Veröffentlicht am 09. Mai 2024

Loreen: Doppelte ESC-Gewinnerin mit Haltung

Sie gewann den Eurovision Song Contest gleich zweimal: 2012 mit «Euphoria» und 2023 mit «Tattoo». 2025 kommt die schwedische Popsängerin Loreen auf Tour und spielt am 11. März im X-TRA in Zürich.

Journalist
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Natürlich denkt man bei Loreen zuerst an den Eurovision Song Contest. Eine der grössten Bühnen, die man als Musiker:in haben kann. 2012 trat sie dort zum ersten Mal für Schweden an. Gastgeber war Aserbaidschan – ein erdölreicher, autoritärer, repressiver Staat, in dem die Staatsführung wie ein Familienunternehmen organisiert ist und Minderheiten unterdrückt werden. Um das zu überstrahlen, gab Staatoberhaupt Ilham Alijew schon immer viel Geld für Kunst, Musik und Popkultur aus.

Popmusik und Haltung in Baku

Loreen, die Tochter berberisch-marokkanischer Eltern, die in Stockholm geboren wurde, war beim ESC-Finale in Baku die einzige Künstlerin, die kritische Worte in Richtung des Gastgebers parat hatte und darauf hinwies, dass dieses Land mitnichten eine Demokratie sei. Und nicht nur das: Loreen besuchte sogar das Büro einer Gruppe, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte in Aserbaidschan einsetzt.

Der Gastgeber war not amused. Loreens Song «Euphoria», ihre Performance und ein Stückweit auch ihre Haare gewannen dann die Herzen der Zuschauer: stark gesungen, angenehm theatralisch inszeniert, verbunden mit einem Tanz, der bisweilen wie Kampfsport aussah.

ESC-Comeback führte zum zweiten Sieg

Auch ihr zweiter Auftritt, zwölf Jahre nach ihrem ersten Sieg führte zum Triumph. Diesmal wurde es der Song «Tattoo», der streng genommen fast ein wenig zu viel Puls hatte. Überall brodelt es, im Chorus ballern die Beats und wenn Loreen nicht diese raumgreifende, beeindruckende Stimme hätte, die den produktionstechnischen Unsinn wieder einfangen konnte, wäre das alles den Bach runter gegangen.

«Ich weiss, was hart arbeiten bedeutet.»

Loreen ist jedoch weitaus mehr als diese beiden Hits. Schon die Baku-Anekdote zeigte, dass sie für ihre Werte einsteht, auch wenn das der Gastgeber nicht hören will. Ausserdem lohnt es sich, mal ein Interview von Loreen zu lesen. Da erfährt man zum Beispiel, wie sie als älteste von sechs Geschwistern schon früh Verantwortung übernehmen musste, da ihre Mutter alleinerziehend war.

Loreen sagte der deutschen Zeitung «Die Welt» einmal: «Ich weiss, was hart arbeiten bedeutet. Meine Mutter hatte keine Ausbildung, als sie nach Schweden kam, sie fand dann Arbeit als Haushälterin und im Krankenhaus. Für sie war der Job unser Leben, er hat uns ernährt. Ich kümmerte mich derweil um den Haushalt, brachte meine Geschwister in die Schule, holte sie ab, kochte für alle, ich hab sie praktisch aufgezogen. Das hat mich früh erwachsen werden lassen.»

Es gibt noch viel mehr Songs von Loreen entdecken

Und dann gibt es natürlich noch viele weitere Songs aus Loreens Oeuvre zu entdecken. Auch wenn die aufwendig inszenierten TV-Auftritte ihre Stärke sind, hat sie genug tolle Lieder im Repertoire, um damit einen Konzertabend zu füllen. Das noch recht aktuelle «Is It Love» zum Beispiel. Oder die Lieder des wirklich starken Albums «Ride» aus dem Jahr 2017, das Loreens rauchige Stimme oft in der klassischen Gitarre-Bass-Drums-Keyboards-Instrumentierung verpackt und nicht so hyperaktiv rumbollert wie «Tattoo». Der beste Song darauf ist zugleich der Opener: «71 Charger».

Im kommenden Jahr ist Loreen auf Europatournee, um ihre Vielseitigkeit auf den Bühnen grosser Clubs unter Beweis zu stellen. Am 11. März spielt sie im X-TRA in Zürich. Tickets und Infos gibt’s hier.

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