Veröffentlicht am 05. August 2023

Spotify erhöht die Preise – Künstler:innen gehen leer aus

Ab September gilt ein neues Preismodell auf der Streaming-Plattform. Wer jetzt denkt, dass irgendwas davon den Musiker:innen zugutekommt, liegt falsch – Spotify investiert die Mehreinnahmen in «Innovationen und neue Funktionen».

Journalist
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Am 1. August gab Spotify bekannt, dass die Abo-Preise in rund 50 Ländern erhöht werden. Dazu gehört auch die Schweiz, was zur Folge hat, dass zum Beispiel das Studi-Abo neu 7.49Fr. pro Monat kostet. Das entspricht einer Preissteigerung von 22%. Aus der Pressemitteilung geht hervor, dass die Plattform mehr Geld braucht, um weiterhin in neue Tools wie den A.I.-DJ oder die Blend-Funktion (Yep, wir haben auch gerade zum ersten Mal von diesem Feature gehört.) zu investieren.

Braucht kein Mensch: Spotify Blend.
Braucht kein Mensch: Spotify Blend.

Spotify zeigt damit ein weiteres Mal, dass kein Interesse daran besteht, die Musikschaffenden, mit deren Arbeit der Umsatz generiert wird, fair zu entlohnen. Dabei ist das Problem so alt wie die Plattform selbst: Seit dem Launch von Spotify, im Jahr 2011, beschweren sich Künstler:innen weltweit, dass Streaming zu wenig abwirft. Die Covid-Pandemie hat das Problem dann nochmals verdeutlicht: Plötzlich waren keine Live-Auftritte mehr möglich und viele Musiker:innen realisierten zum ersten Mal, wie mickrig ihr Spotify-Einkommen effektiv ist. Grössere Publikation wie The York Times berichten darüber und selbst Late Night Talker Trevor Noah widmete der Problematik einen Sketch, inklusive satirischer Gesangseinlage von Aloe Blac.

Spotify ist aber nicht alleine verantwortlich für die Situation: Musiker:innen haben individuelle Verträge, die festlegen, wie hoch der prozentuale Gewinnanteil an ihrer Musik ist. Die Unterschiede dabei sind enorm, was auch Sinn macht. Ein neues Album von Taylor Swift oder Bruce Springsteen bedeutet einen garantierten Gewinn, während das Debüt einer Newcomerin oder von einer kleinen Indie-Band immer mit einem finanziellen Risiko für das Label verbunden ist. Nun haben wir aber nicht mehr 1984. Künstler:innen müssen keine einseitigen Knebelverträge mehr unterschreiben, bei denen sich die Labels übervorteilen. Wer will, kann den Mittelsmann auch komplett umgehen und die eigene Musik selbst releasen.

Kylie Minogues 2020er Album «Disco» erschien auf ihrem eigenen Label.

So vielschichtig die Probleme auch sind: Es hält sich der hartnäckige Eindruck, dass die Streaming-Plattform nicht wirklich an einer Lösung interessiert ist. Dafür spricht auch, dass die Gewinnverteilung von Spotify seit jeher umstritten ist. Bei dem sogenannten Pro-Rata-Modell fliessen sämtliche Einnahmen in einen Topf. Der Gesamtbetrag wird anschliessend basierend auf die Anzahl an Plays aufgeteilt. Die User zahlen damit auch für Musik, die sie nie gehört haben.

Keine Besserung in Sicht

Was wäre der Ausweg? Kein Plan, aber im Gegensatz zu Spotify CEO Daniel Ek sitzen wir auch nicht auf einem Reinvermögen von 2.8 Milliarden, von dem wir zumindest ein bisschen was in die Ausarbeitung von einem anständigen Finanzplan investieren könnten. Dabei wäre das auch im Sinne von Ek: Allein in den letzten 12 Monaten fuhr Spotify einen Verlust von über 900 Millionen Dollar ein. «Streaming ain’t working for me.», singt Aloe Blac in seinem Parodie-Song. Damit ist er nicht alleine.

