Konstantin Wecker ist ein ganz schlimmer Finger
Oder war es zumindest. In den 70ern spielte der deutsche Liedermacher in Softpornos mit. Heute rettet er mit seiner Poesie die Welt. Bald spielt Konstantin Wecker in der Schweiz. Wir dürfen uns freuen!
Ob sich Konstantin Wecker in diesen Tagen manchmal so fühlt, als führte er am Weltkongress für vegane Ernährung einen Food Truck mit Spare Ribs? Der 76-Jährige ist Songschreiber, Schriftsteller, an erster Stelle aber immer: Pazifist. Als solcher setzt sich Wecker in seiner Karriere immer wieder prominent für Friedensbewegungen ein. In seinen Werken singt und dichtet der Münchner seinen Landsleuten poetisch ins Gewissen. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit ausgestreckter Hand.
Weltfrieden ist etwas, das jeder haben will. Und trotzdem wird der Markt mit dem Gegenteil überflutet. Umso wichtiger, dass Konstantin Wecker sein Angebot nicht vom Regal nimmt, sondern umso lauter bewirbt. Deshalb tourt der Sänger aktuell mit seinem Programm «Utopia 2.0» durch die Konzerthallen, einer Weiterentwicklung vom «Utopia»-Liederabend aus dem Jahr 2021. In musikalischer Begleitung von Cellistin Fany Kammerlander, Pianist Jo Barnikel, Klarinettist und Saxophonist Norbert Nagel sowie Perkussionist Jürgen Spitschka greift Wecker auf sein Schaffen zurück, das inzwischen über ein halbes Jahrhundert umfasst.
Sex, Drugs, Liedermacherei
Konstantin Wecker mag sich nach der Harmonie zwischen allen Menschen sehnen. Sein eigenes Leben nahm jedoch einige durchaus wilde Wendungen. Kaum volljährig räumte Wecker den Tresor einer Pferderennbahn aus. Von den 30’000 DM Beute kaufte er sich unter anderem ein Schiff. Statt in See stach er jedoch zum ersten Mal in den Knast. In den 1970er Jahren poppte er regelmässig als Darsteller in deutschen Softpornos auf: «Krankenschwestern-Report», «Unterm Dirndl wird gejodelt», «Hochzeitsnacht-Report», «Geilermanns Töchter», «Ostfriesen-Report: O mei, haben die Ostfriesen Riesen». In seiner Schauspielkarriere ist Konstantin Wecker offenbar in mehr Reportagen aufgetaucht als die gesamte Spiegel-TV-Redaktion in ihrer Geschichte.
Die erste Hälfte der 1990er Jahre verbrachte der Komponist meist in einem dichten Nebel aus Kokain und musste deswegen nach langjähriger Gerichtsverhandlung kurzzeitig erneut ins Gefängnis. Ansehen, Glaubwürdigkeit und Karriere tat dies keinen Abbruch. Konstantin Wecker wurde für seine Talente bereits mit Dutzenden Ehrungen ausgezeichnet. Darunter der Kurt-Tucholsky-Preis für sein literarisches Schaffen, der Bayrische Staatspreis für Musik sowie die Albert-Schweitzer-Medaille zum Engagement für Menschlichkeit. Einzig Konstantin Weckers Reporter-Tätigkeiten auf dem Gebiet der Lederhosenerotik blieben bislang unprämiert.
Dabei hat er doch bereits schon damals sein Ethos auf den Punkt gebracht: Make love, not war.
Konstantin Wecker spielt am 2. Dezember in der Kursaal-Arena in Bern und am 3. Dezember im Stadtcasino in Basel. Tickets gibt es HIER.