Veröffentlicht am 27. Juni 2022

«Fuck the Supreme Court!»: Reaktionen von Musikerinnen auf US-Urteil

Der Oberste Gerichtshof der USA hat am Freitag eine Entscheidung getroffen, die zu einer massiven Verschärfung der Abtreibungsgesetze führen wird. Künstlerinnen wie Phoebe Bridgers, Taylor Swift, Olivia Rodrigo und Lizzo äussterten sich dazu wütend.

Journalist
278
Phoebe Bridgers

Das britische Glastonbury Festival ist immer eine recht politische Angelegenheit. So viele Mittelfinger in Richtung USA wie am letzten Wochenende gab es dort aber vermutlich zuletzt, als Trump noch im Amt war oder George W. Bush Kriegsherr spielte. Der Grund: Am Freitag gab der Supreme Court der USA bekannt, dass er eine fast 50 Jahre geltende Rechtsprechung rückgängig macht und damit quasi das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hat – das auf einem Grundsatzurteil im Fall Roe v. Wade aus dem Jahr 1973 beruhte. Der dank der cleveren Vorarbeit von Trump und den Republikanern überwiegend mit rechtskonservativen Richter:innen besetzte Oberste Gerichtshof sorgte damit für Wut und Verzweiflung – und schürte Ängste, dass weitere liberale Grundsatz-Urteile, zum Beispiel zur gleichgeschlechtlichen Ehe, in Gefahr sind. Viele Künstlerinnen, die sich für ein liberales Abtreibungsgesetz einsetzen, nutzten deshalb am Wochenende ihre sozialen Medien und ihre Auftritte beim Glastonbury, um diese Entscheidung zu kommentieren.

Phoebe Bridgers: «Fuck the Supreme Court!»

So zum Beispiel Phoebe Bridgers, die auf dem Glastonbury ihrem Frust Luft machte. Während ihres Gigs stimmte sie einen «Fuck the Supreme Court!»-Gesang an und rief: «Fuck this shit, fuck America! All these irrelevant old motherfuckers telling us to do with our bodies. Urghs!» Phoebe Bridgers war bei dem Thema schon eine ganze Weile sehr aktiv und teilte schon im Mai, als sich abzeichnete, dass diese Entscheidung kommen könnte, die Erfahrungen mit ihrer eigenen Abtreibung.

Olivia Rodrigo: «Wir hassen euch!»

Auch die junge Pop-Sensation und Disney-Serien-Star Olivia Rodrigo fand harte Worte. Sie bat beim Glasto die von ihr ihr sehr verehrte Lily Allen auf die Bühne, um gemeinsam den Allen-Hit «Fuck You!» zu spielen. Rodrigo sagte vorher: «Dieser Song ist den Richterinnen Samuel Alito, Clarence Thomas, Neil Gorsuch, Amy Coney Barrett und Brett Kavanaugh gewidment. Wir hassen euch!»

Amanda Palmer: «Die Ära der verängstigten Männer wird – muss - eines Tages zu Ende gehen!»

Die Sängerin, Autorin, Aktivistin uns Songwriterin Amanda Palmer schrieb ein betroffenes, wütendes, aber kämpferisches Statement auf ihrem Facebook-Account. Palmer, die zuerst als Teil des Duos Dresden Dolls bekannt wurde, hat eine sehr persönliche Verbindung zu dem Thema und schrieb mit «Oasis» und «Voicemail For Jill» bereits sehr intensive Lieder über Abtreibungen. Bei Facebook schreibt sie: «Ich sprach auf der Bühne immer wieder über meine drei Abtreibungen, riss jeden Abend die Wunden auf und fühlte mich damit nicht nur von der linken und rechten Seite bestraft, sondern auch von den Menschen, die mir nahestanden und denen das, was ich tat und sagte, zu unangenehm war. Ich habe ‚Oasis‘ geschrieben. Ich habe ‚Voicemail For Jill‘ geschrieben. Ich habe Videos gemacht. Ich habe Menschen interviewt. Ich habe Geld gesammelt. Ich habe Geld gespendet. Ich habe Interviews gegeben. Ich habe hunderte von Petitionen unterschrieben. Ich habe die Einleitung für das Buch ‚Post-Roe America‘ von Robin Marty geschrieben. Ich habe demonstriert. Was hätten wir denn sonst noch tun können?» Aber Palmer gibt sich kämpferisch. Obwohl Amerika auf der ganzen Welt Mitleid und Entsetzen ernte, sagt sie: «Dennoch hoffe ich, dass dieses Urteil nur Todesröcheln der Ewiggestrigen ist. Unter einer ominösen Wolke wie dieser, erhebt sich immer eine Schwesternschaft. Die Ära der verängstigten Männer wird – muss - eines Tages zu Ende gehen. Vielleicht nicht zu meinen Lebzeiten. Aber ich werde nie aufhören zu kämpfen.»

Billie Eilish, Alicia Keys, Lizzo, Taylor Swift äussern sich ebenfalls

Billie Eilish, die am Freitag auf der Pyramide Stage des Glastonbury Festivals Headlinerin war, sagte vor ihrem Song «Your Power» etwas zur Entscheidung. «Heute ist ein sehr sehr dunkler Tag für Frauen in den U.S.A.» In dem Lied geht es um das manipulative Verhalten älterer, mächtiger Männer – was ja leider perfekt zum Thema passt. Auch viele weitere sehr grosse Künstlerinnen positionierten sich klar auf Seiten der Befürworter:innen eines liberalen Abtreibungsgesetzes. Zum Beispiel Alicia Keys, Taylor Swift, Charli XCX und Lizzo, die ihre Tournee nutzen wird, um Spenden für «Planned Parenthood» zu sammeln – eine amerikanische Non-Profit-Organisation, die in über 650 Kliniken in den Vereinigten Staaten Beratung und medizinische Dienste anbietet.

Gefällt dir der Artikel?