Veröffentlicht am 21. Oktober 2024

Charli XCX: Das Remix-Album des Jahres?

Das Remix-Album «Brat and it’s completely different but also still brat» schafft es doch glatt, dem Dance-Album des Jahres einen Kandidaten für das Remix-Album des Jahres an die Seite zu stellen.

Journalist

Für die ersten Jahresrückblicke ist es noch etwas zu früh, aber man kann schon jetzt sagen: 2024 war das Jahr der Charli XCX. Wie überraschend, wenn auch verdient, das für sie kam, bewies erst kürzlich eine Anekdote, die Charli in einem Interview zum Besten gab.

Gefragt nach dem ikonischen giftgrünen Text-Artwork von «Brat» erzählte sie freimütig, dass vor allem Kostengründe dahintersteckten. Sie habe niemals gedacht, dass sich so ein roughes, weirdes, grossmäuliges Album so gut verkaufen würde. Deshalb habe sie sich das Geld für ein aufwendiges Cover-Shooting sparen wollen, um vielleicht doch noch in die Gewinnzone zu kommen.

Ein Remix-Album, wie man es selten gesehen hat

Es kam bekanntlich anders. Und kaum feierten alle «Brat», rollte Charli XCX schon den zweiten Part ihres Masterplans aus – ein Remix-Album, wie man es selten bis nie gesehen hatte.

Schon bevor offiziell klar wurde, dass es überhaupt ein komplettes Remix-Album geben wird, sorgten die Remixe von «Girl, so confusing» mit Lorde und später «Guess» mit Billie Eilish für Rekorde und Schlagzeilen.

Seit dem 14. Oktober gibt’s nun das spektakulär besetzte «Brat and it’s completely different but also still brat» und man erkennt schon an der Gästeliste, dass Charli XCX, aber auch ihr Mitstreiter und Produzent A.G. Cook gerade die Menschen sind, mit denen alle zusammenarbeiten wollen.

Charli XCX hat endlich «Brat Summer», den sie verdient | ZUM ARTIKEL

Was durchaus verdient, weil hart erarbeitet ist. Charli wird vor allem gefeiert, weil sie bereits seit den Zehnerjahren innovative Popmusik veröffentlicht und endlich alle wissen, dass sie musikalisch ihrer Zeit voraus war. Gleiches gilt für den britischen Produzenten Cook, der mit seinem Label PC Music und seine Arbeit mit Charli und Sophie als Miterfinder des Hyperpop gilt.

Grosse Namen, viele Ideen

Was dieses Remix-Album aber so brillant macht: Hier wird sich niemals auf den bekannten Namen ausgeruht. Jede Neuinterpretation trägt zwar das Original im Herzen aber strotzt geradezu vor neuen Ideen.

Man höre nur «I think about it all the time», in dem Charli über die Frage nachdenkt, ob sie jemals Kinder kriegen möchte. Wie hier Bon Iver als hochgepitchter Counterpart auftritt, würde bei einer anderen Künstlerin niemals so gut funktionieren wie hier – schon gar nicht bei einem dermaßen persönlichen Song.

Der virale Hit «Apple» wiederum, der dank seiner Choreo und diversen Sped-Up-Versionen noch immer durch TikTok gejagt wird, bekommt von Charli eine wohlverdiente Entschleunigung: mit Hilfe von Japanese House wird hier ein ganz neuer, traurig-schöner Dreampop-Song draus.

Wer mit wem?

Bei anderen Versionen ist man schlichtweg baff, wen sie da zusammengebracht hat. Robyn und Yung Lean gleich im Opener «360»? Das muss man erstmal bringen. Auch Produzent Jon Hopkins an der Seite von 1975 hätte man nicht vermutet. Und dann auch noch Kesha? Ariane Grande? Shygirl? Bb trickz? Und ein endlich mal entstaubt klingender Julian Casablancas, ausgerechnet in «Mean Girls»?

Hier versammeln sich aber nicht nur einige der grössten oder heiss gehandelten Namen im zeitgenössischen Pop, sondern vor allem oft auch Schwestern im Geiste, die ihre Pop-Karrieren in diesem Männer-dominierten Biss auch nach ihren eigenen Vorstellungen durchgeboxt haben.

Was dieses Remix-Album aber am hellsten strahlen lässt: Jeder dieser Songs macht einen Heidenspass, schlägt Haken, die man nicht erwartet hätte, und jagt einem wieder dieses «Brat»-Selbstbewusstsein in die Venen – selbst in einer Zeit, in der man das Wort «Brat» eigentlich schon nicht mehr hören kann.

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