5 Künstler:innen, die ihre eigenen Hits hassen
Josh Homme sagte letzte Woche in einem Podcast, er fände es «ein wenig cunty», wenn Act seine eigenen Hit hasse und das dem Publikum zu spüren gäbe. Wir haben mal ein paar Beispiele gesucht, wo genau das passiert ist. Mit dabei: Nirvana, Tones & I, Lorde (Foto) u. a.
Nirvana und «Smells Like Teen Spirit»
Es ist kein Geheimnis, dass die Biografie von Nirvana viel mehr zu bieten hat als «Nevermind» und die Leadsingle «Smells Like Teen Spirit». Vor allem Kurt Cobain haderte mit dem riesigen Erfolg – nicht nur wegen den Auswirkungen auf sein Privatleben, sondern auch weil diese von Butch Vig recht glatt polierten Songs das übrige, oft sperrige Werk überstrahlten. Andererseits war wohl nur durch diesen Erfolg ein raues, knurriges, diabolisches Meisterwerk wie «In Utero» möglich. Während Nirvana bei einigen Konzerten ihren Überhit recht solide performten, zerlegten sie ihn immer dann, wenn die Masse ihn ganz unbedingt wollte – zum Beispiel bei diesem «Top of the Pops»-Auftritt vor Millionenpublikum, wo sie auch noch Halbplayback spielen sollten.
Tones & I und «Dance Monkey»
Die Australierin Toni Watson, besser bekannt als Tones & I, hatte mit «Dance Monkey» einen Raketenstart in Sachen Karriere. Allein in ihrer Heimat hat der Dance-Pop-Song 16-mal Platin eingefahren. Obwohl Toni «Dance Monkey» komplett allein geschrieben hatte, überredete ihr Label sie, vermehrt an Songwriting-Sessions mit namhaften Songwritern und Produzenten teilzunehmen. Genau das habe ihr den Song vergrault, wie sie 2022 in einem Interview verriet: «Ich war jeden Tag in einem Raum voller Männer. Was im Grunde OK war, aber einige von denen hatten schon oft zusammengearbeitet und einige Dinge vorbereitet, die allesamt in Richtung ‘Dance Monkey’ gingen. So nach dem Motto: ‘Die Kleine hatte einen Hit damit, also lasst uns da wieder probieren.’» Genau das wolle sie aber niemals tun. Sie verdanke dem Song zwar vielleicht ihre Karriere, aber: «Ich will dem Erfolg von ‘Dance Monkey’ nicht hinterherjagen. Ich hadere mit dem Song und möchte ihn oft gar nicht singen. Ich werde niemals wieder einen Song wie diesen schreiben.» Und weil wir ihre Worte aufrichtig fühlen, verlinken wir an dieser Stelle auch lieber einen aktuellen, der ganz wundervoll geraten ist und nicht weiter von «Dance Monkey» entfernt sein könnte:
Radiohead und «Creep»
Lange Zeit konnte man die Konzerte, bei denen Thom York und Co. ihren frühen Hit spielten, an einer Hand abzählen. Erst als ihr vertracktes, versponnenes Werk ab Anfang der Nullerjahre diese doch recht konventionelle (aber geniale) Rockballade überstrahlte, tauchte es hin und wieder prominent in der Setlist auf. Zum Beispiel bei ihrem Headliner-Gig 2009 auf dem Reading Festival, wo sie mit «Creep» den Abend eröffneten. Gut informierte Kreise munkelten damals, das wäre part of the deal einer fürstlichen Festivalgage gewesen.
Miley Cyrus und «Wrecking Ball»
Wer sich im durchaus eklektischen Oeuvre von Miley Cyrus umschaut, findet romantische Country-Schunkler ebenso lupenreine Popsongs und psychedelische Indie-Trips. Da wundert es kaum, dass sie ihren Hit «Wrecking Ball» nicht mehr so gerne spielt. In einem Interview mit dem Radiosender 103.5 KTU sagte sie vor einigen Jahren: «Sorry Guys, ich spiele ‘Wrecking Ball’ einfach nicht mehr so gerne. Oder sagen wir so: Ich mache es – aber ich liebe es nicht. Es ist so, als würde es dir gerade richtig gut gehen und dann musst du einen Song singen, der dich total runterzieht. Ausserdem werde ich dadurch niemals vergessen, dass ich mal an einem Vorschlaghammer geleckt habe.»
Lorde und «Royals»
Künstler:innen, die einem gewissen Perfektionismus erlegen sind, hadern oft mit Liedern, die in ihren Augen besser hätten klingen könnten. Ein prominentes Beispiel: Lorde und jener Song, der ihre Karriere in Schwung brachte: «Royals». Sie sagte kürzlich in einem Interview, der Song fühle sich eher «wie ein Relikt» an. «Ich verstehe, warum er funktioniert hat und ein Hit wurde, ich sehe, dass er gewissen Qualitäten hat, aber da gibt es diesen Teil in mir, der immer lauter flüstert: ‘Diese Melodien sind nicht so gut, wie die, die du heute schreibst.’ Oder aber: ‘Ah, an dieser Stelle der Lyrics wäre ich heute noch mal rangegangen.’» Andererseits weiss Lorde aber auch: «Ich werde wohl niemals wieder so einen grossen Hit wie ‘Royals’ haben. Da gebe ich mich keinen Illusionen hin.» Vielleicht hasst sie den Song wegen dieser Erkenntnis noch ein wenig mehr …