Veröffentlicht am 03. Mai 2022

Neue Doku gibt Einblicke in den kreativen Schaffensprozess von Nick Cave und Warren Ellis

Auf der Suche nach den besonderen Momenten: In «This Much I Know To Be True» von Andrew Dominik versuchen die Bandkollegen Cave und Ellis, Ordnung ins Chaos zu bringen.

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Nick Cave and Warren Ellis sitting on the floor in their Studio.

Nach dem Tod seines 15-jährigen Sohnes im Jahr 2015 hatte Nick Cave weder die Kraft für Tourneen noch für die Presse. Stattdessen erweckte er sein 16. Studioalbum «Skelton Tree» durch den 2016 erschienenen Dokumentarfilm «Once More With Feeling» zum Leben. Die Wege von Filmemacher Andrew Dominik und Nick Cave kreuzten sich nicht zum ersten Mal. Aber der knapp 90-minütige Schwarz-Weiss-Film nimmt selbst in dem gewohnt düsteren Werk des Australiers einen besonderen Platz ein. Der tödliche Unfall seines Sohnes Arthur liegt da gerade ein halbes Jahr zurück und Cave wirkt spürbar verloren: «Jeder wünscht sich, dass in seinem Leben etwas Interessantes geschieht, etwas, worüber man schreiben kann», sagt er. «Aber das, was geschehen ist, war für den kreativen Prozess extrem zerstörerisch.»

One More Time With Feeling | Official UK Trailer

2021 mussten Cave und seine Band, The Bad Seeds, wie alle anderen Musiker:innen erneut auf Bühne und Publikum verzichten. Die eigentlich für 2020 geplante Tour wird pandemiebedingt verschoben. Auch dieses Mal wählt Nick Cave das Kino, um das Schweigen zu beenden und den kreativen Prozess weiterlaufen zu lassen. Andrew Dominik sagt im Gespräch mit dem Magazin Dazed: «In diesem Film ist es fünf Jahre später, und der Verlust ist vollständig in sein Leben integriert. Es ist möglich, sich von so einer verdammten Katastrophe zu erholen. Und das finde ich wunderschön.» Um diesen Schleier, der das geordnete Leben vom Unfrieden trennt, handelt auch der neue Film.

THIS MUCH I KNOW TO BE TRUE - LAVENDER FIELDS CLIP

In «This Much I Know To Be True» sehen wir Nick Cave, wie er Keramikfiguren vorführt, die er vom Teufel geformt hat. Wir sehen ihn und seine rechte Hand, den getriebenen Multiinstrumentalisten Warren Ellis, wie sie gemeinsam die grossen Balladen der letzten beiden Alben «Carnage» und «Ghosteen» durchspielen – alleine im Studio und ganz ohne Publikum. Und vor allem sehen wir eine wahre Freundschaft, die trotz der Melancholie, die auch diesen Film eindeutig durchzieht, ebenso unterhaltsam und lustig sein kann, z.B. wenn sich Cave darüber auslässt, dass Warren eigentlich ständig am Senden, und praktisch nie am Empfangen sei. Der Respekt des Filmemachers den Künstlern gegenüber lässt intime Szenen zu, die sonst kaum vorstellbar sind. Oder wie Dominik es im Interview mit Dazed beschreibt: «Wenn wir älter werden, verlieren wir immer mehr, bis wir alles verlieren. Es gibt einen Weg, das verantwortungsvoll und mit Liebe zu tun.»

Der Film feiert am 11. Mai in Kinos weltweit seine Premiere.

THIS MUCH I KNOW TO BE TRUE (Official Trailer)

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