Veröffentlicht am 04. Juli 2024

Shaboozey ist nicht nur auf TikTok «Tipsy»

Halb TikTok tanzt gerade zu «A Bar Song (Tipsy)» vom amerikanischen Songwriter, Musiker, Sänger, Regisseur und Produzenten Shaboozey. Damit fällt das Scheinwerferlicht endlich auf einen Künstler, der schon vor Beyoncé – und später mit ihr – daran gearbeitet hat, Countrymusik für die Black Community cool zu machen.

Journalist
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Wer in den letzten Monaten hin und wieder bei TikTok unterwegs war, wird sicher die Worte: «Oh my! Good Lord!» im Kopf haben. Und wenn man sie im Geiste singt, reagiert der Körper fast automatisch, macht einen Knicks und lässt den Arm zur Stirn fahren, um einen imaginären Cowboy-Hut zu ziehen. Das sieht dann so aus wie in diesem über 50 Millionen Mal gesehen Clip:

Chibueze = Shaboozey

Das Lied, aus dem das catchy Snippet stammt, erschien Mitte April, heisst «A Bar Song (Tipsy)», klingt genau, wie es der Titel verspricht und stammt von Collins Obinna Chibueze alias Shaboozey. 1995 als Sohn nigerianischer Eltern in den Staaten geboren, wurde er in Woodbridge, Virginia gross – einer Region, in der viele Männer Cowboy-Hut tragen und Country-Mucke hören.

Sein Künstlername Shaboozey klingt nicht nur zufällig so, als hätte ihn ein ignoranter, weisser Dude an der Theke falsch ausgesprochen. Shaboozey ist tatsächlich die selbst gewählte Verballhornung seines Nachnamens Chibueze, der von vielen immer wieder falsch ausgesprochen wurde.

Erstes Album «Lady Wrangler» schon 2018

Während so mancher TikTok-Hype Künstler:innen erwischt, die noch nicht viel vorzuweisen haben, ist Shaboozey in seiner Heimat schon eine ganze Weile etabliert. Sein Debütalbum «Lady Wrangler» erschien bereits im Jahr 2018 auf einem Major-Label, nachdem er mit frühen Singles wie «Robert Plant» und «Starfoxx» aufgefallen war.

«Lady Wrangler» war gut gemacht, aber wurde noch recht konventionell von Rap und R’n’B-Einflüssen getragen. Spannender wurde es dann 2022, als Shaboozey begann, seinen Sound auf Country zu ziehen.

Schon das Cover des zweiten Albums war eine Ansage: Schwarze Cowboys, Shaboozey mit alten Knarren und alle schauen aus dem Bild, als läge man auf dem Boden und seine Gang hätte einen gerade darnieder gestreckt. Der passende Titel dazu: «Cowboys Live Forever, Outlaws Never Die». Musikalisch verband Shaboozey nun zeitgemässen Rap, Country, Folk, Trap und R’n’B in seinen Liedern.

Zusammenarbeit mit Beyoncé

Shaboozey und andere Künstler – wie zum Beispiel der queere Kanadier Orville Peck – ebneten also quasi den Weg für den Country-Hype, der später Beyoncé, Post Malone und bald auch Machine Gun Kelly ergreifen sollte.

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Da war es nur folgerichtig, dass Shaboozey auch auf Beyoncés Country-Album «Cowboy Carter» zu hören war – bei «Spaghettii» und «Sweet Honey Buckiin». Sein «A Bar Song (Tipsy)» kickte dann Beyoncés «Texas Hold’ Em» vom Thron der amerikanischen Country Charts. «Es fühlt sich an, als ob ein Schalter umgelegt wurde», sagte Shaboozey kürzlich dem Magazin «Harper's Bazaar» über seine Gastauftritte bei Queen Bey.

«Als Künstler bekommt man Fans. Man versucht eine Community aufzubauen. Aber wenn jemand wie Beyoncé daherkommt und dich ins Rampenlicht stellt, ist das etwas ganz anderes. Es wird zu Ruhm. Plötzlich hörten Millionen von Menschen auf mich und auf alle anderen, die auf ‘Cowboy Carter’ gefeaturt wurden.»

«Where I’ve Been Isn’t Where I’m Going»

Am 31. Mai veröffentlichte Shaboozey dann sein drittes Album «Where I’ve Been Isn’t Where I’m Going». Ein programmatischer Titel, denn hier feilt er wieder an seinem Sound, dreht die Rap-Einflüsse noch ein wenig runter und setzt eher auf folkige Country-Gitarren mit dem genre-üblichen Twang. Die Songs erzählen von Heartbreaks, Bar-Abenden, einsamen Prärie-Nächten und den Abenteuern der Outlaws.

Er selbst sagt in «Harpers Bazaar» über seinen neuen Sound und sein aktuelles Standig: «Ich liebe die Outlaw-Musik gerade sehr. In Nashville sind ich und meine Freunde genau das: Wir sind die Rebellen, die Outlaws, die Ausreisser. Wenn ich also meinen Erfolg und den meiner Freunde sehe, sind wir froh, Teil dieser alternativen Gemeinschaft zu sein, denn wir werden uns immer gegenseitig unterstützen.»

Damit wird er die Saloon-Tür für weitere Schwarze Cowboys weit aufstossen.

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