Veröffentlicht am 14. Juli 2022

Pop-Punk ist zurück! Und zwar besser als zuvor ...

Acts wie Machine Gun Kelly, WILLOW (Foto), aber auch die deutsche Newcomerin Esther Graf sorgen gerade dafür, dass man Pop-Punk wieder cool finden kann. Ein Genre, bei dem viele einst die Nase rümpften.

Journalist
193

Wer sich zu den Hochzeiten von Pop-Punk lautstark zum Genre bekannte, wurde nicht selten verlacht oder verachtet. Denn Pop-Punk war für viele schon immer das Grauen und der heiße Scheiß zugleich. Egal ob Offspring, Weezer und Green Day in den 90ern oder Blink-182, Avril Lavigne, Good Charlotte, Paramore und Sum 41 in den Nullerjahren – immer wurden sie von jungen Menschen geliebt und gleichzeitig von vermeintlichen Rock-, Grunge- und Punk-Puristen mit großer Leidenschaft gehasst.

Ein «Klassiker» des Pop-Punk-Genres: Blink-182 frei schwingend im Video zu "All The Small Things"

Und immer (wieder) dabei: Travis Barker

Seitdem die junge Künstlerin WILLOW (Foto), Tochter von Will und Jada Pinkett Smith, im vergangenen Jahr mit «lately I feel EVERYTHING» ein (ast-) reines Pop-Punk-Album rausbrachte und Machine Gun Kelly mit «Tickets To My Downfall» schon 2020 die US-Charts stürmte, muss man sagen: Pop-Punk ist zurück und riecht nicht mal muffig. Eher im Gegenteil: Bei TikTok entdecken junge Kids die alten Helden wie Blink-182 und Co. und deren Ex-Drummer Travis Barker hat sich in den letzten Jahren gar zum Mentoren des Nachwuchs gemausert, der mit den meisten der hier genannten Acts bereits Songs oder gar ganzen Alben aufgenommen hat. Ausserdem hat auch Avril Lavigne – die mit Songs wie «Sk8er Boi» frühe Teenager-Pop-Punk-Hymnen schrieb – die Zeichen der Zeit erkannt und ihr aktuelles Album «Love Sux» in diese Richtung gedreht. Auch hier bei diversen Auftritten und auf der Platte dabei: Travis Barker. Avril Lavigne sagt in einem Interview über die Zusammenarbeit: «Nun, alles begann damit, dass Blink-182 eine meiner Lieblingsbands war. Und ich habe Travis meine ganze Karriere lang bewundert. Wir haben zusammen an 'The Best Damn Thing' gearbeitet und er hat Schlagzeug gespielt. […] und die Zusammenarbeit im Studio hat uns einfach so viel Spass gemacht. Jetzt bin ich bei DTA Records unter Vertrag, seinem Label. Das passte einfach perfekt. Ich denke, auch auf kreativer Ebene passen wir zueinander. Er versteht mich.»

Avril Lavigne mit Drummer, Produzent, Label-Boss Barker im Video zu «Bite Me»

Der Pop-Punk-Nachwuchs ist spannender und diverser unterwegs

Man sieht es zum Beispiel, wenn man sich die ersten Reihen eines Konzerts von Olivia Rodrigo anschaut, oder wenn man einen Blick auf junge Pop-Punk-Bands wirft: Das Publikum, aber auch das Genre an sich ist heute vielfältiger, feministischer, jünger und damit auch spannender als die ursprünglichen Wellen. In Amerika sorgt zum Beispiel in gut informierten Kreisen die Band Meet Me @ The Altar für Begeisterung. Edith Johnson, Téa Campbell und Ada Juarez lernten sich im Internet kennen und machten ab 2015 zunächst fast nur dort Musik. Mittlerweile ist die Band, die oft mit Paramore verglichen wurde, auf gutem Kurs und im Kreis ihrer Vorbilder: Sie wurden von Fueled By Ramen gesignt – jenem Label, das schon viele Alben von Paramore, Fun. und Fall Out Boy veröffentlichte.

Edith Johnson, Téa Campbell und Ada Juarez alias Meet Me @ The Altar

Pinkshift aus aus Baltimore um Sängerin Ashrita sind ein weiterer Schlag gegen die spiessigen, weissen Wurzeln des Punk-Pops. Ashrita wurde von vielen der oben genannten Bands aus den 90ern und den Nuller-Jahren geprägt und bringt mit ihren Bandkollegen von Pinkshift Teenage Angst, Bock, Mental Health Issues und Wut in perfekter Balance zusammen.

Bei PInkshift aus Baltimore schlägt das Pendel mehr in Richtung Punk als Pop

Aber auch im deutschsprachigen Raum gibt es gute Beispiele, wie Pop-Punk mit deutschen Texten funktionieren kann. Esther Graf hat diesen Sound schon auf ihrer EP «Red Flags» ausprobiert und gerade die Single «sad = sexy» veröffentlicht, die auf eingängige, schnelle Gitarren und einen brutal catchy klingenden Refrain setzt, der zudem lyrisch auf diese Emo-Vibes setzt, die sich schon immer gut mit dem Genre vertragen haben. Allesamt gute Belege für unsere These: Pop-Punk ist wieder da! Und besser als zuvor …

«sad = sexy» = Pop-Punk?

Gefällt dir der Artikel?