Publié le 28. mai 2024

Es sieht nicht gut aus für Nick Carter

Das Mitglied der Backstreet Boys und sein 2022 verstorbener Bruder Aaron stehen im Mittelpunkt einer neuen, vierteiligen Doku des US-Senders «Investigation Discovery». In «Fallen Angels» kommen vor allem jene Frauen zu Wort, die Nick Carter Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs machen – die dieser bis heute dementiert.

Journalist
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Der US-TV-Sender «Investigation Discovery» ist schon seit geraumer Zeit geschätzt und gefürchtet in der amerikanischen Entertainment-Welt. Die vom Sender produzierte Dokumentation «Quiet on Set: The Dark Side of Kids TV» entlarvte das missbräuchliche Verhalten des Produzenten und Showrunners Dan Schneider beim Kinder-TV-Sender Nickelodeon und ist seit Monaten der «talk of the town».

Vier Teile über die «Fallen Idols: Nick and Aaron Carter»

Nun sind die ersten zwei Folgen einer neuen, vierteiligen Dokumentation veröffentlicht worden, die auf die Familie Carter schaut. Während sich Folge drei und vier auf den 2022 verstorbenen Kinder- und Teenie-Star Aaron Carter konzentrieren, rücken die ersten beiden Folgen wieder die Anschuldigungen ins Scheinwerferlicht, die gegen Backtstreet-Boys-Mitglied Nick Carter erhoben wurden.

Zu den Interviewpartner:innen der ersten beiden Episoden gehören die Pussycat Dolls-Sängerin Kaya Jones (die mit Nick zusammen war), der ehemalige MTV-VJ Nick Holmes, der Musikproduzent Bob Curiano, Carters Cousin John Spaulding, die Freundin der Carter-Familie Jen und die Dream-Sängerin Melissa Schuman.

Melissa Schuman wiederholt ihre ausführlichen Anschuldigungen

Für schockierende Momente in der ersten Folge sorgt vor allem Melissa Schuman, die Sängerin bei der Girlgroup Dream war und von Carter zu der Zeit umworben wurde. Schuman war damals 16, Nick Carter 20. Schuman erzählt, wie ihr Team sie gedrängt habe, Carter zu daten.

Schuman erzählt: «Ich hatte zu der Zeit einen Freund, aber mein Label war sehr begeistert von der Idee, dass jemand von den Backstreet Boys an einem Mitglied von Dream interessiert war. Sie waren sehr hartnäckig, dass ich mit Nick telefonieren sollte.»

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Schuman kam nicht mit ihm zusammen, hatte aber Jahre später wieder mit ihm zu tun. Während des Drehs zum Film «The Hollow» habe Nick Carter sie unter dem Vorwand mit Freunden Videospiele zu zocken, nach Hause eingeladen und dort zu sexuellen Handlungen gedrängt. Ihre Anschuldigung: Carter habe sie im Jahr 2002 zunächst zu Oral- und danach zu Geschlechtsverkehr gezwungen. Zu dem Zeitpunkt war sie 18 und er 22 Jahre alt.

Melissa Schuman teilte diese Anschuldigungen zum ersten Mal 2017 in einem Blogpost und versuchte, Carter zu verklagen. Weil der Fall aber als verjährt galt, wurde die Klage abgewiesen. 2023 war es ihr möglich, aufgrund des sogenannten «Sexual Abuse and Cover-Up Accountability Act» erneut Klage zu erheben. Ein Ergebnis steht noch aus.

Der Dreh von «The Hollow» und ein «Alibi»-Duett

Zu den vermeintlichen Übergriffen kam es wie gesagt während des Drehs von «The Hollow». Am Set habe Carter sie nach Hause eingeladen, wo er mit Freunden Video Games spielen wolle. Schuman wusste zwar, dass er sie mal attraktiv fand, hatte ihn aber für einen «regular guy» gehalten und sich keine Sorgen gemacht.

In der Dokumentation spricht Schuman von einem Übergriff in seinem Schlafzimmer, den man – sollte er sich so zugetragen haben – nur eine Vergewaltigung nennen kann. Sie sagt: «Ich weiss noch, wie er mich küsste und ich ihm sagte: 'Ich will keinen Sex haben, ich hebe mich für die Ehe auf. Ich will keinen Sex haben, ich will keinen Sex haben.'».

Sie habe ihm oft gesagt: «‚Ich hebe mich für meinen Mann auf, meinen zukünftigen Mann.‘ Er sagte: 'Ich könnte dein Mann sein.' Und es war einfach ekelhaft, und da spürte ich, wie er etwas in mich hineinsteckte. Und ich habe es nicht gesehen, ich habe nicht versucht, es zu sehen, ich habe ihn gefragt: 'Nick, was ist das?' Und er sagte: 'Das bin ich, Baby.'» Er habe erst mitten im Akt aufgehört, als ihre Körperreaktionen sehr deutlich zeigten, dass hier nichts Einvernehmliches passierte.

