Veröffentlicht am 24. Mai 2024

So klingt das neue Album von Dabu Fantastic

Und sie tun es wieder: Dabu Fantastic veröffentlichen heute ihr 11. Studioalbum. Das gute Stück nennt sich «Ciao Baby, Ciao» und damit zielen sie für einmal mehr auf die Seelen vieler Schweizer:innen.

Journalist
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Irgendwo zwischen Kantönligeist, Stumpen, Grümpelturnier, Nussgipfel, Riesenslalom, Ferien im Süden und und dem obligaten Wochenendeinkauf – Dabu Fantastic gehören in die Deutschschweiz wie die Stange an den Stammtisch. Der Schweizer Mundartband um Dabu Bucher und DJ Arts gelang es in den vergangenen Jahren oft, Menschen aus dem Mittelstand in eine andere Welt zu entführen und ihnen gelegentlich sogar ein lautstark gesungenes «Will ufenand gaht's, aber näbenand nöd» oder ein «So easy wenn du da bisch» zu entlocken. Und nicht selten fühlen sich an den Dabu-Fantastic-Konzerten sogar die hartgesottesten Controller:innen und die gottestreusten Ordenschwestern wie wildgewordene Rebellen an den 1.-Mai-Scharmützeln.

Mit «Ciao Baby, Ciao» liefern Dabu Fantastic ihr elftes Studioalbum ab und zielen damit abermals in die Herzen vieler Schweizer Hörer:innen. Wir haben uns das musikalische Sammelsurium angehört und gehen in der Einzelkritik gerne auf die zwölf Perlen ein. Andiamo, Baby....

  - Monsefwinteler
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«Ciao Baby, Ciao»

Dass Dabu Fantastic grosse Melodien können, machen sie mit dem Opener und Titelsong klar. Melancholie pur und Herzschmerz in einem. Das kombiniert mit der Frage, wie denn der adäquate Abschied seines Herzensmenschen geht, ist ein klarer Schuss und aber auch Treffer auf die Tränendrüse. Spätestens wenn die Mandoline erklingt und Streicher zum Ton ansetzen, möchte man mit dem weissen Taschentuch winken und an irgendeinem Gewässer gedankenversunken fragen, wieso man jetzt alleine ist.

«Aline»

Hat «Angelina» Dabu bereits den Kopf verdreht, ist es diesmal nun die liebe «Aline». Sie steht irgendwo zwischen Waldbühne und Zeltbühne und nach ein paar Blicken ist klar: Liebe durchflutet Dabus Seele. Es ist geschehen und das noch bevor Dabu überhaupt Alines Vornamen weiss. Eine Lovestory wie im Bilderbuch und mittendrin tanzen Aline und Dabu in Richtung Zukunft. Dazu begleitet werden sie von einem Midtempo-Beat im Vorwärtstang und einer ordentlichen Portion Pop. Hecht hätten es nicht besser gekonnt.

«Nomal Sone Nacht»

Und weil der Herzschmerz davor so schön war, gibt es diesen nun gleich nochmals. Mit dem einzigen Unterschied, dass dem Track «Nomal Sone Nacht» ein absolut musikalisches Sonnenfundament zugrunde liegt. Der Track könnte ohne Dabus Vocals als Werbesong für ein kreolisches Waschmittel dienen. Sonne pur, die Temperatur weit über der, die uns derzeit vorliegt und irgendwo riecht es nach Chicken, Chili und Zitrone. Die Lyrics sind poetisch und auch ein wenig «sexy» manchmal, weil es zwischen Decken doch recht zur Sache geht. Und dies sogar eine ganze Nacht lang.

«Flamme»

Was John Lennon mit «Imagine» schuf, schaffen Riana und Dabu Fantastic hier eventuell auch schon bald. Das hoffnungsvolle Duett appelliert an die Vernunft und könnte positiver nicht stimmen. Denn nur, wer das Negative über Bord wirft, tut nicht nur sich selber einen Gefallen – auch der Frieden kann profitieren. Peace!

«Mir Zwei Gönd Nöd Allei»

«Mir Zwei Gönd Nöd Allei» wäre eigentlich auch eine Nummer für «Hippie Bus»-Dodo. Denn der Track strotzt nur so von Sommer, Sonne und soooooo viel Wärme. Doch der Schein trügt, das Intro führt in die Irre. Die Mundart-Popper besingen ein Techtelmechtel, das nicht mehr ist, um dann doch noch optimistisch in die Zukunft zu schauen. Denn auf jeden Topf passt schliesslich ein Deckel – auch wenn man erst diverse Deckel ausprobieren muss.

«Die Fautsche Meitschi»

Disco, Disco! Dabu tanzt mit Dana um die Wette, in Gloria-Gaynor-Manier unter der Disco-Kugel durch mit Endstation Kiste. Wie das halt so passiert bei einem Disco-Besuch. «Vo ganz obe bis ganz unne git's hüt nüt, wo troche bliibt» – selbst das Dr.-Sommer-Team kriegt hier feuchte Hände.

«Nachem Chrieg Prolog»

Wo kommen denn die Bläser:innen alle her? Haben Dabu Fantastic diese bei den Ochsners geklaut? Diese Antwort können wir hier gerne liefern: Nein, haben sie nicht. Denn TRAKTORKESTAR bieten auf «Nachem Chrieg Prolog» musikalische Schützenhilfe. Und wenn wir aus diesem Song eine Schlussfolgerung ziehen müssten, würde diese wohl lauten: Tragt euch Sorge und schätzt, was ihr habt. Andere Menschen leben mit dem Krieg.

«Mis Dihei»

«Mis Dihei» öffnet nicht nur die Türen zu Dabu Fantastics Zuhause, sondern auch viele Herzen. Der Track vereint Offenherzigkeit, unglaublich nonchalante Klänge sowie wie eine Message, die sitzt: Ein Haus wird erst zum Zuhause, wenn man es mit Leben füllt. Schön, oder? Und wir glauben zu wissen, dass dieses Schmankerl vor allem dann funktioniert, wenn der «Blaufränkisch Himmel auf Erden»-Rosé schon fast leer ist.

«Frei sii»

Die wilden Tage scheinen vorüber zu sein. Es scheint, als wäre Dabu angekommen. Ihm ist wohl und er besingt die finale Destination: Das Zuhause, in den Armen seiner Liebsten zu sein und vom Balkon aus auf seine turbulente Vergangenheit zu schauen. «Frei Sii» dürfte wohl einer der tiefsten Songs der neuen Scheibe sein – musikalisch wie textlich. Well done.

«Novämber»

«Novämber» ist eine kleine Nabelschau und eine Ode an all diejenigen, die ab und an am Rand stehen. Die Hymne sozusagen für Menschen, die evtl. manchmal etwas länger brauchen, sich in ihrer Haut nur bedingt wohl fühlen oder deren Geldbörse nicht immer gefüllt ist. Mit starken Worten bepackt und einer Message, die kleine Wunden heilt. Echt nice.

«Die Letschte Drü Minute»

Wieso werden wir das Gefühl nicht los, dass Dabu Fantastic die echt grossen Nummern ans Ende ihres 11. Langspielers gepackt haben? Auch der Abschluss von «Ciao Baby, Ciao» ist erfüllt mit Liebe und Klängen, die wohl haften bleiben. Das Finale ist bittersüss, stimmt nachdenklich und hallt noch eine Weile nach. Ein würdiger Abschluss für ein Album, das den Anhänger:innen der Mundartband wohl runtergehen wird wie Öl.

Eigentlich, wie es sein sollte. Oder?

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