Veröffentlicht am 24. Juli 2024

Der «BRAT Summer» hat den US-Wahlkampf erreicht

Das Albumkonzept der britischen Künstlerin Charli XCX zu ihrer aktuellen Platte «BRAT» ist inzwischen zum Meme mutiert – und zum weltweiten Hype, der nun sogar von Kamala Harris’ Wahlkampfteam genutzt wird. Charli XCX gefällt das.

Journalist
1098

Wenn eigentlich eher subkulturell geprägte Popkultur plötzlich in den Mainstream durchbricht, kann man sich vor schlecht gegoogelten Erklär-Artikeln kaum retten. Das ist auch im Falle von Charli XCX so.

Miterfinderin des Hyperpop

Die heisst eigentlich Charlotte Emma Aitchison, ist Engländerin und schon seit den frühen Zehnerjahren eine treibende Kraft moderner Popmusik. 2011 erschienen ihre ersten eigenen EPs, 2012 schrieb sie den Hit «I Love It» für das schwedische Duo Icona Pop, 2014 kam ihr erster eigener grosser Hit «Boom Clap» und der Nr.1-Hit «Fancy» von Iggy Azalea, den Charli ebenfalls schrieb.

Mit dem Produzenten A. G. Cook und der leider verstorbenen Sophie gilt Charli XCX auch als Erfinderin des Genres Hyperpop. Ihr Mixtape «POP 2» aus dem Jahr 2017 ist sozusagen der Goldstandard dieses futuristischen Stils, der die Charts bis heute prägt.

Charli XCX hat endlich den «BRAT Summer», den sie verdient | ZUM ARTIKEL

«BRAT» ist zuerst mal ein fantastisches Album

Das nur als kleine Einleitung, damit wir bitte alle nicht vergessen, dass dieser «BRAT»-Hype auch und vor allem auf guter Musik und einer Künstlerin fusst, die sich schon seit Jahren kreativ den Hintern aufreisst.

«BRAT» funktioniert mit seiner betont trashigen Ästhetik und dem neonstichigen Lindgrün, das schon längst «BRAT-grün» heisst, schon optisch ziemlich gut. Noch besser funktioniert aber die Musik drauf.

Die 15 Songs bringen Charlis Hyperpop mühelos in den Mainstream. «Von Dutch», «360», «Apple», «Mean Girls» und «Girl, So Confusing» sind schlank produzierte, süchtig machende, angriffslustig getextete Hits.

«BRAT» als Meme und Wort des Jahres

Das «BRAT-Grün» hat in den letzten Wochen nach und nach das Internet infiziert und das Barbie-Pink vom letzten Jahr als Trendfarbe abgelöst. Namhafte Künstler:innen und zig Gen-Z-Kids feiern auf TikTok und anderen Plattformen die Platte, das Grün, das Konzept – und auch das Wort selbst. Schnell riefen die ersten den «BRAT Summer» aus.

«BRAT» heisst übersetzt ungefähr so viel wie «Göre». Vor allem mit Blick auf die Karriere von Charli XCX passt «BRAT» ziemlich gut und steht für eine kreative, starke Frau, die immer ihren eigenen Weg gegangen ist und inzwischen wenige «fucks» auf die Meinungen anderer gibt.

«kamala IS brat»

Seit dem 22. Juli hat der «BRAT Summer» nun auch den hitzigen US-Wahlkampf infiziert. Nachdem Joe Biden verkündet hatte, doch nicht zur Wahl anzutreten, versammelten sich namhafte Demokrat:innen schnell hinter Vizepräsidentin Kamala Harris, die auch von Biden als Kandidatin empfohlen wurde.

Kamara Harris hat nicht nur zwei Stieftöchter, die sicher wissen, was der «BRAT Summer» ist, sondern auch ein sehr findiges Social-Media-Team. Als man den offiziellen Kampagnen-Account von Biden und Harris auf die neuen Gegebenheiten anpasste, sah das so aus:

Wenig später postete Charli XCX, die wie gesagt Britin ist und in den Vereinigten Staaten nicht wählen darf, dass sie diesen Move durchaus gutheisst. Bei ihr hiess das in der Twitter-typischen Diktion: «kamala IS brat». Seit diesem Post muss sich Charli auf ihrem Profil nun mit MAGA-Trolls herumschlagen.

Was dann passierte war peak Internet Entertainment: Plötzlich mussten seriöse Fernsehsender wie CNN im Live-Modus erklären, was zum Henker denn das alles zu bedeuten habe. Was dann zu diesem herrlichen Unfall führte:

Und was halten die Republikaner davon?

Die politische Konkurrenz der Trump-Supporter, die online und auf ihren gängigen TV-Stationen sowieso permanent im Wut-Modus ist, hadert noch ein wenig mit diesen Entwicklungen. Oft hat man bei den «MAGA»-Leuten ja eh das Gefühl, ausser «good ol’ country music» und «Sweet Home Alabama» hätten sie es nicht so mit Musik.

