Veröffentlicht am 20. Januar 2024

«True Detective» klingt wie immer fantastisch

Mit der vierten Staffel von «True Detective – Night Country», die soeben gestartet ist, scheint die HBO-Serie wieder auf Kurs. Unter der Regie von Issa López versuchen Jodie Foster als Liz Danvers und Kali Reis als Evangeline Navarro im nördlichsten Kanada grausame Ritualmorde aufzuklären. Wie schon in der kultisch verehrten ersten Staffel ist der Soundcheck wieder perfekt gewählt.

Journalist
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«True Detective» war 2014 nicht weniger als ein TV-Ereignis. Eine grimmige, fintenreich erzählte, atmosphärische Krimi-Serie, die sich traute, auch übernatürliche Erklärungen für sehr grausame Morde zu finden – oder sie zumindest anzudeuten. Showrunner, Drehbuchautor und Regisseur Nic Pizzolatto konnte dabei zwei brillante Schauspieler für sich gewinnen: Matthew McConaughey als raunend philosophierender Detective Rustin «Rust» Cohle und Woody Harrelson als ruppiger Detective Martin «Marty» Hart. Von Anfang als Anthologie mit wechselndem Cast und wechselnden Schauplätzen gedacht, spielt die erste Staffel in Louisiana und inszeniert die Südstaaten-Kulisse vor allem als dunkle Bedrohung.

Die erste Staffel hatte den Blues

Für den Soundtrack war der Produzent, Sänger, Gitarrist und Songwriter T Bone Burnett verantwortlich, der schon für die Coen-Brüder bei Filmen wie «The Big Lebowki» und «O Brother, Where Art Thou?» geniale Arbeit ablieferte. Burnetts Songauswahl war sicher nicht der einzige Grund, warum viele «True Detective» als geradezu perfekte Serie sahen – aber sie war ein entscheidendes Element. In Louisiana regieren natürlich der Blues und die roughe Seite der Country-Musik, und deshalb pickte Burnett in diesen altehrwürdigen Genres alte und neue Perlen. Unvergessen sind die Einsätze von Waylon Jennings «Waymore’s Blues», Lucinda Williams «Are You Allright» – und natürlich der Song zur atmosphärischen Opening-Sequenz: «Far From Any Road» von der Handsome Family.

Mit Season 4 wieder auf Kurs

Nach dem perfekten Serienstart zündeten die weiteren Staffeln, die immer noch Nic Pizzolatto verantworte, leider nicht so richtig. Die zweite, in L.A. spielende Staffel mit Colin Farrell und Rachel McAdams war erzählerisch der reinste Murks. Für die eigentlich ziemlich gelungene dritte Staffel aus den Ozarks, mit Mahershala Ali in der Hauptrolle, interessierten sich dann längst nicht mehr so viele Menschen wie zuvor. An diesem Wochenende startete nun die vierte Staffel «Night Country» – und scheint «True Detective» wieder auf Kurs bringen zu können. Die mexikanische Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin Issa López verortet die Staffel im nördlichen Kanada. Die Stadt Ennis bereitet sich gerade auf jene Zeitspanne vor, in der gut einen Monat lang kein Tageslicht zu sehen ist, als die Bewohner einer Forschungsstation spurlos verschwinden – und einige von ihnen später grausam drapiert, tot und eingefroren in der endlosen Eislandschaft gefunden werden. Jodie Foster spielt dabei Chief Liz Danvers – es ist ihre erste TV-Rolle seit den 80er-Jahren. An ihrer Seite: Boxerin und Schauspielerin Kali Reis als Police Trooper Evangeline Navarro. Die erste Folge kann man seit Montag im Stream bei Sky und Wow sehen.

Billie Eilish von ihrer dunkelsten Seite

T Borne Burnett ist diesmal nicht beteiligt an der Serie. Der Score wurde von Vince Pope komponiert. Ein Vertrauter von Issa López, der schon für die Musik zu ihrem sehr gelungenen Horrorfilm «Tigers Are Not Afraid» verantwortlich war. Music Supervisors sind diesmal Jim Black und Zachary Dawes. Sie pickten Billie Eilishs «Bury A Friend» als Opening-Song – ein persönlicher Wunsch von López. Damit landen sie einen ersten Volltreffer, denn die nächtlichen Impressionen und das Serien-Artwork geben dem frühen Billie-Song aus 2019 einen noch abgründigeren Spin.

Issa López sagte dem Magazin «IndieWire» dazu: «Dieses Lied ist einfach verdammt schön und sehr weiblich. Es ist so ein düsterer, stimmungsvoller, lustiger, unheimlicher kleiner Song, dass ich dachte, er könnte absolut funktionieren. Ich liebe die Tatsache, dass er so unerwartet kommt. Es sieht nicht so aus, als würden wir plötzlich zu Billie Eilish übergehen, aber es funktioniert einfach so gut.» Lopez habe Eilishs Musik «Tag und Nacht» gehört, als sie Night Country schrieb. «Es war so seltsam, weil ich an die Zunge dachte und daran, einen Freund zu begraben und auf Glas zu treten – all die Dinge, die in der Show vorkommen. Ich dachte: 'Das ist verrückt... Alle Elemente der Serie sind in dem Song.'»

«Not a Beatles-Fan, OK?»

Auch wenn man bisher nur die erste Folge sehen kann: Es scheint, als spiele die Musik wieder eine wichtige Rolle. Neben dem Titelsong bekommt vor allem «Twist And Shout» von den Beatles eine grosse Bühne. Der Song läuft in Endlosschleife auf dem Fernseher der Forschungsstation. Ein greller Kontrast zu den unheimlichen Details vor Ort – zum Beispiel die abgetrennte Menschenzunge auf dem Fussboden. Chief Danvers ist geradezu manisch, als sie versucht, den Song endlich auszumachen. Am Ende sagt sie: «Not a Beatles-Fan, OK?» Auf eine Weise, die fast vermuten lässt, sie hätte traumatische Erfahrungen mit der Musik der Fab Four gemacht. Auch die weiteren Songs in der Show zeugen von einer handverlesenen Auswahl: So hören wir zum Beispiel den Frontmann von My Morning Jacket, Jim James, und sein «State of the Art (A.E.I.O.U.)», den unheimlichen Folk von The Unthanks («Magpie») und das nervöse «You Are Amen» von Pollyester. Wenn das so weiter geht, haben wir am Ende der Staffel wieder eine ziemlich spannende und abgründige Playlist zusammen.

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