Wenn Stromae mal kein Genie ist
Weltoffen, kritisch, kreativ und absolut treffsicher: Was Stromae anfasst, wird zu Gold. Seine Musik bewegt Generationen und seine Andersartigkeit ist beispiellos. Wir werfen einen Blick auf sein Schaffen.
In aller Kürze
Stromae ist nicht nur ein musikalisches Wunderkind, sondern mittlerweile auch eine Stilikone. Als 24-Jähriger landete er mit «Alors en danse» einen Welthit. Heute gilt Stromae nach Jacques Brel als einer der erfolgreichsten Musiker in seinem Heimatland und seit seinem Auftritt an der Met Gala ist klar: Auch in den USA könnte der Belgier bald Furore machen.
Wer bei der New Yorker Met Gala über den roten Teppich schreitet, darf etwas auf sich halten. Die Benefizgala, die jährlich zugunsten des Metropolitan Museum of Art in New York City ausgerichtet wird, versammelt alles was Rang und Namen hat in der gegenwärtigen Popkultur. Weltweit. Dieses Jahr schritt auch Stromae über den roten Met-GalaTeppich. Der belgische Künstler trug dabei eine Kreation seines eigenen Labels Mosaert.
Stromaes musikalisches Genie muss man heute nicht mehr in Frage stellen – erst recht nicht, nachdem der Belgier erst gerade am diesjährigen Coachella aufgetreten ist, was nur wenigen französischsprachigen Künstlern gelungen ist. Deshalb werfen wir ein besonderes Augenmerk auf seine immense Kreativität. Und zwar in all seinen Formen.
Von Youtube zu Weltruhm
Stromae ist ein Rap-Fan und heisst ursprünglich Paul Van Haver. Der Belgier fing 2009 als Student an, Videos mit dem Titel «Stromae-Lektionen» im Internet zu veröffentlichen. Darin erklärt er, wie seine Musik funktioniert, wie diese zusammengesetzt ist und er gibt ausführliche Einblicke in seine Produktionen. Oftmals sogar vor Publikum. Besonders die achte Youtube-Lektion sorgte in Belgien und Frankreich dafür, dass das schlaksige Multitalent plötzlich in aller Munde war – Titel: «Alors on danse». Der gleichnamige Song sollte ein paar Monate später die weltweiten Charts im Sturm erobern.
Zeitgleich gründete Stromae sein eigenes Label Mosaert (Anagramm von Stromae) zusammen mit seinem Bruder Luc Junior Tam. Die beiden drehten das Video zu «Alors on danse» und zauberten die Visuals für Stromaes Debütalbum «Cheese». Die darauffolgende Tour war ein voller Erfolg, was Stromae noch weiteren Aufschwung verlieh und den Belgier noch kreativer werden liess. 2013 sorgte er mit dem Clip im Stil einer versteckten Kamera zu "Formidable" erneut für Aufsehen. Er liess sich als «Betrunkener» auf den Strassen Brüssels filmen und ging so viral. Ein Volltreffer für den Maestro.
Stromae eröffnet einen Online-Shop
Kaum verwunderlich, ging auch das darauffolgende Album «Racine carrée» durch die Decke. Stromae tut alles, was in seinem Universum zulässig ist. Er verknüpft die Musik geschickt mit seinen selbst entworfenen Kleidern und zimmert seinen Live-Shows das Bühnendekor mit seiner eigenen Handschrift. Der belgische Überflieger eröffnet einen Online-Shop, designt Kleider, Keramik, Bettwäsche und es kommt wie es nicht selten kommen muss: Am Ende der Racine Carrée-Tour ist er 2016 seelisch und körperlich derart erschöpft, dass er eine Pause ankündigt.
Er tut was andere nie tun würden
Offenbar kann Stromae aber nicht gar nichts machen. In der Folgezeit nimmt sich der Maestro zurück und arbeitet vor allem für andere: Etwa für Yael Naim, Major Lazer, Billie Eilish oder Dua Lipa. Ende 2021 endet die eigene musikalische Schaffenspause mit «Santé» und dem darauffolgenden Album «Multitude». Die Fans sind Feuer und Flamme und das kreative Genie beginnt wieder, Interviews zu geben. Am 9. Januar 2022 gelang dem Enfant Terrible gar ein weiterer Coup, als er während seines Interviews in den 20-Uhr-Nachrichten bei einem der grössten französischen Fernsehsendern seine zweite Single «L'Enfer» in voller Länge vor der Kamera präsentierte.
Zusammenarbeit mit Spotify
Was Stromae anpackt, wird zu Gold oder zu Gesprächsstoff. Sein drittes Album «Multitude» erblickt im März 2022 das Licht der Welt und der erste Clip zum gleichnamigen Song «Fils de joie» markiert einen weiteren Meilenstein. Denn «Clip» ist leicht untertrieben. Stromaen zimmert ein videotechnisches Monumentalwerk. Sogar Spotify beteiligt sich an der Produktion. Stromae beschäftigt über 500 Personen, blockiert drei Tage lang de Parc du Cinquantenaire in Brüssel und zementiert seinen Status als wohl grösster Pop-Act in der Geschichte Belgiens der Gegenwart. Wenn da nicht noch mehr zu erwarten ist….