Tape it or leave it: Die Verkaufszahlen von Musikkassetten steigen an
Dass Vinylplatten ein Comeback erleben, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben und haut auch keinen mehr aus dem Hocker. Etwas überraschender ist hingegen, dass auch wieder mehr Musikkassetten verkauft werden. Yep, Tapes, weil Nutzungskomfort einfach nicht so geil ist, wie Musik mit dem Bleistift zurückzuspulen.
Es ist ein Twist, bei dem Spotify-CEO Daniel Ek wahrscheinlich kurz von seinem Elfenbein-Thron gefallen ist: Die Verkaufszahlen von Musikkassetten steigen wieder an. In Amerika bereits seit 2017, England wiederum verzeichnet gerade das vierte Jahr in Folge mit wachsendem Absatz. Für die Schweiz liegen keine Zahlen vor, Tapes werden aber auch hierzulande verkauft. Zum Beispiel die von dem Zürcher Ambient-Künstler An Moku, der im letzten Jahr gleich drei seiner Releases auf dem anachronistischen Format herausbrachte
Ein Spiegelbild der Charts
Wer nun aber mutmasst, dass Tapes ausschliesslich Musikkonsumenten mit einem eher nischigen Geschmack ansprechen, liegt daneben. Die 20 meistverkauften Musikkassetten in den USA im Jahr 2023 decken sich weitgehend mit den letztjährigen Album-Charts.
Die meistverkauften Musikkassetten in den USA im Jahr 2023
- Guts - Olivia Rodrigo
- - (Subtract) - Ed Sheeran
- Tension - Kylie Minogue
- Cuts & Bruises - Inhaler
- The Ballad Of Darren - Blur
- Did You Know That There's A Tunnel Under - LDR
- Take Me Back To Eden - Sleep Token
- Broken By Desire To Be Heavenly Sent - Lewis Capaldi
- Unreal Unearth - Hozier
- Live With The Bbc Philharmonic Orchestra - 1975
- The Album - Jonas Brothers
- Power To Play - Mcfly
- Greatest Hits 2.0 - Busted
- From Nothing To A Little Bit More - The Lathums
- Good Riddance - Gracie Abrams
- 1989 (Taylor's Version) - Taylor Swift
- But Here We Are - Foo Fighters
- Council Skies - Noel Gallagher's High Flying Birds
- So Much (For) Stardust - Fall Out Boy
- Cracker Island - Gorillaz
Dies wiederum legt auch nahe, dass es sich bei den Käuferinnen und Käufer nicht nur um einige ewiggestrige Nostalgiker handelt, sondern auch um Teens, Tweens, Millennials und alles dazwischen.
Streaming-Bedenken
Streaming ist unbestritten die komfortabelste Option für Mediennutzung. Zuletzt gerieten Dienste wie Spotify, aber auch Netflix und Co. öfter in die Kritik. Da sind zum einen die steigenden Preise und zum anderen die wachsende Ungewissheit über die Beständigkeit des Angebots. Filme, Serie und sogar Musikalben verschwinden teils ohne Vorankündigung von den Plattformen.
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Einige Musikfans halten darum an physischen Datenträger fest und offenbar wächst diese kleine Gemeinde stetig an.
Retro-Reiz
Weniger einfach zu erklären ist, warum diese Fans zu Musiktapes greifen. Die Tonträger sind war günstiger als Vinyl und auch weniger fragil als ihre Vorgänger, bieten aber weder deren Klangerlebnis noch das leicht elitäre Gefühl der audiophilen Überlegenheit, dass die meisten Plattensammler brauchen, wie die Luft zum atmen (Come on, ihr wisst, dass wir recht haben).
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Trends in der Mode-Industrie haben uns allerdings gelernt, dass alles irgendwann zurückkommt, wieso also nicht auch die Musiktapes? Vielleicht werden Walkmen am Gürtel ja DAS Fashion-Statement 2024. Bis die Frage geklärt ist, vergeht noch ein wenig Zeit, allen Kassetten-Käuferinnen und -Käufer wollen wir an dieser Stelle aber unsere Hochachtung aussprechen. Die Entschlossenheit, eure Leben für ein bisschen mehr Style ungleich komplizierter und anstrengender zu machen, ist beachtenswert. Stay weird, cool kids.