Diese DJs lehnten Anfragen von Madonna und Bowie ab

«Du siehst aus wie Art, ich wie Paul – lass uns ein Album mit demselben Cover machen!» – so begann die Geschichte eines der prägendsten Duos der 90er Jahre: Kruder & Dorfmeister. 

Das Duo gehörte in den 90ern zu den ganz Grossen der Electro-Szene. Ob Tokio, New York, Paris oder Berlin – die beiden Österreicher füllten Clubs auf der ganzen Welt, inspirierten eine ganze Riege von jungen Produzenten und nicht zuletzt verkauften sie noch ordentlich CDs. Die Österreicher lernten sich bei einem gemeinsamen Freund kennen. Peter Kruder war Frisör, Richard Dorfmeister ein Musik-Tüftler mit eigenem Tonstudio in Wien. Schon beim ersten Aufeinandertreffen verstanden sich die beiden Nerds prächtig. Doch es war Dorfmeisters humorvolle Inspiration durch Simon und Garfunkels Album «Bookends» , die ihre kreative Zusammenarbeit endgültig besiegelte.

Die erste EP «G-Stoned» (1993) legte den Grundstein für den unverwechselbaren Sound: eine einzigartige Mischung aus hypnotischen Beats, warmen Basslinien und einem Hauch von Jazz. Diese Kombination traf den Nerv der Zeit und wurde von Grössen wie Gilles Peterson, dem Acid-Jazz-Guru, gefeiert. «Das war das Album, auf das wir alle gewartet hatten», schwärmte er, «Damit katapultierten sich Kruder & Dorfmeister direkt in die aufstrebende Trip-Hop-Szene. Weltweit.»

Mit der Veröffentlichung ihres «DJ-Kicks»-Mixes 1996 und vor allem dem 1998 erschienenen Doppelalbum «The K&D Sessions» eroberten die beiden die internationale Musikszene. «The K&D Sessions» bot brillante Remixes von Künstlern wie Depeche Mode, David Holmes und Roni Size und wurde zum absoluten Klassiker, der noch heute gern gespielt wird in grossen Clubs.

Der Ruhm und seine Schattenseiten

Das Remix-Album verkaufte sich über eine Million Mal und wurde mit zahlreichen Goldauszeichnungen zu einem der wichtigsten Alben der Trip-Hop-Geschichte. Doch der Erfolg hatte auch seine Kehrseite: Ständige Tourneen und der Druck der Plattenfirmen, Remixes für die grossen Stars zu liefern, führten dazu, dass die beiden Österreicher die Freude an ihrer Arbeit verloren. «Es ging nicht mehr um unsere musikalischen Visionen, sondern nur noch darum, Künstlern ein neues Image zu verpassen», erinnert sich Peter. Nach einem wenig erfolgreichen Remix für Madonna 1998 lehnten sie Anfragen von David Bowie, Grace Jones und U2 ab.

Dieses Jahr erscheint «The K&D Sessions» in einer Neuauflage – erhältlich in verschiedenen Formaten, darunter Vinyl und CD – ab dem 25. Oktober auf ihrer Bandcamp-Seite vorbestellbar.

Zeitloser kultureller Einfluss

Kaum ein anderes Duo hat den Sound der 90er Jahre so geprägt wie Kruder & Dorfmeister dies taten. Ihr Einfluss ist bis heute in Genres wie Ambient und Lounge zu spüren, und auch in der Musik von Künstlern wie Massive Attack und Air. Nach ihrem kometenhaften Erfolg gönnten sich Kruder & Dorfmeister eine längere Pause, bevor sie 2020 mit dem Album «1995» zurückkehrten.

Das Album erschien auf ihrem eigenen Label G-Stone Recordings und besteht aus unveröffentlichten Tracks ihrer besten Zeit. Der Song «Johnson», der ein Sample der Blues-Legende Robert Johnson enthält, ist eine direkte Referenz zu ihrem ursprünglichen Sound.

Gilles Peterson bringt es in seiner Radioshow auf BBC 6 Music auf den Punkt: «Kruder & Dorfmeister haben die seltene Gabe, zeitlos zu bleiben. Ihr Sound ist heute genauso relevant wie vor 30 Jahren.»