Britain’s still got talent: Calum Scott am 29. April 2024 live in Zürich

Man nannte Calum Scott schon nach seinem ersten Auftritt vor der Jury von «Britain’s Got Talent» einen «Golden Boy». Kein Wunder, denn stimmlich war der damals 26jährige aus Hull schon 2015 on point. Etwas schüchtern kommt Calum an diesem Abend auf die Bühne, trägt eine fürchterliche Kreuzung aus Jeans- und Army-Hemd und erklärt dann, welchen Song er spielen wird: «I am singing a cover by Robyn. It’s ‘Dancing On My Own’ but a bit slower.» Genau das tut er dann: Zu dezentem Pianospiel wird aus der Dance-Hymne gegen die Einsamkeit der traurige Popsong, der schon immer hinter dem Beat lauerte. Vor allem der berühmteste und berüchtigtste Juror Simon Cowell wählte Calum direkt in die nächste Runde. Im Finale belegte er später zwar nur einen schwachen sechsten Platz – was auch an einem leicht vergeigten Auftritt lag – aber der Karrierestart war auf Langstrecke betrachtet durchaus gelungen.

Zwischen Pop und Dance

Sein Robyn-Cover, das er kurz nach der Show im Studio aufnahm, ist immer noch einer seiner am meisten gehörten Songs. Über eine Milliarde Streams hat er allein bei Spotify. Während Calum Scott hier einen Dance-Song in eine Ballade überführte, ging er in den Jahren danach gerne mal in die andere Richtung und hatte ein gutes Händchen bei der Wahl seiner Arbeitspartner. DJ-Shooting-Star der letzten Jahre Felix Jaehn bat ihn für das gefühlvolle und zugleich treibende «Love On Myself» ans Mikro und wiederholte das ein paar Jahre später mit «Rain In Ibiza». Mit dem Belgier Lost Frequencies nahm Scott 2021 «Where Are You Now» auf und landete einen Deephouse-EDM-Hit, der ebenfalls die Milliardenmarke in Sachen Streams knackte.

Pop über queere Liebe, Selbstakzeptanz und Sehnsucht

Auf seinen eigenen Alben sucht Calum Scott lieber nach dem perfekten Popsong. Zuletzt erschien im letzten Jahr das Album «Bridges», das mit der eindrucksvoll gesungenen Piano-Ballade «Biblical» startet, bei der er auf den Spuren von Elton John zu wandern scheint. «Rise» wiederum, ein Fan-Favorit von der Platte, setzt auf die Coldplay-Schule der jüngeren Vergangenheit. In diesem Jahr erschien mit «Whistle» ein weiterer Dance-Track an der Seite von Jax Jones und der Solo-Song «At Your Worst», der in der Instrumentierung harte The-Police-Vibes auslöst.