Blond live: Schwestern und Bruder im Geiste
Die Schwestern Nina und Lotta Kummer sind zusammen mit ihrem Kindheitskumpel Johann Bonitz Blond – und eine der besten, wildesten, rücksichtsvollsten, nettesten, stabilsten Indie-Bands aus dem deutschsprachigen Raum. Am 26. November kommen sie ins X-TRA nach Zürich.
Ein Konzert der aus Chemnitz stammenden Indie-Band Blond ist eine einzige Party. Aber keine der stumpfen Saufi-Saufi-Rumgröl-Sorte. Im Gegenteil: Bei Blond kann man sich zu Konfetti und Perlenschmuck den Arsch abtanzen, fremden Menschen in den Armen liegen – und ganz nebenbei auch noch wichtige Dinge fürs Leben lernen. Blond sind nämlich das vielleicht das beste Argument gegen das Genöle alter Rockmänner, dass diese «woke», sensible, rücksichtsvolle «Gen Z» jede gute Party versauen würde. Blond zeigen: Das Gegenteil ist der Fall. Sie singen gegen Sexismus im Musikbusiness («Männer», «Thorsten») und über Menstruation («Es könnte grad nicht schöner sein»), haben Indie-Rap-Hits, die Veganismus feiern («oberkörperfrei») und verkleiden ein Lied über fehlende, aber nötige Therapieplätze und zu hohe Altersunterschiede in Beziehungsdingen als vermeintlichen Love-Song namens «mein boy».
«Ein Ort, an dem sich alle wohl fühlen»
Dem Musikexpress sagte Sängerin und Gitarristin Nina Kummer in einem Interview: «Wir wollen mit unseren Konzerten und der Band einen Ort schaffen, an dem sich alle wohl fühlen. Es geht uns nicht darum, Shows ausschliesslich vor FLINTA-Personen zu spielen. Wir wollen lieber einen Rahmen setzen, in dem sich alle respektvoll begegnen. Wenn Typen cool sind, schnallen sie das auch, haben Spass und verzichten ganz selbstverständlich darauf, ihr T-Shirt im Moshpit auszuziehen und achten überhaupt darauf, wie viel Raum sie einnehmen.» Wie gut das funktioniert, zeigt ihre noch immer laufende Tour zu ihrem zweiten Album «Perlen», das im April veröffentlicht wurde.
Befreundet seit Kindheitstagen
Die besondere Dynamik von Blond, die man auf ihren Gigs spürt, resultiert auch aus den engen Banden zwischen den Bandmitgliedern. Nina Kummer (Gesang, Gitarre) und Lotta Kummer (Gesang, Schlagzeug) sind Schwestern, ihren schillernden Schlagzeuger Johann kennen sie seit Kindheitstagen. Er lebte in der Nachbarschaft einen Hofes von Freunden der Familie Kummer, auf dem die Schwestern viel Zeit verbrachten. Der von Blond gerne erzählten Gründungsmythologie zufolge, spielten die drei oft zusammen und versteckten sich eines Nachmittags in den Kirschbäumen hinter dem Haus, wo sie kichernd Musik vom Label «Aggro Berlin» hörten und sich über die vielen Schimpfwörter freuten. Das sei der zwischenmenschliche Grundstein der Band Blond gewesen. Die musikalische Inspiration für Nina sei dann jedoch der Erfolg der deutschen Sängerin LaFee gewesen. Der «Perlen»-Opener «Durch die Nacht» ist eine schöne Hommage an diesen Moment, in dem Nina beschloss, ein solides Leben als Bankkaufrau oder Ärztin gegen eine Indie-Musikerinnen-Karriere einzutauschen. Darin singt sie: «Ich war 11 und wusste nicht wie mir geschieht (ah-ah) / Ein Mädchen auf der Bühne, tosender Applaus (hah-ah) / Und ich hab mir gesagt / ‚Vielleicht kann ich das auch?‘»
Aufgewachsen in einer Musiker:innen-Familie
Ganz zum Schluss – wo hoffentlich alle, die Blond vorher nicht kannten, schon gemerkt haben, dass sie eine tolle Band sind, sollte noch einmal erwähnt werden, dass die Kummer-Schwestern das Musikmachen vielleicht auch schon in den Genen haben. Ihr Vater ist Jan Kummer, Sänger der DDR-Avantgarde-Band AG. Geige, deren 1987 auf Kassette veröffentlichtes Debütalbum «Yachtclub & Buchteln» in gut informierten Kreisen zu Recht hohen Respekt geniesst. Ihre Brüder Felix und Till wiederum spielen auch in so einer kleinen, auf Deutsch sing-rappenden Indieband – namens Kraftklub …
(Artikelfoto: Sarah Storch)
Blond spielen am 26. November 2023 im X-TRA in Zürich. Tickets und Infos gibt’s hier.