Hitzone: «You’re Beautiful» von James Blunt

Über James Blunt wird gerne und viel gelästert. Was ihn aber nicht im Geringsten stört. Der britische Schmacht-Songwriter pariert dieses Genöle mit messerscharfen, selbstironischen Tweets. Als 2021 sein Best-of «The Stars Beneath My Feet» erschien, verkündete er zum Beispiel, dass er seinen Hatern hoch und heilig verspreche, seine Karriere sofort zu beenden, sollte es auf Platz 1 der Charts landen. Was bei einer Best-of Compilation so gut wie nie klappt …

Aber schauen wir auf den Beginn seiner Karriere: Als 2004 sein Debütalbum «Beck To Bedlam» erscheinen sollte, hatte ihn noch keiner so recht auf dem Schirm. Aber man erkannte schon, dass sein Label grosses Potential sah. In Deutschland waren damals mehrere Pressetage angesetzt – bei eher geringem Interesse. Die Promoter in Deutschland riefen damals sogar bei kleinen Uni-Radios an, ob man nicht mit diesem interessanten Mann sprechen wolle, der einen Teil der Songs seines Debütalbums beim KFOR-Einsatz im Kosovo erdachte. Und dieser Part seines Lebens war ja wirklich interessant: Blunt stammt aus einer Familie mit langer Militärtradition, diente bei den «Life Guards» der britischen Armee als Offizier. 2002 verliess er die Armee, um sich auf seine Musik zu konzentrieren, was vielleicht nicht jedem in seiner Familie gefallen hat. Blunt wurde dann recht früh von einer echten Instanz in Sachen kommerziellem Pop und Songwriting unter die Fittiche genommen: Linda Perry. Sie war einst Frontfrau bei den 4 Non Blondes und hatte damals gerade ihr Label Custard Records gegründet. Perry schrieb damals Hits für zum Beispiel Pink. Perry hatte Blunts Tape gehört, signte ihn und brachte ihn mit seinem Produzenten Tom Rothrock zusammen.

Bei Prinzessin Leia im Badezimmer

Tom Rothrock lebte in Los Angeles und hatte auch sein Studio dort. Während der Aufnahmen, bei denen Blunt zwar seine Songs mit anderen schrieb (in diesem Fall Sacha Skarbek und Amanda Ghost), spielte er einen Grossteil der Instrumente selbst. Über private Vermittlungen lebte Blunt während der Aufnahmen zu «Back To Bedlam» im Anwesen von Schauspielerin Carrie Fisher, die als Prinzession Leia in den «Star Wars»-Filmen Geschichte schrieb. Gegenüber der BILD-Zeitung erinnerte sich Blunt kurz nach einem Tod an diese Zeit: «Ich hatte nur ein kleines Budget und kein Klavier. In Carries Badezimmer stand eines, also haben wir dort aufgenommen. Ich fand das damals witzig. Der Raum hatte einen guten Klang, und die Menschen singen ja oft unter der Dusche.» Der Legende nach wurde sein anderer Hit aus der Zeit «Goodbye My Lover» dort aufgenommen. Auch der Titel «Back to Bedlam» (Deutsch: Zurück im Durcheinander) sei von Fishers Lebensstil und ihrem verrückten Haus inspiriert gewesen.»

Der Hintergrund von «You’re Beatiful» ist laut Blunt «irgendwie erbärmlich»

Blunt-Fans munkeln, der Song sei seiner Ex-Freundin Dixie Chassay gewidmet – was beide nie kommentierten, aber auch nie dementierten. In der TV-Show «The Oprah Winfrey Show» sagte James Blunt damals: «Es ist irgendwie erbärmlich. Es ging darum, dass ich meine Ex-Freundin in der Londoner U-Bahn mit ihrem neuen Mann gesehen habe, von dessen Existenz ich nichts wusste. Sie und ich haben uns in die Augen gesehen und ein Leben lang in diesem Moment gelebt, aber nichts dagegen unternommen und uns seitdem nicht mehr gesehen.» Der kommerzielle Erfolg dürfte ihn aber darüber hinweggetröstet haben. «You’re Beautiful» ist sein bis dato erfolgreichster Song, landete nach dem Single-Release 2005 in vielen Ländern Europas auf der 1. Zum Beispiel in Ungarn, Irland, Italien, den Niederlanden, Schottland und England. Bei uns und unseren deutschen Nachbar:innen wurde es «nur» Platz 2. Rechnet man alle Streams der Videos und der diversen Streamingplattformen zusammen, landet man ziemlich schnell im Milliardenbereich.

Neues Album kommt noch in diesem Jahr – die Tour im nächsten

Am 27. Oktober wird James Blunt sein neues Studioalbum «Who We Used To Be» veröffentlichen und die Vorabsingle zeigt schon mal, wohin die Reise gehen könnte: «Beside You» ist beschwingter und fröhlicher als vieles, was James Blunt vorher veröffentlichte. Ein tanzbarer, eher elektronischer Popsong, der für Connaisseure aufgrund eines Samples sogar den grossen Filmmusikkomponisten Ennio Morricone in den Credits trägt. James Blunt selbst sagt in Vorfreude auf seine Tour: «Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich darauf freue, 2024 wieder auf Tournee zu gehen. Es hat unglaublich viel Spass gemacht, mein neues Album zu schreiben und aufzunehmen, und einige der neuen Songs werden euch zweifelsohne wieder auf die Beine und zum Tanzen bringen. Ich freue mich schon jetzt darauf, an einem Veranstaltungsort in eurer Nähe auf der Crowd zu surfen!» Zum Beispiel in Zürich.