Veröffentlicht am 07. März 2024

Besser kann eine Rap-Scheibe kaum sein

Mit «Things Fall Apart» schufen The Roots aus Philadelphia ein musikalisches Monster. Das vierte Studioalbum der Rapper aus Philadelphia wurde zum Klassiker und gilt definitiv als einer der Höhepunkte der Band. Die Scheibe verkaufte sich millionenfach, vereint Sozialkritik, alternativer Rap und Jazz – und könnte zeitloser nicht sein. Wir werfen einen genaueren Blick auf diesen Klassiker.

Journalist
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Betrachtet man das Cover der Scheibe, wird sofort klar: «Things Fall Apart» geht weit über reine Unterhaltung hinaus. Das Bild zeigt einen Aufstand während der Bürgerrechtsbewegung im Jahr 1999. In einer Zeit, in der der Gangsta-Rap die Szene beherrschte. Die Rapper aus Philadelphia wollten anders sein. Sie zeichneten vor allem durch tiefe Botschaften und innovative Klänge aus. Statt Trittbrettfahrten, unternahmen sie ihre poetischen Reisen dorthin, wo es wehtut. Sie sprachen Missstände an, forderten die Politik auf zu handeln und sie veröffentlichten ihre Kunst in einer Zeit, die von politischen und sozialen Veränderungen in den USA geprägt war. «Things Fall Apart» fokussiert Themen wie schwarze Identität, Liebe, Kampf gegen Ungerechtigkeit und Sinnsuche.

Der überwiegende Erfolg dieses Werkes ist grösstenteils Black Thought zu verdanken, dessen subtile Wortspiele und präziser Flow ihn zu einem der bekanntesten MCs der Staaten gemacht haben. The Roots sind aber keine One Man Show. Im Gegenteil. Drummer und Produzent Ahmir Questlove Thompson verlieh mit seiner einzigartigen rhythmischen Vision diesem ikonischen Album Leben und Seele. 

Müsste man den grössten Songs des Albums herauspicken, würde die Mehrheit wohl «You Got Me» nennen. Das Feature mit R’n’B-Ikone Erykah Badu wird heute weltweit an den Radios gespielt, heimste zahlreiche Preise – darunter einen Grammy – und kann ebenso als Klassiker bezeichnet werden. Sowieso sind die Roots dafür bekannt, gerne mit Künstler:innen zusammenzuspannen. Sie waren etwa Teil des sogenannten Soulquarians-Kollektiv, dem Aushängeschilder wie D'Angelo, Erykah Badu und J Dilla angehörten. Das Kollektiv produzierte einige der einflussreichsten Alben der späten 90er und frühen 2000er Jahre.

Heute ist «Things Fall Apart» nicht nur eine musikalische Meisterleistung, sondern weit mehr als das: Das Album ist ein Meilenstein, der nicht nur Türen geöffnet, sondern auch den Weg für einen neuen Denkansatz in der Branche geebnet hat. Es legte den Grundstein für einen reflektierten und organischen Hip-Hop und ebnete später die Wege von Talenten wie Kendrick Lamar oder J. Cole.

Die Auswirkungen von «Things Fall Apart» sind vor allem für viele US-Afroamerikaner eine kleine Bibel. Die Roots waren eine Stimme und luden viele Seelen dazu ein, Dinge zu hinterfragen, Grenzen zu sprengen und sich mit Themen wie Kampf, Liebe und Widerstand auseinanderzusetzen.

Die fortwährende Aktualität dieser Themen verdeutlicht das Kennzeichen eines Klassikers: die Fähigkeit, durch die Zeiten zu bestehen, ohne an Relevanz zu verlieren, kontinuierlich zu inspirieren, zu bilden und zu vereinen – als ob der Meilenstein der Roots erst gestern aufgenommen worden wäre.

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Il Civetto
14/05/2024 - 14/05/2024
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Il Civetto

Il Civetto gehen mit «Liebe auf Eis» auf Tour

Neues Album, neue Single, neue Tour: «Liebe auf Eis» eröffnet das Il-Civetto-Jahr. Die neue Single erschien am 11. August und ist gleichzeitig der Titelsong des neuen Albums der Berliner Band, das am 15. März 2024 veröffentlicht wird. Im April und Mai 2024 bege-ben sich Il Civetto dann auf ihre bislang grösste Tour.


Der Titel war plötzlich einfach da: Es war Januar 2023 und Il Civetto trafen sich, um an neuen Songs zu arbeiten. Es entwickelte sich eine inspirierende Session, die alle Mitglieder als die fruchtbarste ihrer bisherigen Geschichte erlebt haben, bei der von Anfang an diese frühe Son-gidee von Sänger Leon Keiditsch wie ein gutes Omen über allem schwebte. Diese Idee ist nun auch die erste Single aus dem am 15. März 2024 erscheinenden zweiten Album der neuen Il-Civetto-Zeitrechnung: «Liebe auf Eis».