Statt den «BRAT Summer» verstehen zu wollen oder ihn gar anzugreifen (und es sich dabei mit jungen Wähler:innen zu verscherzen), schiesst man sich gerade lieber auf Kamala Harris’ Lachen ein oder schaltet schlichtweg in den Rassismus-Modus. Fox und namhafte Köpfe der «Make America Great Again»-Bewegung, nennen Harris seit einigen oft einen «DIE hire».

«DIE» steht eigentlich für «Diversity, equity and inclusion» am Arbeitsplatz, wird aber seit langem von Rechten als abwertender Kampfbegriff genutzt – vergleichbar mit dem ebenfalls diskreditierenden Begriff «Quotenfrau».

Es bleibt abzuwarten, ob der «BRAT Summer» wirklich konkrete Auswirkungen an der Wahlurne haben wird. Aber es ist schon jetzt spannend zu sehen, wie der US-Wahlkampf neben Polarisierung und Hass auf einmal wieder Enthusiasmus oder gar Witz erkennen lässt.

Empfohlene Artikel

Die besten Alben 2014

Die bisher besten Alben des Jahres

2024 ist zwar erst zur Hälfte vorbei, hat aber bereits Hit-Alben für ein komplettes Kalenderjahr geliefert. Das sind die sieben bisher besten Alben des Jahres.
taylor swift midnights

Taylor Swift steht im Dienst des Pentagon!

Wer regelmässig die US-Sender «Fox News» oder «OAN» schaut, weiss: Taylor Swift ist eine gross angelegte «Psy-op» des Pentagon und der Super-Bowl-Gewinner steht schon fest. Denn natürlich wird das Team von ihrem Boyfriend Travis Kelce gewinnen – damit das Power-Couple am Ende vor einem Millionenpublikum die Tore der Hölle öffnet. Oder so ähnlich ….
Tenacious D

Sehen wir hier das Ende von Tenacious D?

Nach einem geschmacklosen Spruch über das Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump von Gitarrist Kyle Gass während eines Konzerts in Sydney steht die Zukunft der Band in den Sternen. Jack Black sagte prompt den Rest der laufenden Tour ab und stellt das Bestehen von Tenacious D in Frage.

Empfohlene Events

Falling in Reverse
17/11/2024 - 17/11/2024
1 Event

Falling in Reverse

The Popular Monstour II World Domination in Zürich

Falling in Reverse und Hollywood Undead haben mit ihren einzigartigen Stilen und energiegeladenen Performances weltweit eine treue Fangemeinde um sich geschart. Am Sonntag, 17. November 2024 kommen die beiden Bands ins Hallenstadion Zürich.

Falling in Reverse sprengen mit ihrem brachialen Sound und ihren atemberaubenden Videoproduktionen zurzeit gerade alle Grenzen und zählen neben Bring Me the Horizon wohl zu einer der angesagtesten Bands des Modern Metals. Dies zeigt sich besonders in ihren jüngsten Veröffentlichungen, die sowohl durch ihre Videos als auch durch ihre Streaming-Zahlen für Aufsehen sorgen. Der Katalog der Band umfasst bereits jetzt über 2,7 Milliarden Streams. Falling in Reverse zeigten vom ersten Album The Drug In Me Is You an eine bemerkenswerte musikalische Vielfalt, die von Post Hardcore und Metalcore bis hin zu Pop Punk und Hip Hop-Einflüssen reichte. Ihr zweites Album Fashionably Late überraschte mit der Integration von Rap und elektronischen Elementen, ohne dabei die Kraft und die Emotion ihrer Musik zu verlieren. Ihre Bereitschaft zu einer unkonventionellen Zusammenarbeit zeigte sich in ihrem Hit Ronald mit Underground Rap-Legende Tech N9ne. Mit ihrem neuen Song All My Life haben sie nun den Country-Star Jelly Roll für eine Kollaboration gewonnen und wagen sich nach ihren Rap-Ausflügen diesmal in die Gefilde des Wilden Westens. Der Song hat sowohl auf YouTube als auch auf Streaming-Plattformen bereits bahnbrechende Erfolge erzielt, wobei das dazugehörige Video glatt als Hollywoodproduktion durchgehen könnte. Die stetige Innovationskraft von Falling in Reverse zeigt, dass sie auch in diesem Jahrzehnt eine treibende Kraft in der Musikszene bleiben werden. Ihr kommendes Album Popular Monster erscheint am 16. August 2024 via Epitaph Records und wird unter den Fans wohl erneut für viel Gesprächsstoff sorgen.

Hollywood Undead beherrschen seit vielen Jahren geschickt die Genres Hip Hop, Rock und Metal. Mit ihrem unverkennbaren Sound und einem durchdachten Image haben sie sich weltweit eine treue und stetig wachsende Fanbase erspielt. Wer die Band live erlebt hat, weiss um die mitreissende Energie, mit der sie die Bühne beherrschen. Ihr neuestes Album Hotel Kalifornia spiegelt die ehrliche und direkte Geschichte der Band wider. In einem Interview sprach Jorel "J-Dog" Decker über die Entstehung des Albums, welches durch die aktuelle Situation in Kalifornien inspiriert wurde und die dunklen Seiten ihres Heimatstaates reflektiert.

Gefällt dir der Artikel?