Queens of the scene: Diese 5 Frauen schrieben Musikgeschichte
Wir richten das Spotlight auf fünf Frauen, die die Musikindustrie nachhaltig geprägt haben.
Die Musikindustrie war lange Zeit in männlicher Hand und sie ist es zu einem grossen Teil auch heute noch. Wir verzichten an dieser Stelle darauf niederzuschreiben, wo man überall ansetzen müsste, weil das gerade ein bisschen zu deprimierend wäre und richten das Spotlight stattdessen auf fünf Frauen, ohne die unsere Musikszene heute ganz anders aussehen würde.
Ma Rainey: Die Matriarchin des Blues (1886 - 1939)
Ma Rainey hatte eine Stimme, mit der man eine Revolution starten könnte und genau das tat die Amerikanerin auch: Sie sang bereits 1928 übers Saufen, Rumvögeln und Gender-Gerechtigkeit. Was heute noch irgendwelchen Rückständigen die Schamesröte ins Gesicht treibt, war zu damaligen Zeiten ein maximaler Affront gegen sämtliche sozialen Werte und Normen.
Ma Rainey war schon eine Bad Bitch als dieser Begriff noch exklusiv für unartige Hündinnen verwendet wurde und hat damit vor allem die heutige Hip-Hop- und R&B-Szene massiv beeinflusst. Ohne Ma Rainey wäre Béycone wahrscheinlich nie zur Königin gekrönt worden.
Sister Rosetta Tharpe: Die Godmother of Rock n’ Roll (1915 - 1973)
Als die Pfarrers-Tochter ihren ersten Plattenvertrag unterzeichnete, spielte Elvis noch mit Murmeln oder was auch immer sonst 1938 bei den Kids gerade hip war. Sister Rosetta Tharpe startete als Gospel-Sängerin, fand das irgendwann aber nicht mehr aufregend genug und shreddete fortan mit einer elektrischen Gitarre darüber.
Tharpes’ Sound war die Basis für das komplette Rock-Genre – Little Richard, Chuck Berry, Johnny Cash und all die anderen zukünftigen Legenden die danach kamen, musizierten mit der Blaupause von Sister Rosetta Tharpe, der «Godmother of Rock n’ Roll».
Sylvia Robinson: Die Hip-Hop-Trendsetterin (1936 - 2011)
1979 gründete die R&B-Sängerin Sylvia Robinson gemeinsam mit ihrem Mann Joe Sugarhill Records. Im gleichen Jahr erschien der erste Release des Labels: «Rapper’s Delight» von The Sugarhill Gang. Der Song hievte das Hip-Hop-Genre aus der Subkultur direkt in die Charts.
Robinson war als Produzentin die treibende Kraft hinter dem Hit. Sie setzte das Fundament für so ziemlich alle Stilmittel, die das Genre bis heute auszeichnen. Ohne ihre Vision wäre das Openair Frauenfeld heute wahrscheinlich kaum mehr als ein kleiner Szenen-Anlass.
Madonna: Die Pop-Provokateurin (1958 - heute)
Madonna betrat die Pop-Bühne mit zwei ausgestreckten Mittelfingern, liess sich von niemandem etwas sagen und produzierte dabei einige der grössten Hits der 80er-Jahre. Die Sängerin hatte aber nicht nur musikalisch einen riesigen Einfluss, sondern setzte auch in Sachen visuelles Entertainment neue Massstäbe.
Das Musikvideo von «Like A Prayer» macht selbst im Jahr 2024 immer noch ein paar fehlgeleitete Menschen hässig, was zeigt, wie enorm der Impact des Clips war. Dazu etablierte die unterdessen 65-jährige einen neuen Narrativ im weiblichen Pop, der selbstbewusster, freier und konsequenter war.
Kathleen Hanna: Die Wegbereiterin des Indie (1968 - heute)
Gleich vorweg: Alles was hier im Anschluss kommt, wäre nie möglich gewesen, ohne die Vorarbeit von Patti Smith. Die Punk-Göttin hat 1975 mit «Horses» eines der wichtigsten Alben des Genres herausgebracht, das aus weiblicher Sicht bis heute das grundlegendste Nachschlagewerk für das Genre ist.
Der grösste kommerzielle Treiber für Frauen in der alternativen Musik dürfte aber die Riot Grrrl-Bewegung in den 90er gewesen sein. Künstlerinnen aus der Punk- und Hardcore-Szene forderten damit die etablierten Systeme der von Männer dominierten Musikindustrie heraus und liefertend dabei den Soundtrack für mehrere Generationen von Frauen, die die Schnauze voll hatten.
Die Regisseurin von «Punk Girls» im Interview | ZUM ARTIKEL
Eine dezidierte Anführerin hat die Bewegung nicht, aber Kathleen Hanna, die Frontfrau von Bikini Kill, war die prägendste Figur dahinter. Wenn sie nicht gerade auf der Bühne stand und ihre Message in die Welt heraus brüllte, tat sie dies in einem von ihr selbst verlegten Magazin. «Riot Grrrl», wie dieses hiess, war ein publizistische Verstärker, der direkt und indirekt für die Gründung diverser feministier Bands verantwortlich war.
Hannas musikalischer und lyrischer Schlachtruf hallt bis heute nach. Egal ob Punk, Indie oder Bedroom-Pop, dahinter steckt die DNA der Riot Grrrl-Bewegung.