Nick Carter, der nicht mit den Macher:innen des Films sprechen wollte, hatte diese Vorwürfe schon 2017 dementiert. Er sagte damals: «Melissa hat mir gegenüber nie geäussert, dass irgendetwas, was wir getan haben, nicht einvernehmlich war, weder während unserer gemeinsamen Zeit noch danach. Wir haben dann einen Song aufgenommen und sind zusammen aufgetreten, und ich habe Melissa immer respektiert und unterstützt, sowohl persönlich als auch beruflich.»

Schumann nennt diesen Song im Film nun ein «Alibi». Aber sie habe zugesagt, weil das eine Karriere-Chance gewesen sei. Über die Aufnahmen sagt sie: «Ich erinnere mich, dass ich ihn sah und völlig erstarrt war. Ich hatte Angst, und mir war sehr kalt vor ihm. Und wir haben unser Duett gesungen. Ich glaube, ich habe ihn nicht einmal angeschaut. Und schliesslich sagte er: 'Nun, wir können uns offensichtlich nicht leiden. Und das waren die letzten Worte, die er je zu mir sagte.»

Weitere Anschuldigungen von Ashley

Auch eine weitere Frau erhebt im Film Vorwürfe. Sie wird im Film nur Ashley genannt und war mit der Familie Carter befreundet. 2003, als sie 15 und Nick Carter 23 waren, sei es zu Übergriffen gekommen. Er habe ihr viel Alkohol gegeben und sie hinter einem Boot bedrängt.

Ashley sagt in dem Film: «Ich hatte noch nie einen Mann geküsst. Ich wusste nicht, wie ich so eine Aufmerksamkeit annehmen sollte, schon gar nicht von Nick Carter. Nick und ich landeten schliesslich in der Bootskabine. Ich fühlte mich so betrunken und übergeschnappt. Er war auch ziemlich besoffen. Ich erinnere mich nur daran, dass ich diesen starken Druck verspürte, weil er jemand war, der sehr bekannt war, ein älterer Typ, der eindeutig viel mehr Erfahrung hatte.»

«Dann hatten wir schliesslich Sex», fährt Ashley fort. «Ich fühlte mich so unwohl und ich erinnere mich, dass es weh tat und ich dachte: ‚Wow, ich fühle mich wirklich, wirklich, wirklich dumm.‘» Später habe es weitere Übergriffe gegeben. Auch Ashley reichte 2023 eine Klage ein.

Nick Carter und sein Anwalt weisen die Vorwürfe von sich. In der «L.A. Times» sagte Carters Anwalt Dale A Hayes Jr., Ashley sei «promiskuitiv» gewesen und alle Handlungen seien konsensual gewesen: «Die Wiederholung der gleichen falschen Behauptungen in einer neuen Klage macht sie nicht wahrer. Nick freut sich darauf, dass die Beweise vorgelegt werden und die Wahrheit über diese bösartigen Machenschaften ans Licht kommt.»

Kaya Jones nennt Nick Carter «eifersüchtig, aggressiv, kontrollierend»

Auch Kaya Jones von den Pussycat Dolls, die in den Nullerjahren ein Weile mit ihm liiert war, scheut sich nicht, ihre Eindrücke von ihm mit dem TV-Publikum zu teilen. Sie sagt: «Nick war nie körperlich gewalttätig mir gegenüber, aber er schlug gegen Wände, wenn er wirklich wütend wurde. Nick war sehr gut darin, in deinen Kopf einzudringen und dich zu verunsichern. Er mochte es, alles zu kontrollieren. «

Weiter heisst es: Wenn also jemand mein Telefon anrief, wurde er richtig eifersüchtig. Ich meine, einmal hat er mein Telefon kaputt gemacht. Wie ein Wutanfall, wie ein Kind. Er wollte seinen Willen durchsetzen, und das war's. Ich konnte einfach nicht glauben, wie weit er ging.»

Der unbequemste Moment des Interviews ist sicherlich der, in dem sie sagt, er habe von ihr – während er im Internet Pornos schaute – sexuelle Dinge verlangt, die sie abgestossen haben. Im Detail ging sie nicht drauf ein. Aber sie sagt: «Er spielte immer wieder verschiedene Versionen derselben Sache, und ich dachte nur: ‘Oh mein Gott, das will ich nicht sehen.’ Und er sagte: ‘Du musst das für mich tun. Und ich liebte ihn so sehr, aber ich konnte es nicht tun. Und das habe ich ihm gesagt, dass ich es nicht tun kann.’» Während des Interviews weint sie und sagt: «Es tut mir leid.».

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