Veröffentlicht am 26. Dezember 2023

3 gut gemeinte Neujahrsvorsätze für Matt Healy von The 1975

Wie turbulent das ausklingende Jahr für den Frontmann von The 1975 war? Sagen wir mal: Wäre es ein Flugzeug, hätte der Pilot bereits den Fallschirm angeschnallt. Deshalb hier drei Ratschläge für den jungen Matt, bevor seine Band nächstes Jahr im Zürcher Hallenstadion spielt.

Journalist
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Matt, wir müssen reden. Bitte, nimm Platz. Fühle dich für einmal nicht angegriffen, Matt. Nimm dir ein Cookie. Wir wollen, dass diese Intervention für alle Beteiligten zu einem positiven Ausgang führt. In Ordnung, Matt? Danke, Matt. Bitte was? Klar, nimm dir noch ein weiteres Cookie.

Im September hat deine Band The 1975 angekündigt, dass eure aktuelle Tour die letzte sein wird. Zumindest für unbestimmte Zeit. Nach all dem Trubel in den vergangenen Monaten sicher eine gute Entscheidung. Durchatmen. Abstand gewinnen. Gedanken neu sammeln.

Matt & his many Ausrutscher

Weisst du noch, mit welcher Schlagzeile das Jahr 2023 für The 1975 begann? Während eines Gigs in Leeds hast du zwischen zwei Songs eine Ansage mit dem Satz «I don't think it's a racist thing to say...» angefangen, bevor dir die eigene Band ins Wort fiel und mit der Musik startete. Und ganz ehrlich, Matt: Deine Jungs haben dir damit einen Gefallen getan. Weil auf «I don't think it's a racist thing to say...» folgt allerallerallermeistens nichts Gutes. Doch dazu später mehr.

Das war im Januar. In den kommenden Wochen folgten viele weitere Skandälchen, die wir hier nicht noch einmal aufzählen. Doch um deinet- und ganz ehrlich: auch unseretwillen hier ein paar Vorschläge, wie du dich im neuen Jahr in den Griff kriegst. Damit wir alle Spass haben, wenn ihr euren groovy R&B-Rock am 16. März ins Zürcher Hallenstadion bringt. Wir wollen in der Getränkewarteschlange darüber reden, was für ein smartes Pop-Statement euer letztes Album «Being Funny in a Foreign Language» war und nicht darüber, wie du am Vorabend mit einem Robbenbabypelzmantel auf die Bühne gekommen bist und einen Polenwitz erzählt hast.

Also:

Diese Taylor Swift Sache

Uff. Wie lange warst du mit Taylor zusammen? Vier Wochen? Kommt etwa hin. Was für ein verrückter Mai das war. Ihr seid schon eine ganze Weile miteinander befreundet. Doch scheinbar begann es etwas lauter zu knistern, als sie im Januar bei deinem Konzert in London als Überraschungsgast auf die Bühne kam. Wenige Wochen später war mit ihrem damaligen Freund, Schauspieler Joe Alwyn, Schluss und ihr habt einander gedatet.

Alwyn scheint ein netter Kerl zu sein. Aber auch ein ziemlicher Schluck Wasser. Dementsprechend waren die Swifties ganz schön entsetzt, dass sie jetzt plötzlich mit deiner Tequila-Shot-Persönlichkeit um die Häuser zog. Also begannen sie damit, jede Dummheit, die du je gesagt und getan hast, aus dem Internet zu fischen. Und ganz ehrlich: Da kam ganz schön viel zusammen. Ganz. Schön. Viel. War einiges davon aus dem Zusammenhang gerissen? Klar. Willkommen in der aufregenden World of Internet Diskurs.

https://www.youtube.com/@The1975VEVO

Unter dem Hashtag SpeakUpNow forderte das Online-Zentralkomitee der aufgebrachten Swifties von ihrem Idol, sie solle sich zu deinen vergangenen Kontroversen äussern und auf Distanz gehen. Einige drohten gar mit einem kompletten Fanboykott. Ganz schön wild. Doch bevor der Backlash noch weiter ausarten konnte, trennten sich Taylor und du ganz freundschaftlich im Juni. Die Swifties können sich jetzt über ihren Footballspieler-Boyfriend aufregen und du küsst wieder Security Guards.

Was lernen wir daraus, Matty? Wer wie du ein paar Skelette im Schrank hat, installiert keine durchsichtigen Schiebetüren – selbst wenn die Knochen nur aus Plastik sind. Schon klar, wo die Liebe nun mal hinfällt. Doch durch deinen Sommerflirt mit Taylor bist du unter eine mediale Lupe geraten, die dich wie eine Ameise unter Sonnenlicht angebrutzelt hat.

Weisst du Matty, wer eine prominente Person datet, der datet irgendwie auch alle ihre Fans. Voll beknackt, klar. Ist aber nun mal so. Und diese Fans gehen oft vom Schlimmsten aus – etwas, das du ihnen nun mal auch zuhauf geboten hast. Deine vergangenen Eskapaden kannst du nicht mehr ändern. Aber die fortwährende Aufarbeitung lässt sich ganz gut steuern. Bis diese jedoch abgeschlossen ist:

Stop dating famous people!

