Wenn Musiker:innen zum Meditieren einladen
Alanis Morissette hat kürzlich das sehr schöne Meditationsalbum «The Storm Before The Calm» veröffentlicht. Eine gute Gelegenheit, um ein paar musikalische Exkursionen in die Klangwelt der Meditation vorzustellen.
Alanis Morissette – «The Storm Before The Calm»
Vielleicht brauchte Alanis einfach einen Gegenpol zu ihren Überhits vom «Jagged Little Pill»-Album, mit denen sie gerade auf Jubiläumstour ist. Aber die Kanadierin hat zusammen mit Dave Harrington, der auch mit Nicolas Jaar als Darkside Musik macht, ein wundervolles, überwiegend instrumentales Album zum Meditieren aufgenommen. Sie selbst erklärt, warum sie das getan hat: «Das Meditieren lässt mein Inneres zur Ruhe kommen – bis zu dem Punkt, an dem ich Zugang zu Ideen, Visionen und Inspirationen habe und ich mein eigenes Selbst hören kann. Musik ist für mich in gewisser Weise wie ein Portal, eine Einladung in einen Seins-Zustand, in dem ich mich normalerweise nicht befinde. Das Album zu machen, ermöglichte es mir, verbunden und verantwortungsbewusst zu bleiben, als ich in der Corona-Zeit das Gefühl hatte, ich würde mich einfach auflösen und verschwinden.»
Jon Hopkins – «Music For Psychedelic Therapy»
Wenn der Produzent, Musiker und DJ Jon Hopkins Frieden finden will, wählt er eine Mischung aus Meditation und natürlicher Medikation. In einem Interview erzählte er: «Zwischen 2015 und 2019 habe ich sehr intensive Erfahrungen mit DMT gemacht, die den Ursprung für dieses Album bilden. Das ist ein komplett natürlicher Stoff, der aus der Rinde vieler Pflanzen gewonnen wird. Aber ich will das weder empfehlen noch davon abraten. Bei den Debatten über die Legalisierung von psychedelischer Therapie stehen immer die Substanzen im Mittelpunkt. Die Musik ist ein genauso wichtiges Element.» Sein Album funktioniere nun also wie ein meditativer Trip – egal ob mit oder ohne Pilze. Ihm habe die Praxis des Meditieren sehr geholfen: «Mein Einstieg war die Transzendentale Meditation. Das ist eine ganz einfache Technik, die keine Ideologie beinhaltet: Du wiederholst für 20 Minuten ein zwei- oder dreisilbiges Mantra in deinem Kopf. Das nimmt dir Druck, beruhigt dich und verbessert deinen Schlaf. In der Regel benötigt man nur zwei oder drei Lernsessions, um diese Technik dann jederzeit im Alltag anwenden zu können.»
«Caves – A Compilation Of Silences» von Nicolas Jaar
Einen besonderen Sampler zur Meditation hat der Produzent und Musiker Nicolas Jaar zusammengestellt und auf seinem eigenen Label Other People veröffentlicht. Jaar sammelte Instrumental-Tracks, die ungefähr 20 Minuten lang sind – das Zeitfenster, das er für die Meditation zwischendurch bevorzugt. Der Clou dabei: Diese Songs bestehen überwiegend aus Stille umgeben von einer Klammer aus instrumentalen Parts. Jaar erklärt: «Ich habe mir diese Songs rausgesucht, weil mich der Handy-Timer nach 20 Minuten immer viel zu hart aus der Meditation gerissen hat. Als ich meinen Freund:innen davon erzählte, waren die total begeistert von der Idee. Also dachte ich, es wäre schön, andere Künstler zu bitten, kurze Lieder zu machen, die die Menschen auf Momente der Stille vorbereiten. Ich stelle mir vor, dass man sie als Timer für alles Mögliche verwenden kann: Zum Kochen, Laufen, u ein kurzes Nickerchen machen, usw. Ich hoffe, dass sie in diesen lauten Zeiten nützlich sind.» Sind sie. Und funktionieren vor allem mit Noise-Cancelling-Kophörern perfekt.
Brian Eno – «Apollo Amtospheres and Soundtracks»
Natürlich darf diese Liste nicht ohne ein Album von Brian Eno auskommen. Obwohl Eno nur mal an ein oder zwei Songs das Wort «Meditation» gehängt hat, funktionieren eigentlich die meisten seiner Ambient-Klassiker, wenn es darum geht, sich kurz im inneren Frieden von der Welt abzuwenden. Wir empfehlen hier sein neuntes Studioalbum «Apollo Amtospheres and Soundtracks», dass uns auf spacig-angenehme Weise aus der Hektik zieht und eigentlich als Soundtrack zu einer arty Mondlandungs-Doku entstand.