The Parties» mit Drake, Lil Yachty verbringt «Another Late Night», Rap-Instanz J. Cole gebt sie bei «First Person Shooter» die Ehre, Bad Bunny entkrampft das etwas gequält lässige «Gently» und der Newcomer Teezo Touchdown bereichert das erhebende «Amen». Mit «8am in Charlotte» erweitert Drake die mit «5am in Toronto» gestartete Songreihe um ein weiteres Kapitel – und featured im Video seinen eigenen fünfjährigen Sohn Adonis, der sich im Rampenlicht schon recht wohl zu fühlen scheint und übrigens auch das sweete Cover malte.
«Alles Bitches, keine liebt micht…»
Inhaltlich kann man wieder viel über das Liebes- und Seelenleben von Drake lernen. Der Typ, der sich erst kürzlich vor seiner riesigen Sammlung von BHs, die zu ihm auf die Bühne geworfen wurden, fotografieren liess(ja, der sammelt die wirklich), scheint die Sache mit der Liebe und den Beziehungen nicht so richtig hinzubekommen. Und da sind wir dann wieder beim Manko eines jeden Albums: dieser Wankelmut zwischen Chauvi-Protzerei und wehleidigem «alles Bitches, keine liebt mich», geht einem manchmal ein wenig auf die Nerven, wenn er es damit übertreibt, ohne sich mal zu fragen, ob’s vielleicht an ihm liegt. Zum Glück sind viele Songs so gut, dass sie die ein oder andere toxic line an einem vorbeispülen …