Diese Adam Friedland Sache

Matt. Oh, Matt! Alter. Matty, Matt, Matt. Da warst du nun also im vergangenen Sommer, mittendrin im Swifties-Schlamassel. Die Augen der Pop-Welt: auf dich gerichtet. Du hättest eigentlich auf Eierschalen gehen müssen. Doch wohin bist du stattdessen spaziert? Zur Adam Friedland Show. Das ist eine Online-Talkshow, die aus dem Podcast Cum Town hervorgegangen ist. Würde man einem typischen Taylor-Swift-Fan eine typische Cum-Town-Episode vorspielen, müsste dieser Fan anschliessend an eine Dialysemaschine angeschlossen werden.

Die Hosts der Adam Friedland Show, Nick Mullen und Adam Friedland, sind Feuerwerksmeister des schlechten Geschmacks. Ihr nihilistischer Humor ballert in sämtliche politischen und gesellschaftlichen Lager. Nicht hasserfüllt, aber rücksichtslos talken die beiden shit gegen alles und jeden. So als würden sie nachts um 3 nebeneinander am Pissoir stehen. Nur laufen dabei dummerweise Kamera und Mikro.

https://www.youtube.com/@TheAdamFriedlandShow

Sich freiwillig auf dieses Terrain zu begeben, dürfte jedem PR-Team ohnehin schon Kopfweh bereiten. Und was passierte, als du neben Adam Friedland Platz nahmst? Erst wurde Rapperin und Musiklabel-Kollegin Ice Spice unter anderem als «Inuit Spice Girl» beleidigt. Später imitierten die beiden Gastgeber so lange einen japanischen Akzent, bis auch du kichern musstest.

Matt. Was war das Best-Case-Szenario in deinem Kopf, wenn du mit den «Artists Formerly Known As Cum Town» vor der Weltöffentlichkeit zusammensitzt? «Sternstunde Philosophie»? Wohl kaum. Immerhin: Später hast du dich bei Ice Spice mehrmals öffentlich und privat entschuldigt und sie scheint cool mit dir zu sein. Trotzdem:

Stop saying stupid things!

(And maybe stop hanging out with people saying stupid things for a living!)

Diese Kuala Lumpur Sache

Nach diesem Debakel war es höchste Zeit für ein paar Wohlfühl-News aus dem Tourbus von The 1975. Etwas gute Presse, um die Öffentlichkeit für einmal auf der Pro-Healy Seite zu wissen. Klingt doch eigentlich nach einem guten Plan, Matt? Oder vielleicht hast du einfach wieder einmal aus der Hitze des Moments gehandelt und dir dabei die Finger verbrannt: Im August spielten The 1975 am Good Vibes Festival in Kuala Lumpur. Aus Protest gegen die strengen Anti-LGBTQ-Gesetze von Malaysia hast du auf der Bühne deinem Bassisten Ross MacDonald einen Kuss aufgedrückt.

Prompt cancelte die Regierung darauf die restlichen zwei Tage des Festivals. Nach eigener Aussage wurden du und deine Band sogar kurzzeitig inhaftiert. Inzwischen verlangen die Organisatoren knapp 2,2 Millionen Franken Schadensersatz. Und statt Applaus für eine mutige Solidaritätsbekundung, spendeten Musikkollegen wie Julian Casablancas nur genervtes Kopfschütteln. Zudem verurteilten malaiische LGBTQ-Gruppierungen die Aktion, weil sich dadurch die Anfeindungen gegenüber queeren Menschen im Land weiter verschärfen könnten.

https://www.youtube.com/@The1975VEVO

Es ist ein bisschen so wie damals, als du deine Unterstützung für die Black-Lives-Matter-Bewegung ausdrücken wolltest und dazu ein Musikvideo von The 1975 getwittert hast. Du willst marginalisierte Gruppen supporten und rückst dann doch vor allem dich in den Vordergrund. Trage dir deshalb in deine Agenda 2024 ganz gross ein:

Stop doing stupid, stupid things!

Ach, Matt. Im Gegensatz zu all den «Why Matt Healy is deeply problematic»-Ragebait-Essays der vergangenen Monate halten wir dich nicht für einen schlechten Menschen. Wir hoffen, wir täuschen uns nicht. Und glauben, dass du meist wirklich gute Absichten hast. Doch drückst du diese meist auf die denkbar dümmste Art aus. Und manchmal schmunzelst du über Witze, für die man zum Lachen besser in den Keller sollte.

Wir hoffen aber, dass du dich nicht in einen solchen zurückziehst. Tatsächlich hast du immer wieder vergangene Verfehlungen eingesehen und reflektierst deine undankbare Rolle als Rockpopsuperstar. Wenn du dich also an unsere Ratschläge hältst und in Zukunft um alle Arschlochpfade einen grossen Bogen machst, können wir in einem nächsten Artikel über The 1975 endlich wieder primär über die Musik schreiben. Abgemacht? Abgemacht.

... Matt, ernsthaft? Da waren vorher noch zwanzig Cookies auf dem Teller!

https://www.youtube.com/@The1975VEVO

The 1975 spielen am 16. März im Hallenstadion, Zürich. Tickets gibt es HIER.

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