Veröffentlicht am 19. Mai 2022

Nacht&Leben – Kinker Club: Hart mit Herz

Alex Flach kennt die Schweizer Clubszene wie kein Zweiter. In seiner Kolumne stellt er diesmal eine der wohl relaxesten Locations der Schweiz vor.

Alex Flach

Alex Flach ist seit 25 Jahren Teil des Nachtlebens und hat 10 Jahre lang im Tages Anzeiger über selbiges geschrieben. Er ist Chefredaktor des Barkeeper-Magazins DRINKS Schweiz und Kommunikations-Verantwortlicher für diverse Clubs und Kulturbetriebe. Für Starzone nimmt er sich in der Kolumne Nacht&Leben das Geschehen hinter Club- und Bartüren zur Brust. (Foto: Dejana Gfeller)

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Alex Flach ist Zürcher Cluboriginal und Sprecher verschiedener Locations.

Dass Basel über ein herausragendes Nachtleben verfügt, hat sich dank Clubs wie dem Elysia, dem Viertel oder dem Nordstern im Land längst rumgesprochen. Mit dem Kinker hat dort vor einiger Zeit, in Münchenstein und unweit des Elysia ein Club eröffnet, der just während des stark eingeschränkten Pandemie-Betriebes einen ureigenen Weg eingeschlagen hat und, der nun damit Erfolge feiert.

Auf den ersten Blick weist im Kinker nichts darauf hin, dass hier alles etwas anders ist als anderswo. Ein schlichter aber mit Geschmack ein- und aufs Tanzen ausgerichteter Club. Gute Lichtanlage, ebensolches Soundsystem, eine grosszügige Bar… Club-Business as usual, halt.

«Hier knutschen Männer mit Männern und Frauen mit Frauen»

Alex Flach

Aber dann, Samstagabend um 23 Uhr (demnächst wird das Kinker auch am Freitag öffnen) tut sich hier auf zwei (bald drei) Floors eine von Techno auf 140+ bpm (sie nennen ihren Sound simplifizierend und völlig zu Recht Hard Techno) untermalte Nachtwelt auf, die ein repräsentativer Blick in die Nahe Zukunft des Clubbings und der elektronischen Musik ist.

Das Kinker-Volk liebt seine Musik hart, ist LBGTQ-offen und in alle Richtungen tolerant, aber ohne dies den Leuten auf lehrerhafte Weise aufs Auge zu drücken. Man ist einfach so, man kennt es nicht anders und Aufgeschlossenheit ist sowieso das Wichtigste. Hier knutschen Männer mit Männern und Frauen mit Frauen und es ist ganz und gar (man verzeih mir den Ausdruck) scheissegal, woher man kommt, wie man aussieht oder was man im Alltag darstellt – man ist beim Übertreten der Türschwelle schwuppdiwupp Teil der Community.

Die harte musikalische Techno-Gangart, die die Grossstädte in Europa bereits erobert hat und die sich nun endlich und auch dank des Kinker auch hierzulande durchsetzt, wird hier von DJs wie Stella Bossi, Nusha, Daniella da Silva, Fatima Hajji und Callush intoniert und dem Geneigten und der Geneigten dürfte bereits aufgefallen sein, dass das alles Frauen sind. Ja… das Kinker dürfte tatsächlich der einzige Club im Land sein, in dem mehr Frauen in der Booth stehen als Männer.

Wobei das wahrscheinlich nicht mal Absicht ist, sondern purer Zufall und genau dies macht diesen Club mit seinem gänzlich unentspannten, energetischen Sound zu einer der relaxtesten Locations der Schweiz.

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