Thrash-Titanen: Kreator, Anthrax und Testament live

Miland «Mille» Petrozza ist einer der sympathischsten und intelligentesten Menschen im deutschen, ach was im internationalen Metal. Wer mal ein Interview mit ihm gesehen oder gehört hat, weiss, wie wir das meinen. Überlegt, belesen, sympathisch, musikbegeistert – man wundert sich fast, wie aggressiv und beissend er mit seiner Band Kreator klingen kann. Der Sohn eines italienischen Gastarbeiters hat es mit Kreator aus der Ruhrgebiets-Stadt Essen hinaus bis in die Champions League des Metals geschafft. Alben wie «Enemy Of God» aus dem Jahr 2005 zählen zum Kanon des deutschen Thrash-Metals. Mit dem 2017er-Werk «Gods Of Violence» schafften es Kreator dann sogar auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. In der Schweiz landeten sie immerhin auf der 13. Auch das letzte Studioalbum «Hate über alles» war ein künstlerischer und kommerzieller Erfolg. In Deutschland chartete man auf der 2, in der Schweiz diesmal auf der 7. Vor allem das mit Sofia Portanet eingespielte «Midnight Sun» und der Titeltrack «Hate über alles» begeisterten viele Menschen, die es sonst gar nicht mehr so mit Metal haben. Kein Wunder, passen dieser Song und dieses Video doch ganz gut in unsere aufgekratzte, populistisch mit Hass befeuerte Zeit:

Mit geschätzten Kollegen auf Tour, Part I: Anthrax

Für ihre diesjährige Tour haben sich Kreator etwas ganz Besonderes überlegt: Sie teilen sich die Bühne und die Lorbeeren mit zwei befreundeten Bands, die durchaus in der gleichen Liga spielen oder gar mehr Fans haben. Da wären zum Ersten Anthrax, die bereits seit den frühen 80ern around und seit Mitte der 80er ebenfalls eine Metal-Instanz sind. Wobei man sagen muss: Von der Urbesetzung ist nur noch Rhythmus-Gitarrist Scott Ian dabei, der Anthrax 1981 mit dem schon 1984 ausgestiegenen Dan Lilker gründete, der später unter anderem Brutal Truth gründete. Anthrax zählen neben Metallica, Megadeth und Slayer zu den sogenannten „Big Four“ des Thrash-Metal und prägten das Genre.

Der aktuelle Sänger Joey Belladonna ist jedoch auch schon eine ganze Weile dabei: Er sang in der Karrierephase von 1985 bis 1992, ist also auf den Kultalben «Spreading The Disease» und «Persistence of Time» zu hören, also auch auf den vielleicht bekanntesten Songs «Madhouse» und «Got The Time». Belladonna sang von 2005 bis 2007 und ist seit 2010 wieder fest an Bord. Auf neue Musik müssen Anthrax-Fans schon eine ganze Weile warten: Das letzte Studioalbum «For All Kings» liegt schon über sieben Jahre zurück, aber Scott Ian, Joey Belladonna und der Rest der Band jonglieren schon seit Herbst Studiotermine für einen Nachfolger. Was gar nicht so leicht ist, wenn man weiss, dass Drummer Charlie Benante auch bei Pantera an Bord ist und Scott Ian bei Mike Pattons Projekt Mr. Bungle spielt.

Mit geschätzten Kollegen auf Tour, Part II: Testament

Die drittte Thrash-Metal-Kultband in der Runde ist Testament, die ebenfalls seit Anfang der 80er unterwegs sind und sich im sonnigen Berkeley in Kalifornien fanden. Was man ihrer Musik so gar nicht anhört. Aber das galt ja für alle härteren Bands der Bay-Area-Szene, die damals Metalfans auf der ganzen Welt faszinierte. «Down For Life» vom 1999er-Album «The Gathering», oder der Titelsong des 2016er-Werks «Brotherhood of the Snake» sind garstige Brecher, die viel von der hektischen Energie in sich tragen, die die frühen Metallica-Alben antrieb. Die prägenden Figuren bei Testament sind bis heute Sänger Chuck Billy, der seit 1986 dabei ist und Gitarrist Eric Peterson. Das letzte Testament-Album «Titans Of Creation» erschien 2020 und hatte mit «Night Of The Witch» und «Dream Deceiver» Songs zwei amtliche Brecher vorzuweisen. Peterson verriet im letzten Jahr, das man an neuem Material arbeite. Die Chancen stehen also gar nicht so schlecht, dass man bei diesem Thrash-Titanen-Treffen ein paar neue Testament-Songs hören könnte.