Veröffentlicht am 20. März 2024

ESC 2024: Von Europapas und queeren Popstars

Am 11. Mai steigt das grosse Finale des Eurovision Song Contests im schwedischen Malmö. Nemo aus der Schweiz und die non-binären Hymne «The Code» haben wir bereits vorgestellt – heute schauen wir auf fünf weitere spannende ESC-Artists. Mit dabei: Joost Klein, Bambie Thug, Olly Alexander u. a.

Journalist
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Joost Klein – «Europapa» (Niederlande)

Der Niederländer hat im letzten Jahr schon an der Seite von Ski Aggu und Otto mit «Friesenjung» die Charts in Deutschland und der Schweiz aufgemischt. Der überdrehte Sound aus Hardcore-Techno, Rap und Pop ist aber nur ein Teil seines Erfolgs: Joost ist auf der Bühne und auf seinen Social-Media-Kanälen nämlich auch ein perfekter Entertainer. Überdreht, aber liebevoll und oft an der Seite anderer schillernder Charaktere (von denen einige im «Europapa»-Clip auftauchen) hat der Typ einen ganz eigenen Charme. Den konnte er gut auf «Europapa» übertragen – eine Hommage an seinen Vater, der ihn früh motivierte, die Reisefreiheit der EU zu nutzen, um andere Lebensperspektiven kennenzulernen. Bisher feiern vor allem viele Holländer und die Joost-Klein-Fans die Nummer – aber wir glauben, er hat das Zeug, auch noch andere Länder um den Finger zu wickeln.

alyona alyona & Jerry Heil — «Teresa & Maria» (Ukraine)

Die ukrainische Rapperin alyona alyona war schon in den letzten Jahren sehr präsent in Europa und eine starke Stimme ihres Landes. Vor allem ihr zweites Studioalbum «Galas» reiht Hit an Hit und hat namhafte Gäste wie den Rapper Olexesh am Start. Für diesen ESC hat sich alyona alyona mit der ukrainischen Songwriterin und YouTuberin Jerry Heil verbündet. Das hymnische «Teresa & Maria» sei ein «Song über Frauen, die grosse Lasten auf den Schultern tragen». Es sei aber natürlich auch ein Song über die Ukraine: «Alle können sich in diesen Zeilen wiederfinden. Wir singen von Zusammenhalt und seiner immensen Wichtigkeit in schweren Zeiten.»

Nemo und eine non-binäre Hymne für den Eurovision Song Contest | ZUM ARTIKEL

Olly Alexander – «Dizzy» (Vereinigtes Königreich)

Ist das nun ein brillanter Move oder auf Nummer sicher gespielt? Die Briten schicken in diesem Jahr einen Künstler, der den Popstar-Status schon lange innehat. Olly Alexander ist Sänger und Mastermind der Band Years & Years, mit denen er schon zehn UK-Top-40-Singles und zwei Nr.1-Alben hatte. Ausserdem gilt er als queere Fashion-Ikone und gab in der Serie «It’s A Sin» ein erstaunliches Schauspieldebüt. Sein Song «Dizzy» ist ein gelungener 80s-inspirierter Dance-Pop-Track, der Alexanders heller Stimme viel Raum gibt. Stilistisch nicht sonderlich originell, aber schon verdammt gut gemacht.

Windows95man – «No Rules!» (Finnland)

Die spinnen die Finnen! Oder, wie es ein YouTube-Kommentar unter dem Video zu «No Rules!» sagt: «It's not about winning the competition, it's about showing the middle finger to the juries once again.» Hinter dem genialen Boomer-Künstlernamen verbirgt sich der Künstler, Fotograf, Tänzer, Discjockey und Musiker Teemu Keisteri. Als Windows95man liefert er hier mit «No Rules!» eine Art hyperironische Eurodance-Variante von Boney M., gepaart mit Scooter-ähnlichen Aufputsch-Rufen und einem Chorus, der auch auf einem melodischen Metal-Song funktionieren würde.

Bambie Thug – «Doomsday Blue» (Irland)

Ganz nah am Zeitgeist sind die Iren, die mit der nichtbinären Person Bambie Thug antreten. Bambie Thug vermischt in Sound und Ästhetik Elemente aus Gothic, Trap, Metal und Hyperpop. Mal wird lieblich gesungen, mal hart und tief gegrunzt, mal ballert alles voran, mal wähnt man sich in einem Popsong. Ob Bambie Thug mit diesem ruhelosen, bei jungen Menschen sehr angesagten Sound im grossen Stil punkten kann, sei noch dahingestellt, aber die Bühnenshow dürfte um einiges tätowierter und diabolischer ausfallen als vieles, was man sonst auf der ESC Bühne sieht.

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