Veröffentlicht am 07. Dezember 2022

Trip trifft Kunst: Die Beatles haben drei neue Musikvideos

Re-Releases betagter Alben haben zum Jahresende hin Hochkonjunktur. Und auch wenn all die Box Sets häufig nett anzuschauen sind und sich gut unter dem Weihnachtsbaum machen, so bieten sie selten wirklich Neues. Wie man es richtig macht, zeigen die Beatles.

Journalist

Gut 50 Jahre ist es her, dass sich die Beatles aufgelöst haben und fast ebenso lange werden die Fans der Band mit Neuauflagen, Re-Issues und Compilations deren Platten gemolken. Bei den meisten davon darf die Relevanz und Notwendigkeit durchaus debattiert werden, für den neuesten Release fallen die Meinungen aber überraschend unisono aus und dass zurecht: Die 2022er Revolver Special Edition beleuchtet nicht nur verdienterweise eins der eher vernachlässigten Beatles-Alben (sofern es das denn überhaupt gibt), sondern verpasst diesem auch gleich eine derart verschwenderisch grosse Ausstattung, dass selbst John Lennon kurz seine Kapitalismus-Einstellung überdenken würde.

Insgesamt vier verschiedene Versionen stehen zur Auswahl, wobei vor allem die Super Deluxe-Variante einschenkt. Für knapp 200 Stutz gibt es satte 63 Songs auf fünf CDs (oder vier Vinyl-Platten), inklusive Hardcover-Buch und Schuber, alles zusammen in etwa so schwer wie ein Meerschweinchen. Die neu gemixten Songs klingen clean und knackig, aber Monumentalwerke wie «Eleanor Rigby» und «Yellow Submarine» können halt nur minimal verbessert werden.

Audio, Video, Retro

Die eigentliche Aufmerksamkeit des Re-Release sollte ohnehin den begleitend erscheinenden, neuen Musik-Clips zugebracht werden. Soeben kam mit «Here, There And Everywhere» der Dritte davon heraus, dieser zündet abermals todschicke Vintage-Animationen und begleitet dabei den Tour-Alltag der Beatles. Verantwortlich dafür ist das Londoner Studio Trunk Animation, das bereits die Musik von den Rolling Stones, Kylie Minogue und Blur visuell in die Meisterklasse gehoben haben.

Ähnlich beeindruckend gibt sich auch das neue Video zu «I'm Only Sleeping» , in dem Em Cooper die Band in trippy Ölfarben auferstehen lässt. Dafür hat die Künstlerin jeden Frame, über 1'300 Stück an der Zahl, einzeln gemalt – ein Unterfangen, dass mehrere Monate dauerte.

Den Start der Serie machte am 14. Oktober Danny Sangras Interpretation von « Taxman» . Für zwei Minuten und 43 Sekunden knallen klassische Beatles-Bildsprache und semi-moderne Popkultur-Visuals aufeinander.

Ob noch weitere derartige Kunstwerke anstehen, ist derzeit nicht bekannt, sicher ist aber, dass MTV niemals sein Musikprogramm eingestellt hätte, wenn das schon damals der Benchmark für Videoclips gewesen wäre.

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