Veröffentlicht am 20. April 2023

Der Kampf ums Streaming

Wir alle haben wohl schon einmal auf eine «Made for you»-Playlist geklickt, weil sie uns angesprochen hat. Aber wer steckt hinter diesen Musik-Empfehlungen? Eine neue Studie hat sich damit befasst, welchen Anteil unabhängige Plattenlabels im Vergleich zu den grossen Musikunternehmen haben.

Journalist

Heutzutage gehören Algorithmen zu den wichtigsten «Vermittlern» beim Konsum und der Entdeckung von neuer Musik. Aus diesem Grund haben sich die Datenanalyse-Plattformen Chartmetric und Music Tomorrow zusammengetan, um Spotify-Playlists und Empfehlungen aus verschiedenen Genres zu untersuchen. Ihr Ziel war es, die Unterschiede zwischen den grossen und unabhängigen Musiklabels zu verstehen.

Die wichtigsten Werte in Bezug auf den Marktanteil der grossen Labels in verschiedenen Stilrichtungen, Dezember 2022 - blog.chartmetric.com  - blog.chartmetric.com
Die wichtigsten Werte in Bezug auf den Marktanteil der grossen Labels in verschiedenen Stilrichtungen, Dezember 2022 - blog.chartmetric.com - blog.chartmetric.com

Die Studie zeigt, dass der klassische Rock den Marktanteil der grossen Labels beherrscht, gefolgt vom Pop. Kleinere unabhängige Labels haben dafür oft die Nase vorn, wenn es um lokale und aufstrebenden Musikgenres geht.

Als durchschnittliche:r Nutzer:in mit breiten musikalischen Vorlieben besteht also eine grössere Chance, einen Led-Zeppelin-Song in der «Viral Rap»-Playlist zu hören als den neuesten beliebten Rap-Track «Wielka Szkoda» von Diho, einem aufstrebenden polnischen Rapper

Fast 10´000 einzigartige Genres

Im Spotify-Universum gibt es das Projekt «Every Noise at Once», eine Art Genre-Suchmaschine, welche die Entdeckung von Musik noch weiter vorantreibt. Für jedes Genre, das auf Spotify gekennzeichnet ist, erstellt «Every Noise at Once» vier verschiedene Wiedergabelisten, von denen jede einen anderen Zweck erfüllt.

Die monatlichen Daten für jede «The Sound of»-Playlist zeigten, dass der durchschnittliche Marktanteil der grossen Label fiel. Dies heisst, dass sich immer mehr unabhängige Labels durchsetzen und die Dominanz der grossen Musikunternehmen allmählich schwindet.

Hip-Hop, EDM und Elektronik sind am unabhängigsten

EDM, elektronische Musik und Hip-Hop werden am meisten von unabhängigen Labels dominiert. «Durch die digitale Musikwerbung und aufstrebende Plattformen wie Soundcloud-Rap (...erinnert ihr euch noch?) haben Künstler:innen in diesem Bereich einen einzigartigen und unabhängigen Raum geschaffen», analysiert die Chartmetric-Studie, die hier in voller Länge zu finden ist.

Die grossen Labels im Vorteil

Es ist naheliegend, dass die grossen Labels aufgrund ihrer Ressourcen in der Regel erfolgreicher bei den Empfehlungen von Spotify sind. Die Playlists, die von den Riesen verwaltet werden, machen mehr als die Hälfte aller auf Spotify vorhandenen Playlists aus. Die unabhängigen Labels haben jedoch auf ihre eigene Art und Weise einen Vorteil.

Die Playlists, die von unabhängigen Labels verwaltet werden, haben tendenziell eine grössere Vielfalt an Musikgenres, was bedeutet, dass sie ein breiteres Publikum ansprechen können. Darüber hinaus verwenden unabhängige Labels oft kreative Strategien, um sich zu differenzieren. Obwohl sie möglicherweise weniger Abonnent:innen und Streams als die Grossen haben, besteht für unabhängige Labels trotzdem die Möglichkeit, ihre neue Musik aus Spotify genügend zu promoten.

Seid ihr auf der Suche nach guter Indie-Live-Musik? Wir können euch die Konzerte von L.A. Witch am 31. Mai in Vevey, Wet Leg am 10. Juli in Montreux, Sleaford Mods am 29. Oktober in Zürich oder für die Hiphopfans Tommy Vercetti & Dezmond Dez am 10. Juni in Bern sehr empfehlen.

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