Veröffentlicht am 29. Oktober 2024

Was zur Hölle passiert da gerade bei As I Lay Dying?

Drei Bandmitglieder sowie der Tourmanager steigen aus und die Frau des Frontmanns Tim Lambesis dementiert Gerüchte um häusliche Gewalt in ihrer Ehe. Die Metalcore-Band wird so bald wohl nicht auf Tour kommen.

Journalist

Musikalisch betrachtet zählten As I Lay Dying in den letzten zwanzig Jahren als sichere Bank in Sachen Metalcore. Im Jahr 2000 um Sänger Tim Lambesis gegründet, spielten sie spätestens seit ihrem vierten Album «An Ocean Between Us» (2007) in der ersten Liga der zeitgenössischen Metalbands.

Das eher Genre-untypisch bei ihnen: Die Band gab sich stets christlich und lebte angebliche Straight Edge – also komplett drogenfrei. Wie ernst sie es damit meinte, wurde allerdings schnell zu einer öffentlich diskutierten Frage: In einem Prozess gegen Tim Lambesis im Jahr 2014 erklärte dessen Anwalt nämlich, Lambesis sei nicht zurechnungsfähig gewesen, weil er zu viele Steroide zu sich genommen hätte.

Prozess und Haftstrafe wegen eines Auftragsmords

Der Prozess war die erste Zäsur in der Karriere von As I Lay Dying. Lambesis wurde 2013 festgenommen, weil er einen Mann damit beauftragt haben soll, seine damalige Ehefrau umzubringen, die sich scheiden lassen wollte. Der Auftragsmörder war jedoch ein Undercover-Coop des San Diego County Sheriff’s Department.

Parkway Drive feiern ihr 20. Jubiläum | ZUM ARTIKEL

Tim Lambesis bekannte sich schuldig und bekam 2014 eine sechsjährige Haftstrafe. Im Dezember 2016 kam er auf Bewährung frei. Über Monate versuchte er, sich bei den verbleibenden Mitgliedern von As I Lay Dying zu entschuldigen, von denen einige inzwischen die Band Wovenwar gegründet hatten.

Tourabsage und ein neues Album in der Pipeline

Das Comeback-Album «Shaped By Fire» kam 2019 – ist aber seit einigen Tagen bei allen Streaming-Anbietern verschwunden. Angeblich, so sagt es ein aktuelles Statement der Band, weil ein fünfjähriger Vertriebs-Deal ausgelaufen sei. Das neue Album der Band, «Through Storms Ahead» soll angeblich Mitte November kommen, gefolgt von einer Tour, die As I Lay Dying auch nach Zürich geführt hätte.

Diese Tour wird wohl erst einmal nicht stattfinden. Der Grund: Drei relativ neue Bandmitglieder haben As I Lay Dying in der letzten Woche verlassen: Gitarrist Ken Susi, Drummer Nick Pierce und Bassist Ryan Neff. Auch der Tourmanager hat fristlos gekündigt.

Ken Susi schrieb in einem Statement, er sei 2018 «mit vollem Wissen um die dramatische Geschichte» von Tim Lambesis beigetreten. Aber, so sagte Susi, seine «persönlichen Moralvorstellungen wurden kürzlich auf eine harte Probe gestellt, und es ist nun das traurigste Ende von dem, was die grösste zweite Chance für diese Band hätte sein können.»

Nick Pierce sagte unterdessen, er habe das «Bedürfnis» gehabt, sich von der Band zu distanzieren, «um meine persönliche Gesundheit und Integrität zu bewahren.» Das klingt alles nach einem eher toxischen Arbeitsumfeld.

Eine Band in der Schwebe und weitere Vorwürfe

As I Lay Dying, die eigentlich aktuell nur aus Lambesis und Gitarrist Philip Sgrosso bestehen, schrieben recht nüchtern auf Instagram: «Wir sind noch dabei, die Einzelheiten der Vorgänge bei AILD zu klären, und werden euch in Kürze weitere Informationen zur Verfügung stellen.»

Als wäre das noch nicht genug «bad press», machten in der letzte Wochen ausserdem Gerüchte um Vorfälle häuslicher Gewalt in Tim Lambesis’ Ehe mit Dany Lambesis die Runde, die er vor zwei Jahren heiratete. Angeblich gäbe es ein Video, das zeige, wie Tim Gewalt gegen Dany ausübe.

Dany Lambesis postete ein Statement auf ihrem Instagram-Kanal, dass diese Vorwürfe dementiert. Sie schreibt, sie sei «zutiefst betrübt», dass sich diese Gerüchte so schnell verbreiteten, obwohl «es nie einen Vorfall gegeben hat, der solche Anschuldigungen rechtfertigt.»

Weiter heisst es bei ihr: «Es ist völlig ungerecht, dass sich diese Gerüchte so schnell verbreitet hahen und niemand auch nur einmal daran gedacht hat, dass meine Stimme gehört wird.»

Empfohlene Artikel

bringmethehorizon

Diese Metalcore-Band lernte Ed Sheeran das Fürchten

Bring Me The Horizon sind eine Institution, weit über den Genre-Tellerrand hinaus. Dies beweisen die Metalcore-Götter regelmässig mit überraschenden Kollaborationen. Wir präsentieren die fünf spannendsten davon.
BAD_OMENS_quadratisch_Sumerian_Records

Bad Omens und Poppy zerlegen im Februar Zürich

Ein Band-Package der besonderen Sorte wird am 1. Februar in der Halle 622 in Zürich lärmen: Die amerikanische Metalcore-Instanz Bad Omens stellt endlich ihr aktuelles Album «The Death Of Peace Of Mind» live in der Schweiz vor und überlässt vorher dem Internet-Phänomen Poppy die Bühne, die inzwischen ebenfalls einen herrlich aggressiven Sound fährt.
Helmet_LEFT_normal_c-earMUSIC_c-Raz-Azraai_5 Kopie

Helmet: Noise-Core für Zürich

Seit den frühen 90ern liefert Page Hamilton mit seiner Band stilprägenden Krach mit stabiler politischer Haltung – zuletzt 2023 auf dem Album «Left». Im Winter sind Helmet wieder auf Tour und stoppen im Dezember in Zürich. Im Fokus der Tour steht das 30. Jubiläum des Albums «Betty».

Gefällt dir der Artikel?