Veröffentlicht am 22. März 2024

Wer kennt diesen mysteriösen Song?

Seit mehr als zwei Jahren suchen Journalisten, Content-Creators und eine stetig wachsende Online-Gemeinde nach der Herkunft und dem Interpreten eines unbekannten Songs. Bis heute ohne Erfolg.

Journalist
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Am 7. Oktober 2021 lädt ein User aus Spanien mit dem Namen Carl92 einen kurzen Song-Schnipsel auf der Plattform WatZatSong hoch. WatZatSong versammelt eine versierte Musik-Community, die sich gegenseitig beim Identifizieren von unbekannter Musik aushilft – basierend auf Songzeilen, einer gesummten Melodie oder, wie in diesem Fall, einem Sample des eigentlichen Stücks. Dieses dauert 17 Sekunden und klingt wie die Wish-Version von Genesis.

Niemand kennt den Song

Carl92s Informationen dazu sind spärlich: Er habe das File auf einer alten Backup-Disc gefunden, wie es dort gelandet ist, weiss er nicht mehr. Die Musiknerds von WaTzatSong knacken solche Song-Rätsel für gewöhnlich aber auch mit weniger Infos, nicht so aber in diesem Fall. «Everybody Knows That», wie der Song aus Mangel an einem richtigen Namen genannt wurde, bleibt ein Mysterium.

Carl92 antwortete auf einige Kommentare, verschwand aber wenig später. Mutmasslich weil ihm die Aufmerksamkeit um den Song zu viel wurde. {Quelle: WatZatSong)
Carl92 antwortete auf einige Kommentare, verschwand aber wenig später. Mutmasslich weil ihm die Aufmerksamkeit um den Song zu viel wurde. {Quelle: WatZatSong)

Bis heute wurde keine Antwort gefunden und das obwohl unterdessen renommierte Publikationen wie der Rolling Stone darüber rätselten, ein dezidiertes Forum mit über 30’000 Mitgliedern existiert und der grösste TV-Sender Frankreichs darüber berichtete.

TF1 beteiligte sich ebenfalls an der Suche.

Während sich die richtige Antwort dem Internet und uns entzieht, gibt es zumindest einige spannende Theorien. Fünf davon stellen wir kurz vor:

1. Es ist ein Demotape

Die für den Song verwendete Drum-Machine und der Synthesizer legen nahe, dass es sich um eine Produktion aus den 80er-Jahren handelt. Unzählige Acts haben zu dieser Zeit ihr Glück versucht und ihre Demotapes an Radiostationen und Musiklabel verschickt, wo die Songs vielleicht ein, oder zwei Mal gespielt und dann vergessen wurden. Carl92 vermutet, dass die Aufnahme aus der Zeit stammt, als er mit verschiedenem Aufnahme-Equipment experimentierte und dabei auch Radioshows aufzeichnete. Das macht die Theorie zumindest plausibel

2. Es ist ein Werbesong

Fast so lange wie es Fernsehwerbung gibt, gibt es eigens komponierte Songs dafür. Das File ist also möglicherweise nicht nur ein Schnipsel, sondern der «komplette» Song, weil nie mehr existierte. Dafür spricht einerseits die Spieldauer des Files und andererseits der Fakt, dass «Everyone Knows That» fast schon aggressiv generisch nach den 80ern klingt.

Auch Schweizer Brands peppen ihre Werbung gerne mit exklusiven Songs auf. So zum Beispiel Ovomaltine, die sich von dem Zürcher Sänger Tobey Lucas einen Britpop-Song produzieren und singen liess, der mehr nach Oasis tönte, als Oasis zu diesem Zeitpunkt.

3. Es ist ein vergessene Aufnahme des «Pokémon»-Titelmusik-Sängers

Hier wird’s leicht absurd, aber die herausgefilterten Vocals von «Everybody Knows That» klingen tatsächlich sehr ähnlich, wie diejenigen von Jason Paige, den 90’s-Kids als den original Interpreten des «Pokémon»-Titelsongs kennen dürften. Eine Gegenüberstellung veranschaulicht die These.

