Publié le 02. août 2024

In diesen Liedern ist der Tod ganz nah

Wir stellen einige Lieder vor, die von einer wahrlich dramatischen Aura umgeben sind. Zum Beispiel «Real Death» von Mount Eerie, das nur wenige Stunden nach dem Tod eines geliebten Menschen entstanden ist, oder «Distant Sky» von Nick Cave (Foto), das er wenige Tage nach dem Tod seines 15jährigen Sohnes sang.

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Mount Eerie – «Real Death»

«A Crow Looked At Me» aus dem Jahr 2017 ist eines der härteste, traurigsten und ergreifendsten Alben der letzten Jahre. Songwriter Phil Elverum, der sich hinter dem Namen Mount Eerie verbirgt, schrieb es unmittelbar nach dem Tod seiner Frau Geneviève. Sie starb an einem Krebsleiden, nur wenige Monate nach der Geburt der gemeinsamen Tochter.

Elverums Lieder waren schon immer roh, poetisch, ungefiltert – hier fühlen sie sich an wie vertonte emotionale Zusammenbrüche. Schon beim ersten Song «Real Death» kann man sich das Heulen kaum verkneifen. Spätestens wenn Elverum diese Szene besingt:

«Crusted with tears, catatonic and raw / I go downstairs and outside and you still get mail / A week after you died a package with your name on it came / And inside was a gift for our daughter you had ordered in secret / And collapsed there on the front steps I wailed / A backpack for when she goes to school a couple years from now / You were thinking ahead to a future you must have known / Deep down would not include you.»

Mad Season feat. Chris Cornell und The Seattle Symphony Orchestra – «River Of Deceit» (live)

«Above» von der Band Mad Season aus dem Jahr 1995 ist ein Klassiker der Grunge-Ära. Hinter dem Namen verbirgt sich eine Art Allstar-Combo, bestehend aus Mitgliedern von Alice In Chains (Sänger Layne Staley), Pearl Jam (Gitarrist Mike McCready), Screaming Trees (Schlagzeuger Barrett Martin) und The Walkabouts (Bassist John Saunders).

Der Legende nach lernten sich die Mitglieder in einer Entzugsklinik kennen. Überhaupt spielten Drogen im Grunge ja leider eine tragische Rolle. Layne Staley starb 2005 im Alter von 34 Jahren vereinsamt in seiner Wohnung. Sein Leichnam wurden inmitten benutzter Heroinspritzen gefunden – ungefähr zwei Wochen nach seinem Tod.

Zum 20. Jubiläum des Albums wurde «Above» von den wenigen verbliebenen Musikern mit Freunden und dem Seattle Symphony Orchestra noch einmal live aufgeführt. Einen der besten und traurigsten Songs auf dieser düsteren Platte singt dabei Chris Cornell, ehemals der Sänger von Soundgarden.

Nur zwei Jahre später starb auch Chris Cornell nach einem Konzert seiner Band in seinem Hotelzimmer. Dem Polizeibericht zufolge durch Suizid. In seinem Blut wurden diverse starke Medikamente gefunden. Wenn man heute diese Live-Aufnahme von «River Of Deceit» hört, ist es fast, als spüre man den Fluch des Grunge im Nacken, der einige der grössten Stimme der Rockgeschichte viel zu früh von uns hat gehen lassen.

Nick Cave – «Distant Sky»

Nick Cave singt seit jeher über den Tod und sprang ihm in jungen Jahren das ein oder andere Mal von der Schippe. 2015 verstarb sein Sohn Arthur im Alter von 15 Jahren durch einen Sturz von einer Klippe, nachdem er mit seinem Zwillingsbruder eine kleine Dosis LSD genommen hatte.

Nick Cave erfuhr davon inmitten der letzten Aufnahmen zum Album «Skeleton Tree», die für eine Dokumentation von einem Filmteam begleitet wurde. Cave beschloss, weiterzuarbeiten und weiterfilmen zu lassen. So entstand der Film «One More Time With Feeling», der dokumentarische Szenen mit Performances mischt.

