«Things Fall Apart» von The Roots: 25 Jahre Hip-Hop-Geschichte
Mit «Things Fall Apart» schufen The Roots aus Philadelphia ein musikalisches Monster. Das vierte Studioalbum der Rapper aus Philadelphia wurde zum Klassiker und gilt definitiv als einer der Höhepunkte der Band. Die Scheibe verkaufte sich millionenfach, vereint Sozialkritik, alternativer Rap und Jazz – und könnte zeitloser nicht sein. Wir werfen einen genaueren Blick auf diesen Klassiker.
Betrachtet man das Cover der Scheibe, wird sofort klar: «Things Fall Apart» geht weit über reine Unterhaltung hinaus. Das Bild zeigt einen Aufstand während der Bürgerrechtsbewegung im Jahr 1999. In einer Zeit, in der der Gangsta-Rap die Szene beherrschte. Die Rapper aus Philadelphia wollten anders sein. Sie zeichneten vor allem durch tiefe Botschaften und innovative Klänge aus. Statt Trittbrettfahrten, unternahmen sie ihre poetischen Reisen dorthin, wo es wehtut. Sie sprachen Missstände an, forderten die Politik auf zu handeln und sie veröffentlichten ihre Kunst in einer Zeit, die von politischen und sozialen Veränderungen in den USA geprägt war. «Things Fall Apart» fokussiert Themen wie schwarze Identität, Liebe, Kampf gegen Ungerechtigkeit und Sinnsuche.
Der überwiegende Erfolg dieses Werkes ist grösstenteils Black Thought zu verdanken, dessen subtile Wortspiele und präziser Flow ihn zu einem der bekanntesten MCs der Staaten gemacht haben. The Roots sind aber keine One Man Show. Im Gegenteil. Drummer und Produzent Ahmir Questlove Thompson verlieh mit seiner einzigartigen rhythmischen Vision diesem ikonischen Album Leben und Seele.
Müsste man den grössten Songs des Albums herauspicken, würde die Mehrheit wohl «You Got Me» nennen. Das Feature mit R’n’B-Ikone Erykah Badu wird heute weltweit an den Radios gespielt, heimste zahlreiche Preise – darunter einen Grammy – und kann ebenso als Klassiker bezeichnet werden. Sowieso sind die Roots dafür bekannt, gerne mit Künstler:innen zusammenzuspannen. Sie waren etwa Teil des sogenannten Soulquarians-Kollektiv, dem Aushängeschilder wie D'Angelo, Erykah Badu und J Dilla angehörten. Das Kollektiv produzierte einige der einflussreichsten Alben der späten 90er und frühen 2000er Jahre.
Heute ist «Things Fall Apart» nicht nur eine musikalische Meisterleistung, sondern weit mehr als das: Das Album ist ein Meilenstein, der nicht nur Türen geöffnet, sondern auch den Weg für einen neuen Denkansatz in der Branche geebnet hat. Es legte den Grundstein für einen reflektierten und organischen Hip-Hop und ebnete später die Wege von Talenten wie Kendrick Lamar oder J. Cole.
Die Auswirkungen von «Things Fall Apart» sind vor allem für viele US-Afroamerikaner eine kleine Bibel. Die Roots waren eine Stimme und luden viele Seelen dazu ein, Dinge zu hinterfragen, Grenzen zu sprengen und sich mit Themen wie Kampf, Liebe und Widerstand auseinanderzusetzen.
Die fortwährende Aktualität dieser Themen verdeutlicht das Kennzeichen eines Klassikers: die Fähigkeit, durch die Zeiten zu bestehen, ohne an Relevanz zu verlieren, kontinuierlich zu inspirieren, zu bilden und zu vereinen – als ob der Meilenstein der Roots erst gestern aufgenommen worden wäre.