Veröffentlicht am 20. November 2023

KATSEYE: Die Schweiz hat jetzt ein K-Pop-Idol

Am Wochenende ging das Finale der amerikanisch-koreanischen Casting-Show «The Debut: Dream Academy» über die Bühne. In der Besetzung der neuen Band KATSEYE ist mit Manon Bannerman auch eine Schweizerin. Hinter dem Projekt stehen das US-Label Geffen und HYBE – also die Firma, die uns K-Pop-Stars wie BTS und New Jeans gebracht hat.

Journalist
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Natürlich muss man ein wenig vorsichtig sein mit der Zuschreibung K-Pop, wenn man über die neu gegründete Girlgroup KATSEYE schreibt. Die Labels HYBE und Geffen – die sie mit der Webshow «The Debut: Dream Academy» gecastet, ausgebildet und in einem längeren Prozess final zusammengestellt hat – reden eher von einer «Global Girl Group». Und tatsächlich ist die Besetzung, die am frühen Samstagmorgen unserer Zeit in einer Finalshow gesucht und gefunden wurde, eher international aufgestellt. Mit dabei sind: Daniela Avanzini (USA) Lara Rajagopalan (USA) und Megan Skiendiel (USA), Yoonchae Jeong (Südkorea); Sophia Laforteza (Philippinen) und Manon Bannerman (Schweiz). Allerdings sind in diesem Prozess einige der grössten Player im koreanischen Pop vertreten und auch grosse Teile der Ausbildung, die bereits zwei Jahre vor der eigentlichen Show begann, orientieren sich an der langjährigen Ausbildung koreanischer Idols. Deshalb kann man vielleicht doch ein wenig überspitzt sagen: Die Schweiz hat mit Manon Bannerman (die wir euch hier schon einmal vorgestellt haben) jetzt ein K-Pop-Idol.

Manon Bannerman (dritte von rechts) im Kreise ihrer Kolleginnen von KATSEYE  - HYBE x Geffen Records
Manon Bannerman (dritte von rechts) im Kreise ihrer Kolleginnen von KATSEYE - HYBE x Geffen Records

Solide Fanbase im Netz

Manon überzeugte dabei nicht nur in den ersten Gruppen-Performances, die als «Missions» deklariert wurden und so etwas wie Prüfungen waren. Meistens coverte dort eine Zusammenstellung der noch aktiven Kandidatinnen bekannte Pop-Hits wie «Buttons» von The Pussycat Dolls, «Wannabe» von den Spice Girls, aber auch K-Pop-Hits wie «OMG» von New Jeans oder «Pink Venom» von Blackpink. Wer weiterkam, entschieden die an der Show beteiligten K-Pop-Experten, aber auch das Publikum, das über Plattformen wie Weverse abstimmen konnte. Manon hatte bei den Performances oft ein wenig Pech: Nicht, weil sie nicht überzeugend performte, sondern weil ihre Vocal-Anteile manchmal recht übersichtlich waren, was der jeweiligen Songstruktur geschuldet war. Es zeichnete sich allerdings schon früh ab, dass Manon eine solide Fanbase mitbrachte und diese zu begeistern wusste. Das lag zum einen daran, dass Manon schon ein wenig Tumblr- und Insta-Fame mitbrachte, zum anderen aber auch daran, dass viele junge PoC in ihr ein Vorbild sehen und sie vor allem bei TikTokk mit Voting-Aufrufen unterstützten. Ihre guten Performances und ihre Entwicklung innerhalb der Show taten dann das Übrige, um auch die Jury zu überzeugen.

Zehn Kandidatinnen im Finale

Beim Finale traten schliesslich die letzten zehn Kandidatinnen an. Performt wurden diesmal eigens für «The Debut: Dream Academy» geschriebene Songs. In der etwas rührseligen Ballade «All The Same» waren alle zehn zu sehen, danach wurden sie wieder auf kleinere Konstellationen verteilt. In der gut 90-minütigen Webshow, die man noch immer komplett ansehen kann, werden dabei die Stärken und Schwächen dieses Formats deutlich. Die Jury des Projekts war sicherlich hochklassig: Vor allem der für HYBE arbeitende Choreograph Son Sung-deuk, der einige der ikonischen BTS-Videos choreografierte, ist eine grosse Nummer und versteht sein Handwerk. Die Umsetzung war allerdings mehr Web- als TV-Show und wirkte, vor allem im Kontrast zu den hehren Zielen der Show, manchmal fast etwas zu billig. Was aber überzeugte: die Performances der Kandidatinnen. Da schmerzte es immer wieder mal, wenn jemand sehr hart abserviert wurde – wie man das von ähnlichen Shows, vor allem aus Südkorea, aber nun mal leider kennt.

Debütsingle und Netflix-Dokumentation im nächsten Jahr

Der grosse Aufschlag für KATSEYE und damit auch für Manon wird dann 2024 ins Haus stehen. In den kommenden Wochen werden die sechs Musikerinnen von KATSEYE ihr Debüt aufnehmen – sicherlich mit einigen der etablierten Songwriter:innen und Produzent:innen der K-Pop-Hitmaschine. Die Veröffentlichung ist für 2024 geplant. Ausserdem wird der Entstehungsprozess der Girlgroup das Thema einer kommenden, noch unbetitelten Netflix-Dokumentationsserie sein. Regie führt dabei die preisgekrönte Filmemacherin Nadia Hallgren, die für Netflix schon eine viel beachtete Dokuserie über Michelle Obama namens «Becoming» machte. Die von HYBE, Interscope Films und Boardwalk Pictures produzierte Serie soll im Jahr 2024 Premiere feiern. Was musikalisch von KATSEYE zu erwarten ist, liess sich schon bei den in der Show gezeigten Songs wie «Girls Don’t Like» erkennen, wo Manon bei «Dirty Water» eine zentrale Rolle spielte.

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