Auch wenn die Songs von «Skeleton Tree» schon vorher entstanden waren (und Cave seine Gefühle über den Tod auf dem Album «Ghosteen» lyrisch verarbeitete), sind sie vor allem durch den Film mit einer spürbaren Trauer aufgeladen.

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Frightened Rabbit – «Floating In The Forth»

Die Band aus Glasgow um Sänger und Texter Scott Hutchison hat der Indie-Welt einige fantastische Alben geschenkt. Hutchison litt Zeit seines Lebens unter schweren Depressionen und spiegelte diese Erfahrung in seiner Kunst. Seine metaphorische Sprache und seine sehr eigene, brüchige, wunderschöne Stimme verwandelten seine dunklen Stunden in ergreifende Musik.

Auf dem vielleicht besten Album der Band – «The Midnight Organ Fight» aus dem Jahr 2008 – singt Scott Hutchison einmal mehr über die Suizidgedanken, die ihn oft in depressiven Phasen heimsuchen. In dem Song «Floating In The Forth» gesteht er, dass er sich manchmal ausmalt an der schottischen Forth Road Bridge ins Wasser zu steigen und seinem Leben ein Ende zu setzen.

«And fully clothed, I float away / (I'll float away) / Down the Forth, into the sea / I think I'll save suicide for another day.» In einem Interview sagte Scott Hutchison mal, er habe diese Idee in seinem Kopf «zu 90 Prozent durchgespielt», deshalb falle es ihm schwer, ihn live zu spielen.

Am 9. Mai wurde Scott Hutchison von seinen Bandkollegen (zu denen auch sein Bruder Grant zählte) als vermisst gemeldet. Zuletzt war er in der Nähe ebendieser Brücke gesehen worden.

Die schottische Polizei fand Scott Hutchisons angespülte Leiche einen Tag später in Port Edgar bei South Queensferry. Kurz darauf teilten die ersten Fans diesen ergreifenden Song.

Eric Clapton – «Tears In Heaven»

Es ist einer der bekanntesten Songs aus dem Oeuvre des Eric Clapton: «Tears In Heaven» erschien im Januar 1992 auf dem Soundtrack-Album zum Film «Rush». Clapton verarbeitet darin den Tod seines vierjährigen Sohnes, der am 20. März 1991 im Alter von vier Jahren aus einem Fenster im New Yorker Apartment Claptons im 53. Stock gefallen war.

Clapton schrieb «Tears In Heaven» mit Songwriter Will Jennings und singt darin mit zärtlicher Stimme: «Would you know my name / If I saw you in heaven? / Would it be the same / If I saw you in heaven?»

Später sagte Clapton in einem Interview, dass der Song ihm geholfen habe, die Trauer zu verarbeiten: «Ich habe Musik fast unbewusst schon immer als Heilmittel eingesetzt, und und siehe da, es hat funktioniert... Ich habe sehr viel Glück und sehr viel Heilung durch Musik erfahren.»

The God Machine – «The Train Song»

Wer die beiden Alben der in den 90ern aktiven amerikanischen Alternative-Band The God Machine heute auf Vinyl kaufen will, muss dafür viel Geduld und ein paar hundert Franken mitbringen.

Das zweite und letzte Album der Band trägt den Titel «One Last Laugh In A Place Of Dying» und wurde in Prag aufgenommen – zu einem Zeitpunkt, als die Band gerade erfahren hatte, dass Bassist Jimmy Fernandez einen unheilbaren Gehirntumor und nur noch wenige Monate zu leben hatte.

Auch wenn die Texte von Sänger und Gitarrist Robin Proper-Sheppard (der danach unter dem Projektnamen Sophia weitermachte) schon immer recht dunkel waren, schwingt hier eine melancholische Aura mit, die ihresgleichen sucht.

Vor allem wird die Platte aber von Jimmy Fernandez’ Bass-Spiel geprägt, das hier auf sehr besondere Weise gemischt wurde und sich zum Beispiel in diesem traurigen Lied voll entfalten kann.

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