Veröffentlicht am 06. November 2023

Willkommen in der Rap and Rock and Roll Hall of Fame!

Mit einer üppigen Zeremonie begrüsste am Wochenende die Rock and Roll Hall of Fame ihre Neuzugänge: Neben Kate Bush, Sheryl Crow und Willie Nelson wurde auch Missy Elliott als erste Rapperin überhaupt aufgenommen. Hier gibt’s die Highlights und alle Ausgezeichneten.

Journalist
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Was man von der Rock and Roll Hall of Fame zu halten hat, ist immer noch ein heiss diskutiertes Thema in Musiker:innenkreisen. Die 1995 eröffnete Ruhmeshalle samt Museum in Cleveland, Ohio ist einst auf Wunsch der Major-Labels entstanden und geht zurück auf eine Anregung des Atlantic-Chefs Ahmet Ertegün. Ein Komitee von Musikhistoriker:innen entscheidet nun regelmässig, wer noch aufgenommen werden soll – was dann mit einem Event zelebriert wird. Kritik gibt es immer wieder: Mal streitet man darüber, wie weit denn der Begriff «Rock and Roll» zu denken sei, dann heisst es zurecht, man sei in der Auswahl lange Zeit zu weiss und zu männlich gewesen und alle paar Jahre gibt es eine Band, die die Aufnahme ablehnt, oder zumindest mit Bauchschmerzen annimmt. Legendär ist die Abfuhr der Sex Pistols im Jahr 2006. Sie sagten, neben ihnen sähe der «Rock and Roll samt dieser beknackten Hall of Fame eben nur aus wie ein Pissfleck.»

RATM haben «unterschiedliche Ansichten»

In diesem Jahr drückte Tom Morello die Bauchschmerzen seiner Bandkollegen von Rage Against The Machine in seiner Dankesrede aus. Er sagte: «Ich bin sehr dankbar für die musikalische Chemie, die ich mit Brad Wilk, Tim Commerford und Zach de la Rocha teilen durfte. Wie die meisten Bands haben wir unterschiedliche Ansichten zu vielen Dingen, auch zur Aufnahme in die Rock Hall». Dann fuhr er fort: «Aus meiner Sicht ist der heutige Abend eine grossartige Gelegenheit, die Musik und die Mission der Band zu feiern, mit dem fünften Mitglied der Band zu feiern: Die unglaublichen Fans von Rage Against The Machine. Die beste Art und Weise, diese Musik zu feiern, ist, wenn ihr diese Mission und diese Botschaft weiterführt.» Sehr schön gesagt Tom – und nun schenkt diesen Fans doch endlich auch mal neue Musik und spielt nicht immer alle Jubeljahre die alten Hits auf überteuerten Festivals …

Alle Neuzugänge des Abends und eine namhafte Vertretung

Die Neuzugänge des Abends waren neben RATM: Kate Bush (die nicht an der Zeremonie teilnahm), Sheryl Crow, Missy Elliott, George Michael, Willie Nelson und The Spinners. Ausserdem wurden der 2005 verstorbene Link Wray sowie DJ Kool Herc mit dem «Musical Influence Award» ausgezeichnet, Chaka Khan und Bernie Taupin mit dem «Musical Excellence Award», Don Cornelius bekam indes den «Ahmet Ertegun Award» verliehen. Diese Namen wurden bereits im März verkündet – und es war von Anfang an befürchtet worden, dass die wohl faszinierendste Person unter den Ausgezeichneten nicht vor Ort sein wird: Kate Bush verkündete ihre Dankbarkeit, zeigte sich geehrt, schrieb aber in einem Statement: «I’m afraid I won’t be able to attend the ceremony tonight, but for me the real honour is knowing that you felt I deserved it.» Mit ihrem Segen spielte aber eine grosse Musikerin «Running Up That Hill (A Deal with God)», die bekennende Bush-Verehrerin ist: St. Vincent.

Missy Elliott als erste Rapperin überhaupt ausgezeichnet

Rapmusik hat schon seit Jay-Z und Eminem einen Platz in der Rock and Roll Hall of Fame. Nun wurde jedoch endlich auch eine Rapperin ausgezeichnet: Missy Elliott. Die leidenschaftliche Rede dazu hielt Queen Latifah.

Sheryl Crow mit jungem Fan auf der Bühne

Auch die Auszeichnung von Sheryl Crow kommt zu einem passenden Zeitpunkt. Ihre Musik wird gerade bei der Generation jüngerer Songwriterinnen wieder sehr geschätzt. So coverte zuletzt die Indie-Queen Soccer Mommy auf ihrer letzten EP «Soak Up The Sun». Bei der Aufnahmezeremonie eröffnete Crow mit Olivia Rodrigo den Abend, die ebenfalls grosse Stücke auf Crow hält und gerade mit «Guts» ein fantastisches zweites Album veröffentlicht hat.

Jimmy Page überrascht mit einem Auftritt zu Ehren von Link Wray

Die ältere Garde der Musikfans dürfte sich vor allem über die kurze Bühnenrückkehr von Jimmy Page gefreut haben. Der Gründer und Gitarrist von Led Zeppelin spielte an diesem Abend das Stück «Rumble» von Link Wray & The Wray Men.

Andrew Ridgley spricht über seinen Wham!-Kollegen George Michael

Postum wurde auch George Michael in die Hall of Fame aufgenommen. Sein Wham!-Bandkollege Andrew Ridgley hielt eine emotionale und sympathische Rede über Michael, den er im Scherz als den «nicht so gut aussehenden bei Wham!» bezeichnete.

Willie Nelson stellt noch im hohen Alter einen Rekord auf

Da man in der Rock and Roll Hall of Fame gerne in Superlativen spricht, wurde noch vermeldet, dass Willie Nelson einen Rekord gebrochen hat. Mit seinen zarten 90 Jahren sei er das älteste Mitglied, das jemals in die Hall of Fame aufgenommen worden sei. Die Rede auf ihn hielt der Musiker Dave Matthews, der ebenfalls zwischen vielen ehrenden Worten auch Platz für ein paar Gags fand.

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