Gotta catch 'em call.

Paiges Management hat diese zwar zwischenzeitlich widerlegt, gleichzeitig aber angegeben, dass der Sänger in seiner 30-jährigen Karriere über 3’000 Aufnahme-Sessions hatte und sich nicht mehr an alle davon erinnern kann

4. Es ist eine japanische Band

Synthie-lastiger Pop war während den 80er-Jahren auch in Japan riesig. So riesig, dass dort ein eigenes Subgenre namens City-Pop entstand. Viele Acts dieser Zeit sind schlecht oder gar nicht dokumentiert und vor allem im Westen komplett unbekannt. Gesungen wurde zwar meistens in der Landessprache, aber die Songs hatten oft englische Phrasen dabei.

D-Project war eine er zahlreichen japanischen Synthie-Pop-Bands, deren Hits es selten über die Landesgrenze hinaus schafften.

Joe Rinoie, der Bandleader von D-Project war für kurze Zeit auf der Verdächtigenliste, bestätigte aber, dass «Everyone Knows That» nicht von ihm kommt.

5. Es ist ein Song aus einer anderen Dimension

Ok, das ist natürlich Bullshit (oder?), aber lassen wir uns kurz auf das Gedankenspiel ein. Möglicherweise haben wir Songs getauscht mit einer Parallel-Dimension, wo absolut jeder «Everybody Knows That» kennt. Dort wiederum suchen Musik-Publikation, Reddit-User und TV-Stationen verzweifelt nach der Herkunft von «Take On Me» und können nicht verstehen, warum niemand je davon gehört hat.

Fazit

«Everbody Knows That» bleibt vorerst ein Enigma. Vielleicht meldet sich der Sänger irgendwann, vielleicht gibt es irgendwo einen pensionieren Radio-Moderator, der mehr weiss oder vielleicht war alles nur ein elaborierter Prank und Carl92 ist unterdessen vor Lachen gestorben.

Falls jemand den Song kennt, dürft ihr euch gerne via redaktion@starzone.ch melden.

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Il Civetto gehen mit «Liebe auf Eis» auf Tour

Neues Album, neue Single, neue Tour: «Liebe auf Eis» eröffnet das Il-Civetto-Jahr. Die neue Single erschien am 11. August und ist gleichzeitig der Titelsong des neuen Albums der Berliner Band, das am 15. März 2024 veröffentlicht wird. Im April und Mai 2024 bege-ben sich Il Civetto dann auf ihre bislang grösste Tour.


Der Titel war plötzlich einfach da: Es war Januar 2023 und Il Civetto trafen sich, um an neuen Songs zu arbeiten. Es entwickelte sich eine inspirierende Session, die alle Mitglieder als die fruchtbarste ihrer bisherigen Geschichte erlebt haben, bei der von Anfang an diese frühe Son-gidee von Sänger Leon Keiditsch wie ein gutes Omen über allem schwebte. Diese Idee ist nun auch die erste Single aus dem am 15. März 2024 erscheinenden zweiten Album der neuen Il-Civetto-Zeitrechnung: «Liebe auf Eis».

Schon immer ging es in der flirrenden Pop-Internationale von Il Civetto um Fernweh, Sehnsucht und das Gefühl, unterwegs zu sein. Die Musik dieser Band imaginiert gleichzeitig den Vibe ei-ner lauen Sommernacht und den Kater danach. Mit ihrem letzten Album «Späti del Sol» hatten sie diesen Möglichkeitsraum bis in die letzten Winkel ausgelotet, mit «Liebe auf Eis» geht die Berliner Band noch einen Schritt weiter.
So kann man den Titel als Symbolbild für alles verstehen, um das es bei dieser Band geht. Eu-phorie und Melancholie sind bei Il Civetto kein Gegensatzpaar, wo Licht ist, ist auch Schatten. Gesellschaftlich, privat, auf allen Ebenen – darin liegt der besondere Zauber dieser Gruppe von Freunden. Es geht in ihrer Musik darum, Widersprüche auszuhalten, Gräben zu überbrücken, die gesellschaftliche Kälte in polarisierten Zeiten mit Liebe zu überwinden – «Liebe auf Eis».

