Chiara Dubey: «Ich wusste nicht einmal, was ein Synthesizer ist»
In unserer Rubrik «Songs That Made Me» fragen wir Schweizer Musiker:innen, welche Acts sie beeinflusst und welche Songs ihren Stil geformt haben oder kurz: Welche Musik hat sie dahin gebracht, wo sie heute stehen. Heute mit Chiara Dubey.
Klassische Elemente verschmelzen mit elektronischen Einflüssen und einer träumerischen Pop-Stimme - Chiara Dubey ist zurück. Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums «Constellations» im Jahr 2020 hat die versatile Künstlerin grosse Wellen geschlagen. Dabei wurde Dubey auch international breit abgefeiert, unter anderem von BBC Radio 3, WDR und Radio Rai 3. Keine Überraschung der verspielte Ambient-Pop der Tessinerin strotzt einerseits vor überraschender Kreativität, bleibt dabei aber stets zugänglich und schafft mühelos eine intime Atmophäre.
Das nächste Album der Sängerin «Chandani» wird im Herbst 2024 erscheinen. Fans können sich aber jetzt schon über die erste Single des Albums «How To Save Myself» freuen. In dem mitreissenden Electro/Art-Pop-Track beschreibt Chiara eine energieraubende, toxische Liebesbeziehung. Wir haben die Künstlerin gefragt, welche Songs sie in ihrer Karriere am meisten geprägt haben.
Céline Dion - My Heart Will Go On
Dies ist meine älteste musikalische Erinnerung: Ich war wohl 4 oder 5 Jahr alt und am Wochenenden frühstückten mein Vater und ich gemeinsam und tranken dabei Chai-Tee. Während ich auf den Tee wartete, hörte ich stets den gleichen Song – «My Heart Will Go On». Ich sang aus voller Kehle mit, und beim letzten Refrain drehte ich die Lautstärke voll auf, band mir wie eine Superheldin einen Seidenschal um die Schultern und tat so, als würde ich fliegen. Céline Dion war wahrscheinlich der Grund, warum ich mich in das Singen verliebt habe.
Samuel Barber - Concerto for Violin und Orchestra op. 14:2. Andante
Klassische Musik spielt eine wichtige Rolle in meiner Geschichte. Ich spiele seit meinem 5. Lebensjahr Geige, und das führte schliesslich zu meinem Studium an der Musikhochschule. Dieses Konzert war das Hauptstück in einer meiner Prüfung: Ich kenne die Partitur in- und auswendig und sie war monatelang mein Begleiter. Ich liebte es, hasste es und liebte es dann wieder. Aber vor allem habe ich sehr viel daraus gelernt.
Ólafur Arnalds - Re:member
Die Musik von Ólafur Arnalds war meine erste Begegnung mit der neoklassichen Welt, die eine bedeutende Wende in meinem Leben markierte. Ich verliebte mich in die einfache, moderne, emotionale und dunkle Schönheit dieser «nordischen» Musik und sie fühlte sich für mich sehr richtig an, viel mehr als die klassische Musik, die ich studiert hatte. Sie war eine grosse Inspiration für mein Album «Constellations», das ich 2019 zu schreiben begann.
Jon Hopkins - Emerald Rush
Ich habe diesen Track irgendwann im Jahr 2019 zufällig entdeckt. Bis dahin hatte ich keine Beziehung und überhaupt kein Interesse an elektronischer Musik. Ich wusste nicht einmal, was ein Synthesizer ist. Dieser Track und das ganze «Singularity»-Album von Jon Hopkins haben alles für mich verändert. Ich entdeckte zum ersten Mal elektronische Musik und verliebte mich plötzlich in sie. Sie war so aufregend und komplex, elegant und rau zugleich und sie löste in mir diesen Hunger und Drang danach aus, selbst zu lernen, wie man sie produziert.
Dulce Pontes - Canção do Mar
Eine weitere Kindheitserinnerung: Meine Schule war ziemlich weit von unserem Wohnort entfernt (1 Stunde Autofahrt), und meine Tante fuhr meine Schwester und mich jeden Morgen hin. Als wir das Haus verliessen, sahen wir noch Sterne. Meine Tante liebte Musik, jede Art von Musik, und so spielte sie während der langen Autofahrt verschiedenste CDs: Afrikanische Musik, irische Volksmusik, italienischer Rock, klassische Orchestermusik und, wie in diesem Fall, portugiesische Musik. Dieser Titel war einer meiner Lieblingssongs. Von ihr habe ich gelernt, offen zu sein und Schönheit in den verschiedensten Musikgenres zu finden, was vielleicht der Grund dafür ist, dass es mir heute schwer fällt, in eine Schublade zu passen.
Streame HIER Chiara Dubeys Single «How To Save Myself».
(Quelle, Titelbild: Laila Pozzo)