Veröffentlicht am 01. Juni 2023

Schwere Vorwürfe gegen Rammstein

Vergangene Woche wandte sich eine junge Irin mit krassen Anschuldigungen gegenüber Rammstein, respektive deren Leadsänger Till Lindemann an die Öffentlichkeit. Im Zuge dessen haben sich weitere Opfer gemeldet, die ein verstörendes Bild zeichnen. Wir tragen die Fakten zusammen.

Journalist
16858

Am 22. Mai startete Rammstein die «European Stadion Tour» in der litauischen Stadt Vilnius. Mit dabei war auch die 23 Jahre alte Shelby Lynn. Drei Tage nach der Show erhebt diese schwerwiegende Vorwürfe gegenüber Till Lindemann und seiner Crew. Gemäss ihren Aussagen wurde sie gemeinsam mit weiteren jungen Frauen für eine Backstage-Party mit der Band rekrutiert. Dort sollen ihr Drogen verabreicht worden sein. Weiter meldet Lynn, dass sie bedrängt wurde und Lindemann aggressiv reagiert habe, als sie sich geweigert hat, mit diesem Sex zu haben.

Lynn gibt an, Erinnerungslücken zu haben, untermauert ihre Aussage aber mit Bildern, die zahlreiche blaue Flecken und Hämatome an ihrem Körper zeigen. Ebenfalls teilte sie einen kurzen Clip, in dem sie – sichtlich irritiert – darüber berichtet, dass Lindemann Sex mit ihr wollte.

Die Irin unterzog sich am nächsten Morgen selbst einem Drogentest. Dieser fiel negativ aus, was aber nicht bedeutet, dass Lynn keine Substanzen verabreicht wurden. GHB und weitere Betäubungsmittel sind bereits nach einigen Stunden nicht mehr im Körper nachweisbar.

Die litauische Polizei zeigte sich indessen laut Lynn wenig hilfreich. So soll sich bei ihrer ersten Meldung niemand für sie interessiert haben und der nachträgliche Videocall mit den Behörden habe ebenfalls zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt.

Rammstein haben die Angelegenheit unterdessen mit einem knappen Statement beantwortet.

Backstage-Casting für Lindemann?

Während Till Lindemann selber schweigt, haben sich weitere ehemalige Fans an die Öffentlichkeit gerichtet und berichten von ähnlichen Vorfällen, im Zuge derer oft der Name von Alena Makeeva fiel. Makeeva präsentiert sich auf Instagram als enge Freundin von Lindemann und betitelt sich als «Casting Director».

Was damit gemeint ist, verraten zahlreiche übereinstimmende Berichte von jungen Mädchen: Makeeva sucht gezielt nach hübschen Fans für die sogenannte Row 0, die vorderste Reihe der Liveshows, direkt in Front der Band. Zeuge dafür sind auch Postings, die lange vor den Vorwürfen auf Reddit geteilt wurden.

Ein System mit Tradition?

Noch älter ist ein Tumblr-Post aus dem Jahr 2016. Hier schildert ein anonymer Fan ihre Erfahrungen während einer Rammstein-Backstage Party. Sie wurde mit dem Versprechen, die Band kennenzulernen, hinter die Bühne geholt. Dort soll sie Zeuge geworden sein, wie Till Lindemann und verschiedene Mitglieder der Crew junge Mädchen abfüllten und anschliessend mit ihnen Sex hatten.

Quelle: https://schollekruspe.tumblr.com/post/151062934082/why-did-i-stop-posting-about-rammstein-good
Quelle: https://schollekruspe.tumblr.com/post/151062934082/why-did-i-stop-posting-about-rammstein-good

Undifferenzierter Bullshit von Lindemanns Ex

Weil das Internet immer noch einer der schlimmsten Orte der Welt ist, wurde Shelby Lynn unterdessen auch angefeindet. Vor allem auf Twitter melden sich User, die der Meinung sind, dass Lynn sich schlicht profilieren wolle und weisen dabei auf mutmasslich widersprüchliche Aussagen der jungen Irin hin. Dazu gehört auch Lindemanns Ex-Freundin Sophia Thomalla, die mit ihrem Kommentar die Medienkompetenz eines Biergarten-Stammtisches an den Tag legt. Gegenüber der Bildzeitung meinte sie: «"Diesen 'Vorfall' in Vilnius hat es nie gegeben! Das ist frei erfunden von einer Person, die sich auf dem Rücken eines Rockstars für fünf Minuten Fame verschaffen möchte.». Auf ihrem Account teilte sie dazu ein Tweet von Lynn im dem sie ein vorhergehendes Statement präzisierte.

Ohne Kenntnisse über die zugetragenen Ereignisse ist die Aussage von Thomalla einfach nur ein prominent präsentiertes Gaslighting. Ob Lynns Darstellung tatsächlich zutrifft ist dabei erstmal sekundär. Der Gang an die Öffentlichkeit ist für die Opfer sexueller Gewalt eine grosse Herausforderung, auch ohne die befangene Meinung von Personen die dem mutmasslichen Täter nahestehen. Die Realität zeigt dazu gerade, dass es den von Thomalla erwähnten «Fame» nicht wirklich gibt, wer berühmte Persönlichkeiten anprangert, bekommt in der Regel die komplette Breitseite der Hardcore-Fans zu spüren.

Wie weiter?

Natürlich gilt auch im Falle von Rammstein, Till Lindemann und sämtlichen weiteren Beteiligten die Unschuldsvermutung. Die vielen übereinstimmenden Berichte, die zudem mindestens sieben Jahre weit zurückgehen, legen aber nahe, dass der Umgang der Band mit ihren Fans mindestens problematisch war und dringend untersucht werden muss.

Dabei wird sich hoffentlich zeigen, wie sehr sich Till Lindemann inzwischen seiner Kunstfigur angenähert hat, die er seit knapp 30 Jahren verkörpert.

Gefällt dir der Artikel?