Der nächste Frank Ocean - Yves Tumor

Yves Tumor beweist seit der Veröffentlichung deren Pop-Debütalbums «Serpent Music» im Jahr 2016 immer wieder deren Talent, in unerforschten Gewässern zu schwimmen. Als kreative Badeaufsicht fungiert dabei kein Geringerer als Noah Goldstein, der Produzent von Frank Ocean und hinterlässt seine deutliche Handschrift in den facettenreichen Sounds.

Während Tumor weiterhin den psychedelischen Indie-Pop-Pfad beschreitet, zeigt sich gleichzeitig eine Affinität zum Art-Rock der 70er Jahre, geprägt von Bowie und Prince. Gleichzeitig knüpft er an die elektronische Avantgarde der Gegenwart an.

Diese Verschmelzung verschiedener Einflüsse erreicht in Songs wie «Gospel for a New Century» ihren Höhepunkt.

Tumors neues Album «Praise a Lord Who Chews but Does Not Consume; (Or Simply, Hot Between Worlds)» – ja, auch im Titel wird keine Begrenzung gesetzt – zelebriert ebenfalls die Vielfalt der Musik. Jeder einzelne Track schlägt eine andere Richtung ein: «Lovely Sewer» zum Beispiel kriecht aus dem Kanal der 80er Jahre.

Und auch inhaltlich wird für Diversität gesorgt: In «God Is A Circle» begibt sich Tumor auf eine Reise hinab in die Hölle, während im nächsten Track namens «Interlude» bereits wieder ein wohliges Gefühl aufkommt, begleitet von Engelsgesang, der an einen sonntäglichen Kirchenbesuch erinnert.

Ganz so bekannt wie Frank Ocean ist Tumor vielleicht noch nicht, aber fährt definitiv in derselben Liga mit. Und gerade nach dem Coachella-Shitstorm (bei dem Ocean mit seiner bizarren Performance und der spontanen Absage des zweiten Auftritts ordentlich für Enttäuschung gesorgt hat) dürfte es besonders einfach sein, einige Ocean-Fans dazu zu bringen, das Spielfeld zu wechseln – möglicherweise bei Tumors Auftritt am 19. November im Kaufleuten in Zürich.