Robbie Willams: Wie ihn das Koksen mit Oasis auf den richtigen Weg brachte
Man verzeihe die etwas reisserische Headline: Aber sie ist ungefähr die Essenz von dem, was Robbie Williams kürzlich beim Kick-off seiner «XXV Tour» auf der Bühne erzählte. Hier gibt’s die Story dahinter.
Robbie Williams hat kürzlich ein neu eingespieltes Best-of namens «XXV» veröffentlicht. Seine grössten Hits in neuen Versionen, teilweise mit üppigen Streicher-Arrangements. Diese Songs stehen auch im Mittelpunkt seiner gerade in der O2 Arena in London gestarteten Europa-Tournee. Gleich am ersten Abend am Sonntag erzählte Williams erstaunliches auf der Bühne: Bevor er eine Coverversion von «Don’t Look Back In Anger» anstimmte, berichtete er von einem Besuch auf dem legendären Glastonbury Festival im Jahr 1995. Kurz zuvor hatte er Take That verlassen. Dazu sagte er: «Ich fing an, Ideen für eigene Songs zu entwickeln. Eines führte zum anderen und ich machte den Kardinalfehler, die Regeln zu brechen. Sie konnten mich nicht mehr aufhalten.» Also beschloss er, die damals erfolgreichste Boygroup des Planten zu verlassen – weil seine Rolle innerhalb der Band für seine kreative Energie zu kurzgefasst war.
«Ich beim Glastonbury? Das war damals so, als wäre Putin heute plötzlich in Westminster aufgetaucht.»
Robbie Williams beschloss das Glastonbury Festival zu besuchen. Es ist das älteste und grösste Festival Englands und war damals so etwas wie der Tummel-Platz der Indie und Britpop-Szene. Robbie war dort nicht unbedingt ein gern gesehener Gast, wie er in London zugab: «Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der diese Art von militantem Indie-Sein weit verbreitet war: sie gegen uns. Und mit ‘sie gegen uns’ meine ich Indie-Leute gegen Pop-Leute, nicht Pop-Leute gegen Indie-Leute. Wir Pop-Leute wollten ja bloss ein bisschen Spass haben.» In einem Interview mit dem britischen Musikmagazin «NME» fand er noch deutlichere Worte: «Wissen Sie, als ich beim Glastonbury aufgelaufen bin… Ich versuche, es so auszudrücken, dass ich keinen Ärger bekomme, aber sagen wir so: Das war damals so, als wäre Putin heute plötzlich in Westminster aufgetaucht. Wenn Niall Horan oder Harry Styles oder wer auch immer jetzt zum Glastonbury geht, dann heisst es: 'Ja - das sollten sie auch tun. Ich hoffe, sie haben eine tolle Zeit!' Es gibt keine Verurteilung. Aber damals, als ich dort war, war das eine andere Sache.» Bei YouTube gibt es noch ein kurzes Video von seinem Besuch dort, in dem sein Befremden auch zur Sprache kommt:
Auf der Bühne in London sagte Robbie Williams, dass die Jungs von Oasis kein Problem mit ihm gehabt hätten. Eher im Gegenteil. Im Rückblick bewertet Robbie dieses Erlebnis als «Beginn seines neuen Lebens». Oder, genauer: «Ich machte mich auf den Weg mit einer Flasche voller Champagner und einer Tasche voller Kokain, bereit, insane in the membrain zu werden. Ich ging zum Glastonbury, um das zu beginnen, was mein neues, besseres Leben werden sollte. Was ich damals noch nicht wusste. Und mit diesen Typen habe ich dabei eine Menge abgehangen.»