Veröffentlicht am 27. August 2023

Top 5: Die besten Live-Alben von und mit Nick Cave

Am 25. August erschien «Australian Carnage» – ein weiteres, erst einmal digitales Live-Album von Nick Cave. 18 Songs sind drauf, allesamt aufgezeichnet bei seinen drei Shows mit Warren Ellis in der Oper von Sydney im Dezember letzten Jahres. Eine gute Gelegenheit, um mal zu schauen, was die besten Live-Alben dieses erstaunlichen Künstlers sind.

Journalist
1902

«Live from KRCW» (2013)

Wir schreiben das Jahr 2013: Nick Cave hat mit den Bad Seeds schon das fantastische Album «Push The Sky Away» veröffentlicht, das Kritiker:innen und Fans gleichermassen überzeugte. Man hört Warren Ellis’s steigenen Einfluss auf den Bandsound, die Instrumentierung wird bedachter, weniger lärmend, hypnotischer. Zugleich ist der Songdichter Cave in Top-Form: «Jubilee Street», das gruselig schöne «Mermaids» und das verspielte «Higgs Bosom Blues» sind definitiv Highlights in seinem Oeuvre. Wenige Monate nach dem Albumrelease kommt diese schmucke Aufzeichnung einer Radiosession für den Sender KRCW. Die Bad Seeds sind mit Cave eingerechnet zu fünft, die Setlist ist zur Hälfte geprägt von den Songs des aktuellen Albums. Live-Alben wirken oft durch ihre Energie – hier würde das Wort «Aura» besser passen. «Live from KRCW» ist wie das intime Bar-Konzert der Bad Seeds, das man sich schon immer gewünscht hatte – mit Nick Cave als charismatischem Gastgeber, der zum Drama die Drinks reicht.

«Live Seeds» (1993)

Der perfekte Gegenpol zum zuvor genannten Album: «Live Seeds» wurde auf Tour in den Jahren 1992 und 1993 aufgenommen und erschien im September 1993. Hier hört man noch, dass Cave und seine Band einst von Punk und Post-Punk aus in andere, epischere Gefilde aufgebrochen sind. Hier finden sich einige Songs in aufgepeitschten Versionen, die noch heute in seiner Setlist sind. Das giftige «The Mercy Seat» eröffnet das Album, dann wird rotzig zu «Deanna» geschunkelt, bevor man sich die intensiven Balladen «The Ship Song» und später auch «The Weeping Song» gönnt. Trotzdem sind es die wütenden Stücke, die hier besonders knallen: Neben dem Opener vor allem «From Her To Eternity», «Jack The Ripper» oder das sich langsam aufbäumende Unwetter in «Tupelo».

«Live 81-82» (1999)

Weiter geht die Reise zum noch giftigeren und drufferen Cave: «Live 81-82» ist das einzige offizielle Live-Album seiner Vorgängerband The Birthday Party. Veröffentlicht wurde es erst im August 1999. Die hier zusammengetragenen Aufnahmen sind erfreulich roh und unbehauen. Kein Wunder, stammen sie doch zu grossen Teilen aus der Privatsammlung von Bandmitglied und Ex-Bad-Seed Mick Harvey. Der Legende nach wurden weitere Song-Mitschnitte von einem namhaften Birthday-Party-Fan organisiert – und zwar von niemand geringerem als Hardcore-Ikone Henry Rollins. Musikalisch ein wilder Ritt, der sich wie eine von Cave angeleitete Dämonen-Austreibung anfühlt. Besonders hörenswert: das ausgespuckte «(Sometimes) Pleasure Heads Must Burn», das kaputt-laszive «Nick The Stripper» und das scheppernde Finale im «Funhouse».

«Idiot Prayer» (2020)

Ein Highlight unter den Pandemie-Konzerten, auch wenn man sich am Ende ein wenig verarscht fühlte. Cave hatte sein von Robbie Ryan gefilmtes, intimes Konzert im Alexandra Palace als Once-In-A-Lifetime-Streaming-Event angekündigt. Man kaufte digitale Tickets, glaube eine tatsächliche live gefilmte Performance an einem besonderen Ort zu sehen – und bekam stattdessen einen zuvor aufgezeichneten und aufwendig geschnittenen Konzertfilm. Und Wochen später auch noch ein Live-Album. Inzwischen ist man allerdings sehr dankbar darüber, denn «Idiot Prayer» fühlt sich wirklich an, als sässe man mit Cave allein in diesen riesigen Räumen. Musikalisch kriegt man den Cave, den man auch bei seinen «Conversations with …»-Events zwischen den Talks erleben konnte: Ein Dichter und Sänger am Konzertflügel, ganz nah an seiner Kunst.

«Live At The Royal Albert Hall» (2008)

Leider nicht digital verfügbar (und nicht zu verwechseln mit dem Live-Album gleichen Namens aus dem Jahr 2015), aber natürlich ein Muss in jeder Sammlung: Dieses Album, das auf Caves langjährigem Hauslabel Mute erschien, wurde am 19. und 20. Mai 1997 während der Tour zum Album «The Boatman’s Call» aufgezeichnet, erschien aber erst im November 2008. Neun der zwölf Songs waren bereits auf einer Bonus-Disc der 1998er-Best-of-Compilation «The Best of Nick Cave and The Bad Seeds». Hier kann man in eine Phase der Bad Seeds hineinhören, die viele Fans lange Zeit für die spannendste hielten. Neben Cave und Warren Ellis waren damals auch noch Typen wie Blixa Bargeld, Mick Harvey und Conway Savage am Start. Vor allem ein Song von dieser Tour ist absolut hörenswert: Da man einen Superstar wie Kylie Minogue kaum mit auf Tour nehmen kann, Cave aber seinen Breakthrough Hit «Where The Wild Roses Grow» spielen wollte, sang an diesen Abenden Blixa ihren Part. Das klang dann so:

Gefällt dir der Artikel?