Veröffentlicht am 26. Mai 2023

Peter Fox singt «Love Songs» und will mehr Steuern zahlen

Anfang der Woche stellte sich Peter Fox in Potsdam den Fragen der Presse und sprach mit dem deutschen Magazin «Der Spiegel» über sein neues Album «Love Songs», das am Freitag erscheint. Dabei wurde es hin und wieder durchaus politisch.

Journalist

Wenn man sich anschaut, wie Peter Fox seit seinem Überraschungsrelease von «Zukunft Pink» auf den Release eines neuen Albums zuarbeitet, merkt man schnell: Der Mann lässt sich nicht hetzen. Er macht alles in seinem Tempo und nach seinen Regeln. Was eben auch bedeutet: Im deutschsprachigen Raum gab es (bisher) nur ein exklusives Interview für das Wochenmagazin «Der Spiegel», das am Dienstag veröffentlicht wurde, und am gleichen Tag eine Pressekonferenz in Potsdam. Aber nun hat das Warten ein Ende: Am Freitag erscheint «Lovesongs» – fast 15 Jahre nach dem Solodebüt des Seeed-Sängers «Stadtaffe».

«Vieles auf ‘Stadtaffe’ war schon auch sehr Checker- und Macho-haft.»

Auf die Frage, ob es musikalische Linien und Verbindungen zwischen «Stadtaffe» und «Lovesongs» gäbe, sagte er: «Musikalisch natürlich schon hier und da. Zum Beispiel haben wir bei ‘Kein Regen in Dubai’ wieder diese schönen Streicher, die das Album damals geprägt haben. Aber das Trademark im Sound sind diesmal eher Chöre würde ich sagen. Ich mag Streicher immer noch sehr gerne, aber irgendwie war das für mich inzwischen ein wenig durch. Ich wollte auf jeden Fall, dass man dem Album anhört, dass es von Menschen in einem Studio eingespielt wurde, also kein Laptop-Produkt ist.» Inhaltich ginge es jedoch, wie der Titel schon erkennen lässt, um andere Themen als noch auf «Stadtaffe». Hier – und bei vielen anderen Themen – zeigt sich Fox sehr selbstreflektiert: «Vieles auf ‘Stadtaffe’ war schon auch sehr Checker- und Macho-haft, auch wenn ich in meinen Augen schon immer versucht habe, nicht den Oberchef zu geben, sondern das Status-fixierte Affengehabe humorvoll zu betrachten und Klischees zwischen Männern und Frauen zu benennen – aber klar, manche Sachen von damals funktionieren heute auch einfach nicht mehr für mich.»

«Love Songs» statt «Zukunft Pink» als Titel

Den Titel des Albums erklärt er damit, dass es ja definitiv nicht genug Liebe auf der Welt gäbe, deshalb dachte er, «Love Songs» sei ein guter Titel. Und er gibt zu: «Erst wollte ich es ‘Zukunft Pink’ nennen, aber dadurch, dass ich den Song heute etwas durchgenudelt finde und wegen dieser Aneignungsdiskussion auch eine leichte graue Wolke darüber hing, hab ich das verworfen.» Er habe sich dann gefragt: «Worum geht es bei den Liedern? Was willst du vermitteln? Liebe. Also: ‘Love Songs’.»

Zu alt für das Live-Game, aber trotzdem noch Bock drauf

Im Interview mit «Der Spiegel» sagte Peter Fox, er fühle sich eigentlich zu alt für das Touren und Albenmachen. Vor allem, wenn er seine junge Band sehe oder sich die Moves der jungen Rapper:innen so anschaue. Auf die Frage einer Kollegin, warum er dann doch auf Tour gehe, sagte er grinsend: «Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich keine klare Antwort habe.» Er habe schon «das Gefühl, dass ich eigentlich zu alt dafür bin. Aber auf der anderen Seite macht es mir halt auch trotzdem noch echt viel Spass.» Was danach kommt, lässt er ein wenig offen – bzw. Fox lässt durchscheinen, dass es keine ausgemachte Sache ist, danach wieder mit Seeed aufzunehmen: «Ich weiss, das klingt jetzt doof, weil ich das 2008 auch über meine Solokarriere gesagt habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich so was wie hier nicht noch mal machen werde. Damals hatte ich keinen Bock mehr auf das Solo-Popstar-Sein und hatte wieder Lust, eine Seeed-Platte zu machen. Inzwischen glaube ich, ich habe bald wirklich alles erzählt und finde auch andere Dinge im Leben spannend.»

«Tax me now!»

Im Laufe der Pressekonferenz und des «Spiegel»-Interviews wurde es auch immer wieder politisch. Peter Fox äusserte grossen Respekt vor dem deutschen Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck von den Grünen, weil dieser wie viele andere, wirklich mit mühevoller Politikarbeit Dinge verändere. Und wer sich gewundert hatte, warum Peter Fox in «Zukunft Pink» irgendwann singt «Tax me now!» (also: Besteuere mich, jetzt!), bekam im Interview und auf der Pressekonferenz eine Antwort. Im «Spiegel» sagte er: «Ich habe ein dickes Haus und ich verdiene genug Geld, dass ich definitiv mehr Steuern zahlen könnte. Ich möchte mich mit Leuten connecten, die das genauso sehen, sodass wir der Politik gemeinsam Beine machen: Wir legen offen, was wir verdienen und sagen, welchen Steuersatz wir für angemessen halten. Der kann nach oben offen sein. Das Geld kommt dann in einen Fonds und kann international oder national zum Beispiel für diejenigen verwendet werden, die unter Energiekrise oder Inflation besonders zu leiden haben. Ich habe momentan nicht die Zeit, Leute anzuschreiben, aber wenn die Tournee vorbei ist, würde ich das gerne angehen. Und ich freue mich über jeden, der anruft und sagt: ‘Hey, sehe ich genauso und bin dabei.’ Solidarität ist der Schlüssel zu fast allem, denke ich.»

Peter Fox wird am 5. Juni im Volkshaus in Zürich spielen. Das Konzert ist leider bereits ausverkauft. Ausserdem spielt er jedoch am Freitag dem 30. Juni als Headliner auf dem OpenAir St. Gallen. Die Tagestickets dafür sind bereits ausverkauft, aber es gibt hier noch 4-Tagespässe.

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