Überhaupt sind Il Civetto auf dem neuen Album persönlicher geworden, noch näher an ihren Themen. «Es wird einen Song über meine Jugend geben, einen anderen für meinen Vater und auch die Liebeslieder sind noch von eigenen Erfahrungen geprägt», sagt Keiditsch. Aufgenom-men haben sie «Liebe auf Eis» erneut mit dem Produzenten Ralf Christian Mayer (Clueso, Mark Forster, Cro u.a.), der die Vision dieser Band schon immer am besten verstanden hat.

«Liebe auf Eis» kann ab dem 8. September vorbestellt werden, am selben Tag startet auch der Vorverkauf für die bislang grösste Il-Civetto-Tour im April und Mai 2024.
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NORDSTERN ÜBER PRATTELN

Nach drei äusserst schwierigen Jahren für Live-Musik gehen die ungekrönten Könige des melodischen Neo-Prog endlich wieder auf Tour. Beim Besuch im Z7 feiern sie nicht nur 45 Jahre Pendragon sondern auch ihren jüngsten musikalischen Output. Mit dem Mini-Album „North Star“ melden sich die Altrocker um Mastermind Nick Barrett eindrücklich zurück und beweisen, dass sie auch nach viereinhalb Jahrzehnten noch immer ein Garant für traumhaft schöne Prog-Perlen sind.


Pendragon wurden 1978 von Mastermind Nick Barrett in der englischen Grafschaft Gloucestershire gegründet. Erste Erfolge feierte die Band, als der damalige Manager im Jahr 1982 die aufstrebende Band Marillion für eine gemeinsame Tour buchte. Die beiden Bands verstanden sich ausgezeichnet und es folgten weitere Tourneen, bei denen Pendragon im Sog der Überflieger Marillion sukzessive ihre Fanbasis erweitern konnten. 1983 spielten sie schliesslich vor über 30’000 begeisterten Zuschauern auf dem legendären Reading Festival und nahmen eine Session für die populäre BBC-Radiosendung Tommy Vance’s Rock Show auf. Weitere Meilensteine in der Geschichte der Band waren die Gründung des eigenes Labels Toff Records im Jahr 1987 sowie der Release des Albums „The Masquerade Ouverture“ von 1996, von welchem über 60’000 Einheiten abgesetzt wurden. Im Lauf der Jahre festigten Pendragon mit qualitativ stets hochstehenden Veröffentlichungen ihre Position als eine der führenden Progressive-Rock-Bands Grossbritanniens. Sie tourten regelmässig um die Welt, reisten bis nach Südamerika, in die USA, nach Kanada und Japan und spielten ausverkaufte Shows. Nach der pandemiebedingten Zwangspause kehrten Pendragon 2023 für ein paar ausgesuchte Shows auf die Bühne zurück. Und nun geht’s endlich wieder richtig auf Tour. Mit dabei haben sie das Mini-Album „North Star“, auf dem 25 Minuten neu komponierte Musik zu hören ist. Wie üblich bei Pendragon liegt auch „North Star“ ein Konzept zu Grunde. „Der Nordstern hat die Menschheit seit Tausenden von Jahren aus misslichen Situationen geführt“, so Mastermind Nick Barrett „und unser Album ist eine positive Botschaft, die dies nach den letzten drei Jahren als Weg nach vorne für alle nutzt, ganz ohne das leidige C-Wort zu benützen.“ Der Nordstern erstrahlt im nächsten Frühjahr in voller Pracht und weist den Musikern den Weg nach Pratteln.

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