Girl in Red erlaubt sich jetzt das Glücklichsein
Für Girl in Red stehen die Ampeln auf Grün: Im September kommt der nordische Popstar mit neuem Album nach Zürich.
Am 8. Juni muss Girl in Red im deutschen Schwarzenbach mit ihrer Performance abliefern. Nicht als einer der aktuell angesagtesten Popstars, nein. Wenn die Norwegerin im Sommer in das bayrische Städtchen vor ihr Publikum tritt, tut sie es im Rahmen der – äh – Fingerboard Weltmeisterschaft.
Fingerboard?
Fingerboard.
Jenen Zeitvertreib, bei dem man mit einem Miniatur-Skateboard unter den Fingern dieselben Tricks vollzieht wie Tony Hawk & Co.. Als Teenager frönte Marie Ulven Ringheim diesem Hobby mit grösster Leidenschaft, nahm an internationalen Turnieren teil, zeigte ihr Können auf Instagram. Doch irgendwann wusste sie Besseres mit ihren Fingern anzustellen und legte diese an die Saiten einer Gitarre.
Zum Glück. Denn selbst als Weltmeisterin im Fingerboarding hätte es Marie wohl kaum ins Vorprogramm von Taylor Swifts «The Era Tour» geschafft. Doch als sie die Anfrage der Fingerboard-Championship-Veranstalter erreichte, ob sie dem Event als Special Guest beiwohnen könne, sagte die Musikerin prompt zu.
Vom Schlafzimmerstudio zur Eras Tour
Dabei hätte Girl in Red momentan so viele andere Dinge zu tun: Im April erscheint ihr zweites Album «I'm Doing It Again, Baby!». Danach folgt die grosse Welttournee. Doch die 25-Jährige, die einst ihre Fingerboard-Karriere dazu benutzte, um auch auf ihre Musik bei Soundcloud zu promoten, weiss: Wer seine Wurzeln nicht vergisst, bleibt auch auf dem grössten Höhenflug mit den Füsse auf dem Boden.
Diese Lektion ist besonders wichtig, wenn jener Höhenflug so schnell einsetzt, wie er es bei Girl in Red tat. Aus ihren Bedroom-Pop-Produktionen resultierte 2016 der Song «I Wanna Be Your Girlfriend». Die queere Hymne mauserte sich zum viralen Hit und machte die Frage «Do you like Girl in Red?» zum Erkennungscode unter Frauen, die auf Frauen stehen. Vier Jahre nachdem Marie die erste Version des Songs ins Internet geladen hatte, stand sie bereits mit Billie Eilishs Bruder und Produzenten Finneas im Studio.
Ihr Debütalbum «If I Could Make It Go Quiet» (2021) etablierte die Norwegerin umgehend in der Riege internationaler Sad Girl Popstars à la Eilish und Clairo, die ebenso eloquent wie unverblümt über ihren Platz in der Welt nachgrübeln. Damit sang die Newcomerin aber nicht nur ihren Fans aus dem Herzen, sondern auch Taylor Swift, die Girl in Red als eine der Support Acts ihrer Mega-Tournee verpflichtete.
Läuft also zurzeit für Marie. Und sie geniesst die Früchte ihres Erfolgs. So wurde aus Girl in Red kürzlich Girl in Red Corvette nach ihrem Kauf einer schnittigen (Occassion-)Karre. Doch was macht ein Sad Girl, das plötzlich keinen Grund mehr zum Seufzen hat? In diesem Fall: einfach noch bessere Musik. Die Anerkennung, das Glück und die Annehmlichkeiten sind zwar inzwischen zu den Begleiterinnen von Girl in Red geworden. Doch die Songwriterin hinterfragt diese ständig. Ihre neuen Lieder mögen polierter und poppiger daherkommen, die Rohheit und Authentizität geht aber auch den neuen Kompositionen «Too Much» und dem Titeltrack «Doing It Again Baby» nicht ab.
Es wird klar: Sad Pop Superstar Girl in Red hat sich offiziell die Erlaubnis zum Glücklichsein erteilt. Und das lässt hoffentlich auch all jene Fans hoffen, die sich einst in ihrer Traurigkeit wiedererkennen konnten.
Girl in Red spielt am 19. September in der Halle 622, Zürich. Weitere Infos und Tickets gibt es hier.