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Killswitch Engage
15/08/2023 - 15/08/2023
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Killswitch Engage

RÜCKKEHR DER METALCORE-PIONIERE

Mit ihrem unverkennbaren Stilmix aus Extreme Metal und Hardcore Punk gehören Killswitch Engage seit dem Jahrtausendwechsel zur Speerspitze der New Wave Of American Heavy Metal. Nach vier Jahren Abwesenheit kehrt die Metalcore-Walze aus Massachusetts im Sommer 2023 endlich wieder für ein paar Daten nach Europa zurück. Die Tour führt die Genre-Pioniere um Frontmann Jesse Leach für eine Indoor Show der Z7 Summer Nights nach Pratteln.

Mit dem Streaming-Konzert „Live At The Palladium“ haben sich Killswitch Engage im Sommer 2021 lautstark aus der Corona-Pause zurückgemeldet. Nach 15 Monaten Tour-Abstinenz und getrennt voneinander, war das legendäre Palladium in Worcester der perfekte Ort für eine Reunion und diesen speziellen Event. Dabei spielte die Band ihren letzten Output „Atonement“ von 2019 in voller Länge und kehrte zugleich mit der Performance des selbstbetitelten Debütalbums aus dem Jahr 2000 zurück zu ihren Ursprüngen. Diese liegen im Jahr 1999, als die Band aus dem industrialisierten Westen von Massachusetts auftauchte, um ein erstes Mal an den Grundfesten von Heavy-Musik zu rütteln. Als musikalische Aussenseiter bereiteten sie den Weg für eine Fusion aus thrashigem europäischem Gitarren-Feuerwerk, Ostküsten-Hardcore-Spirit, ungezügeltem Spass auf der Bühne und aufgeklärten Texten und gaben damit den Takt für das vor, was die Jahrhundertwende Heavy nennen würde. Das zweite Album „Alive Or Just Breathing“ wurde zum Genre-prägenden Album erklärt, das Decibel zu den „Top 100 Greatest Metal Albums of the Decade“ zählte und von Metal Hammer bis Revolver gefeiert wurde. Nicht nur hatten Killswitch Engage damit die Schleusen für Dutzende Nachfolger geöffnet, sondern sie verzeichneten 2005 und 2014 auch zwei Grammy-Nominierungen in der Kategorie „Best Metal Performance“ und meldeten sowohl Gold für „The End of Heartache“ (2004) als auch für „As Daylight Dies“ (2006). Die Band landete drei aufeinanderfolgende Top-10-Positionen in den Billboard Top 200 mit „Killswitch Engage“ (2009), „Disarm The Descent“ (2013) und ihrem bisherigen Karriere-Höhepunkt „Incarnate“ (2016) auf #6. Die beiden letzten Releases sicherten sich ausserdem die #1 in den Top Rock Albums und den Top Hard Rock Albums Charts und ihre Songs wurden bis heute über eine halbe Milliarde Mal gestreamt. Unterwegs haben sie mit einigen der grössten Acts der Welt auf der Bühne gestanden und unzählige ausverkaufte Headliner-Shows auf sechs Kontinenten gespielt. 2019 standen Killswitch Engage vor einem weiteren wichtigen Schritt: Mit dem achten Studio-Album „Atonement“ schärfte das Quintett bestehend aus den vier Originalmitgliedern Adam Dutkiewicz (Gitarre, Backing Vocals und Produktion), Jesse Leach (Gesang), Joel Stroetzel (Gitarre), Mike D Antonio (Bass) und Justin Foley (Schlagzeug, seit 2003) jeden Aspekt seines Signature-Sounds. Wie nie zuvor kristallisiert sich hier die Vision der Band heraus, die sie seit der Gründung vereint. Zur Zeit ist ein neues Album in der Mache. Jesse Leach verriet zum Jahresbeginn auf Instagram, dass die Demo-Phase abgeschlossen sei. Mit dem fertigen Album darf man wohl erst 2024 rechnen. So freuen wir uns erst mal auf einen heissen Sommer, der Killswitch Engage endlich wieder Shows auf dem alten Kontinenten ermöglicht.

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