Schon immer ging es in der flirrenden Pop-Internationale von Il Civetto um Fernweh, Sehnsucht und das Gefühl, unterwegs zu sein. Die Musik dieser Band imaginiert gleichzeitig den Vibe ei-ner lauen Sommernacht und den Kater danach. Mit ihrem letzten Album «Späti del Sol» hatten sie diesen Möglichkeitsraum bis in die letzten Winkel ausgelotet, mit «Liebe auf Eis» geht die Berliner Band noch einen Schritt weiter.
So kann man den Titel als Symbolbild für alles verstehen, um das es bei dieser Band geht. Eu-phorie und Melancholie sind bei Il Civetto kein Gegensatzpaar, wo Licht ist, ist auch Schatten. Gesellschaftlich, privat, auf allen Ebenen – darin liegt der besondere Zauber dieser Gruppe von Freunden. Es geht in ihrer Musik darum, Widersprüche auszuhalten, Gräben zu überbrücken, die gesellschaftliche Kälte in polarisierten Zeiten mit Liebe zu überwinden – «Liebe auf Eis».

Überhaupt sind Il Civetto auf dem neuen Album persönlicher geworden, noch näher an ihren Themen. «Es wird einen Song über meine Jugend geben, einen anderen für meinen Vater und auch die Liebeslieder sind noch von eigenen Erfahrungen geprägt», sagt Keiditsch. Aufgenom-men haben sie «Liebe auf Eis» erneut mit dem Produzenten Ralf Christian Mayer (Clueso, Mark Forster, Cro u.a.), der die Vision dieser Band schon immer am besten verstanden hat.

«Liebe auf Eis» kann ab dem 8. September vorbestellt werden, am selben Tag startet auch der Vorverkauf für die bislang grösste Il-Civetto-Tour im April und Mai 2024.
Pendragon
15/05/2024 - 15/05/2024
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Pendragon

NORDSTERN ÜBER PRATTELN

Nach drei äusserst schwierigen Jahren für Live-Musik gehen die ungekrönten Könige des melodischen Neo-Prog endlich wieder auf Tour. Beim Besuch im Z7 feiern sie nicht nur 45 Jahre Pendragon sondern auch ihren jüngsten musikalischen Output. Mit dem Mini-Album „North Star“ melden sich die Altrocker um Mastermind Nick Barrett eindrücklich zurück und beweisen, dass sie auch nach viereinhalb Jahrzehnten noch immer ein Garant für traumhaft schöne Prog-Perlen sind.


Pendragon wurden 1978 von Mastermind Nick Barrett in der englischen Grafschaft Gloucestershire gegründet. Erste Erfolge feierte die Band, als der damalige Manager im Jahr 1982 die aufstrebende Band Marillion für eine gemeinsame Tour buchte. Die beiden Bands verstanden sich ausgezeichnet und es folgten weitere Tourneen, bei denen Pendragon im Sog der Überflieger Marillion sukzessive ihre Fanbasis erweitern konnten. 1983 spielten sie schliesslich vor über 30’000 begeisterten Zuschauern auf dem legendären Reading Festival und nahmen eine Session für die populäre BBC-Radiosendung Tommy Vance’s Rock Show auf. Weitere Meilensteine in der Geschichte der Band waren die Gründung des eigenes Labels Toff Records im Jahr 1987 sowie der Release des Albums „The Masquerade Ouverture“ von 1996, von welchem über 60’000 Einheiten abgesetzt wurden. Im Lauf der Jahre festigten Pendragon mit qualitativ stets hochstehenden Veröffentlichungen ihre Position als eine der führenden Progressive-Rock-Bands Grossbritanniens. Sie tourten regelmässig um die Welt, reisten bis nach Südamerika, in die USA, nach Kanada und Japan und spielten ausverkaufte Shows. Nach der pandemiebedingten Zwangspause kehrten Pendragon 2023 für ein paar ausgesuchte Shows auf die Bühne zurück. Und nun geht’s endlich wieder richtig auf Tour. Mit dabei haben sie das Mini-Album „North Star“, auf dem 25 Minuten neu komponierte Musik zu hören ist. Wie üblich bei Pendragon liegt auch „North Star“ ein Konzept zu Grunde. „Der Nordstern hat die Menschheit seit Tausenden von Jahren aus misslichen Situationen geführt“, so Mastermind Nick Barrett „und unser Album ist eine positive Botschaft, die dies nach den letzten drei Jahren als Weg nach vorne für alle nutzt, ganz ohne das leidige C-Wort zu benützen.“ Der Nordstern erstrahlt im nächsten Frühjahr in voller Pracht und weist den Musikern den Weg nach Pratteln.

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