Veröffentlicht am 29. September 2024

Wer steckt hinter Gianna Nanninis grösstem Hit?

Feministisch und provokant. Italiens Popstar mit der rauen Stimme hat sich noch nie versteckt. Doch ein Geheimnis bleibt zu lüften, bevor Gianna Nannini am 25. November im Zürcher Hallenstadion auftritt: Wer hat sie dazu inspiriert ihren grössten Hit «Bello e Impossibile» zu schreiben?

Journalist
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Lasst mich Singen! Toto Cutugno behandelt im Hit «L’Italiano» aus dem Jahre 1983 italienische Stereotype von der Bialetti bis zum Fiat und vermittelt ein Gefühl von «La Dolce Vita». Eine fröhliche Leichtigkeit, die zum Tanzen und Träumen einlädt – typisch für den Italo-Pop.
Neben den bekannten männlichen Stars der «Musica Leggera» – wie man das Genre in Italien auch nennt – wie Cutugno oder Ramazotti prägte aber auch Gianna Nannini die Szene.

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Mit ihrer provokanten Art und feministischen Botschaften widersprach Nannini den Erwartungen der 80er Jahre an weibliche Popstars und brauchte deswegen auch erst etwas Anlauf in ihrer Heimat. «In Italien war das Verhältnis zu mir lange Zeit ziemlich extrem. Ich polarisierte, weil ich für viele Italiener irgendwie keine richtige Frau bin. Eine Frau gehört für viele ins Haus, soll ihre Arbeit machen und den Mund halten. Ich bin genau das Gegenteil, davor hatten viele Angst», so die heute 70-Jährige.

Angepasst hat Gianna sich nie. Sie bezeichnet sich selbst als pansexuell, wurde mit unglaublichen 54 Jahren zum ersten Mal schwanger – nach eigenen Aussagen auf natürliche Weise – und lebt heute mit ihrer Tochter und ihrer Partnerin in London.

1979 brachte die Frau mit der rauen Stimme mit «California» ihr erstes erfolgreiches Album heraus. Mit «Bello e Impossibile» setzte sie dann ihre musikalische Erfolgsgeschichte fort, die die Italienerin zu einem der gefragtesten Musikexporte ihrer Heimat machte. Zwar erreichte die Single weder in Italien noch ausserhalb die Nummer 1 der Charts, doch wirkt der Song bis heute nach.

Wunderschön & unbesiegbar

In «Bello e impossibile» schwärmt Gianna Nannini in glühender Leidenschaft für eine Gestalt, die schön und unmöglich sei, mit schwarzen Augen ausgestattet und unbesiegbar. Die Sängerin möchte sich für diesen Menschen die Nacht um die Ohren schlagen und gar die eigene Freiheit aufgeben. Für Gianna Nannini, die mit 18 Jahren aus dem Elternhaus und dem Familienbetrieb ausriss und seither kompromisslos die künstlerische und private Ungebundenheit zelebriert, ein geradezu erstaunliches Statement. Wer mag also diese Person sein, für die sich die Songwriterin zu solchen Textzeilen hat hinreissen lassen?

Nun, die Welt des Pops gleicht einem Maskenball, bei dem manche Geheimnisse nie gelüftet werden. Swifties mutieren zu einem Kongress der Meisterdetektive, wenn sie die Promi-Beziehungen ihres Idols in deren Texten deuten. Als Beyoncé im Hit «Sorry» eine «Becky with the good hair» disste, wurden ihrem Gatten Jay-Z daraus mögliche Affären mit Designerin Rachel Roy und Rita Ora angedichtet. Und bis heute weiss nur TV-Produzent Dick Ebersol, wem der Carly Simons Evergreen «You’re so Vain»  tatsächlich gewidmet ist.

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Auch die renommierte Zeitung La Gazetta dello Sport versuchte sich im Jahr 2020 an der Lösung des Rätsels, wer Giannas «Schöne und Unmögliche» Person sein könnte. Als Inspiration wurde Boxer Angelo Rottoli vermutet.

Scheinbar soll sich Gianna Nannini nach einem Treffen mit dem fünfmaligen Schwergewichtschampion von Italien sehr beeindruckt gezeigt haben. Tatsächlich hatte Rottoli zu diesem Zeitpunkt noch keinen seiner Profikämpfe verloren und entsprach auch optisch dem dunklen Schönling im Song, trug unter anderem auch den Spitznamen «Beautiful Ali». Ausserhalb vom Ring pflegte er den Ruf eines Frauenschwarms und Partylöwens, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere über dem Nachtleben von Bergamo thronte und mit Stars wie Brigitte Nielsen um die Häuser gezogen sein soll.

Während «Bello e impossibile» das Werk von Gianna Nannini unsterblich gemacht hat, ist das womögliche Subjekt des Songs leider nicht mehr unter uns: Angelo Rottoli verstarb kurz nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie an den Folgen der Viruserkrankung im Alter von 61 Jahren.

Gianna Nannini tritt am 25. November im Hallenstadion, Zürich auf. Zusätzlich wird sie im Juli 2025 beim Moon & Stars mit dabei sein. Weitere Infos und Tickets findest du hier.

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